Scotland Yard
Mit dem Splitter-Double “Scotland Yard” entführt uns der Bielefelder Verlag nach den Doppelbänden “Sherlock Holmes” und “Jack The Ripper”, sowie der Reihe “Malcolm Max” aufs Neue in das London des zu Ende gehenden 19. Jahrhunderts – genau gesagt ins Jahr 1889. Diesmal steht die ruhmreiche Polizeibehörde Scotland Yard und natürlich ein bzw. zwei ihrer Fälle im Mittelpunkt.
Der ganze Schlamassel beginnt mit einem Transport einiger Häftlinge aus dem Newgate Gefängnis. Die Kutsche wird überfallen, der verantwortliche Yard-Inspektor Tobias Gregson landet bewusstlos im Krankenhaus und sein Kollege sowie einer der harmloseren Gefangenen kommen sogar ums Leben. Zwei weitere Gefangene allerdings entkommen: Carfax, ein “Sadist schlimmster Sorte”, wie es der Psychiater beschreibt, und Renfield, gegen den Carfax “ein Waisenknabe” ist. Zwei irre Monster in London. Der Yard ist natürlich in Aufregung.
Während Gregson von seinem Vorgesetzten Lestrade Unfähigkeit vorgeworfen bekommt, erhält er von dessen Chef – Commissioner Fix – wiederum Rückendeckung. Er hält an dem smarten Inspektor fest und betraut ihn, zusammen mit einem neuen Team, mit der Jagd auf die Flüchtigen.
Mit dabei sind der kluge Psychiater Dr. John Seward, dessen hübsche wie warmherzige Assistentin Faustine Clerval und Wiggins, ein Straßenjunge, der an dem Überall auf den Transport beteiligt war, sich nun aber für die andere Seite entschloss.
Um den beiden Psycho-Killern das blutige Handwerk zu legen, beschreitet Gregson eher unkonventionelle Wege. Schließlich geht er sogar einen Pakt mit der Londoner Unterwelt ein. Colonel Moran, ehemals rechte Hand des aus den Sherlock Holmes Geschichten bekannten Professor Moriarty, sagt ihm seine Hilfe zu.
Jede Hilfe scheint willkommen, denn bei zwei mordenden Geisteskranken in einer Großstadt ist Eile geboten…
Das Buch ist in zwei Kapitel aufgeteilt. Während in Teil 1 die Vorgeschichte Platz findet und anschließend der Fall Carfax behandelt wird, dreht sich im zweiten Kapitel alles um den abscheulichen Renfield.
Mit zeitlichen Sprüngen und eingeworfenen Erinnerungen ist die Geschichte interessant aufgebaut. Vor allem in den spannenden Szenen wirkt die Erzählweise und die Bebilderung sehr filmisch. Die aquarellartigen Zeichnungen sind oft pro Doppelseite in einen einheitlichen, an die Szenerie angepassten Farbton (oder auch mal Grautöne) getaucht und nur wenige weitere Farben hinzugefügt. Besonders gelungen, was die optische Erscheinung betrifft, ist auch die ansprechende und abwechslungsreiche Aufteilung der Panels. Zum Beispiel werden die wirren Szenen mit den irren Schlitzern in schrägen, unruhigen Panels gezeigt. Außerdem gibt es viele über die Ränder hinausgehende oder großflächig über den Hintergrund gespannte Zeichnungen.
Die etwas andere Story von “Scotland Yard”, eine Geschichte zwischen Krimi, Thriller und Horror, und fast noch mehr die optische Aufbereitung sind wirklich ein Genuss. Besonders denjenigen, die sich auch noch in der oft beschriebenen Umgebung des viktorianischen Londons wohl fühlen, sei das Buch wärmstens empfohlen.
Einige andere, hier schon zum Teil genannten Figuren der Zeit werden zumindest erwähnt. Und dann – so viel sei verraten – gibt es auch noch ein gelungenes Ende mit einem tollen Link in die reale Geschichte.
Ein paar Seiten als Leseprobe bekommt ihr auf der Verlagsseite zum Buch.Viele weitere Comic-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index…