Pokémon: Meisterdetektiv Pikachu
Griffel, Glurak und Glumanda…? Enton, Evoli, Bisasam und Snubbul…? Na klar, ausgewiesene Experten wissen gleich worum es hier geht. Nämlich um die “Taschenmonster” aus Nintendos Franchise Pokémon, das schon Sammelkarten, Videospiele, Zeichentrickserien und wirklich allen möglichen Kram hervorgebracht hat. Spätestens beim Namen des putzigen, gelben E-Kaninchen Pikachu (und natürlich nach der Pokémon Go-Welle 2016/2017) fällt der Groschen aber längst auch beim allergrößten Rest der Bevölkerung.
Im vorigen Jahr erschien mit “Meisterdetektiv Pikachu” schließlich ein Kinofilm auf aktuellem Stand der Technik — eine Realverfilmung mit sehr gut umgesetzten CGI-Pokémons — als Adaption eines Konsolenspiels von “The Big N”. Der Comic, um den es hier nun geht, ist wiederum die offizielle Adaption des Films als Comic.
Zunächst kurz zur Handlung: Tim Goodman lebt bei seiner Oma auf dem Land. Seinen Kindheitstraum zu verwirklichen und Pokémon-Trainer zu werden, hat er nie verwirklicht. Stattdessen macht er einen unspektakulären Bürojob. Eines Tages bekommt er die Nachricht, dass sein in der Stadt lebender Vater bei einem Autounfall ums Leben gekommen sein soll. Also macht er sich auf den Weg nach Ryme City, wo Pokémons und Menschen nach der Idee von Stadtgründer Howard Clifford in Harmonie zusammen leben und arbeiten.
Im Appartement seines Vaters stößt Tim dann auf Pikachu und gerät außerdem versehentlich mit einem mysteriösen Gas in Kontakt, das irgendwie mit Papas letztem Fall in Zusammenhang steht. Das sorgt dafür, dass er Pikachu nicht, wie alle anderen, nur ständig “Pika Pika” sagen, sondern richtig sprechen hören kann. Pikachu ist sich sicher, dass Tims Detektiv-Partner (Tims Vater) noch am Leben ist, und so haben die beiden einen gemeinsamen Fall zu lösen…
Der Comic erzählt den Film, der als “Film zum Videogame” erstaunlich gut gelungen war, haargenau nach. Was der Comic zeigt, war auch im Film zu sehen — oder anders gesagt: Mehr als der Film gezeigt hat, bietet der Comic nicht. Ich finde nicht unbedingt, dass man vom Comic zusätzliche Szenen o.ä. erwarten konnte, allerdings wirkt der Comic durch die genaue Nacherzählung etwas versteift — zumindest geht einem das wohl so, wenn man den Film zuvor gesehen hat.
Dazu kann man nur vermuten, dass es auch eine Herausforderung war, die Szenen alle in ausreichender Ausführlichkeit im Buch unterzubringen. So erscheint das also ein bisschen gestaucht. Die Komik in den Szenen, in der Tim auf (den unerwarteterweise mit ziemlich tiefer Stimme sprechenden) Pikachu trifft, lässt sich natürlich auch nur eingeschränkt ins Buchformat übertragen. So hatte es der Film sicher einfacher, einen gewissen Charme zu versprühen.
Optisch sind die Innenseiten, wie ich finde, sehr gut gelungen. Die Zeichnungen stammen vom Chilenen Nelson Daniel, der von den bislang hier besprochenen Büchern an “Joe Hill: Das Cape” (als Kolorist) und “Joe Hill: Das Cape 1969” (als Zeichner) mitgearbeitet hat. Stilistisch geht das hier aber natürlich in eine etwas andere Richtung, vor allem auch, weil er passenderweise etwas Manga in den sonst amerikanischen Comic mischt.
Am Schluss kann ich mich recht entschließen, wie ich den Comic einschätzen soll. Im Grunde ist es eine schöne Comic-Fassung des Films und für Pokémon-Fans sicher eine feine Sache für die Sammlung. Als “Buch zum Film” bietet er eben keinen wirklichen Mehrwert und weniger Charme als die Vorlage. Wer den Film noch nicht gesehen hat, wird von diesem Manko aber wohl nichts spüren und bestimmt auch seinen Spaß beim Lesen haben.Viele weitere Comic-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index…