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Rover Red Charlie

Rover Red Charlie - Tribe Online MagazinIn irgendeiner Forschungseinrichtung kommt es zum Gau und ein irrsinnig gefährlicher Virus bricht aus, greift schnell um sich und verwandelt alle Infizierten in hirnlose, sabbernde und röchelnde Zombies. Der Untergang der Menschheit scheint besiegelt, doch ein bunter, sich hin und wieder dezimierender Haufen von Überlebenden schlägt sich tapfer durch die Straßen der Großstadt-Ruinen.
Zombie-Stories gibt es wahrlich zuhauf und laufen oft nach diesem bewährten Schema ab — sei es der Klassiker “Die Nacht der lebenden Toten” oder die moderne Kult-Serie “The Walking Dead”. Hier und da gibt es aber auch frische Ansätze, mit denen das Zombie-Genre ein bisschen angereichert und aufgelockert wird (z.B. “Key of Z” oder noch mehr “iZombie”). Den Award für alternative Zombie-Story-Ideen dürfte derzeit allerdings Garth Ennis verdient haben. Die Idee, die Apokalypse aus der Perspektive der besten Freunde des Menschen zu schildern, klingt jedenfalls unbestritten reizvoll.

Die besten Freunde der Menschen, das sind in diesem Fall Rover, Red und Charlie, deren Herrchen allesamt ganz plötzlich in einer New Yorker U-Bahn-Station von der Zombie-Welle überrascht werden — wie natürlich alle anderen Anwesenden und sogar alle übrigen Einwohner der Stadt auch. Die Menschen drehen förmlich durch, Stiften Chaos und Zerstörung und begehen schließlich Suizid.
Von den Geschehnissen verstört, beschließen die drei Freunde — man kannte sich bereits aus dem Park, sich gemeinsam durchzuschlagen und irgendwo einen normal gebliebenen “Fütterer” zu finden, der fortan für sie sorgen kann. Und da sie aufschnappen, dass es an irgend einem gelobten Ort in der Ferne noch solche Fütterer geben soll, machen sie sich gemeinsam gleich auf die gefährliche Reise…

Dass “Rover Red Charlie” kein “My Little Pony” nur mit Hunden ist, versteht sich beim angekündigten Thema und Garth Ennis (“Crossed”, oder auch “Stichted”) als Autor von selbst. Sicherheitshalber ist aber auf der Rückseite noch das Horror-Prädikat “Empfohlen ab 18 Jahren” zu finden — schließlich sind einige Szenen durchaus explizit bebildert.
Neben dem Klappentext ist aber auch noch ein kurzer Auszug aus einer Rezension abgedruckt, in der das Buch als “furchteinflößend” beschrieben wurde. Trotz der düsteren Szenerie und der hin und wieder gezeigten Gewalt, kann ich mich mit diesem Adjektiv allerdings überhaupt nicht anfreunden. Im Zentrum steht klar die Freundschaft der drei Hunde und die notgedrungene Abnablung der Großstadt-Kläffer von der Rasse der Dosenöffner. Im Endeffekt hat die Story für meine Begriffe daher eher etwas von Jugend-Abenteuerfilmen à la “Stand By Me” oder “Die Goonies”.

Wer mit Erwartungen an einen (Zombie-)Horror an diesen Comic geht, wird daher möglicherweise etwas enttäuscht oder zumindest überrascht werden. Durch die Hunde-eigene Sprache — “Fütterer” habe ich ja bereits erwähnt; außerdem werden Flüsse und das Meer “Platsch” genannt, Hühner “Pick-Picker”, Katzen “Faucher”, usw. — bekommt das Ganze schließlich tatsächlich noch etwas leicht Putziges, zumal die hündische Natur auch noch ein wenig Humor hineinbringt (“Wie ist mein Hintern, Kumpel? Wie ist er?”).
Jedenfalls war ich beim ersten Durchlesen des Buches bis ungefähr zur Hälfte der Seiten etwas ratlos. Ein zweiter Durchgang mit einer klareren Vorstellung dessen, was mich erwartet, war dann aber wesentlich besser. Allerdings stellte ich mir dabei die Frage, welches Leser-Publikum denn nun das richtige wäre: Die Horror-Freunde? Wie gesagt, aus genannten Gründen eher weniger… Der Hunde-Fan? Möglicherweise. Der wird bei so mancher Szene aber verständnislos den Kopf schütteln.

Am ehesten aber noch die! Schließlich wirkt die Abenteuer-Fabel “Rover Red Charlie” richtig authentisch. Zum einen liegt das an den Zeichnungen von Michael DiPascale, die die Hunde und ihr Verhalten sehr realistisch wiedergeben. Zum anderen hilft dabei aber auch die schon erwähnte Hunde-Sprache und das “Ich bin ein Hund!”, das die Vierbeiner zum Ausdruck jeglicher Gefühlslagen (gefühlt 1000 Mal im Buch) bellen. So wird nämlich deutlich, dass es sich hier immer noch um Hunde handelt, die das Chaos noch wesentlich weniger begreifen können als ein Mensch. Insofern kommt vor dem herzerweichenden Happy End schon auch einige Spannung auf!Viele weitere Comic-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index

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Über den Autor des Beitrags

Gerald

Hört so ziemlich alle Genres querbeet, von Heavy bis Electro, von Folk-Pop über World und Rock bis Hip-Hop. Ehrliche, handgemachte Musik ist aber noch die beste und Radio-Rotation ist evil. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Ist zudem hauptsächlich für unsere Comic-Abteilung verantwortlich und spielt hin und wieder auch gerne mal an der (Nintendo-)Konsole.

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