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The Amazing Screw-On Head und andere seltsame Dinge

Mit “Hellboy”, dem roten Monster- und Nazijäger direkt aus der Hölle, schuf Mike Mignola seit Mitte der Neunziger Jahre seinen größten Comic-Erfolg — und den Grundstein für ein ganzes “Mignolaversum”. Zusätzlich zu den beiden Sammelbänden seiner aktuellen Vampirjäger-Serie “Baltimore” erscheint bei Cross Cult mit “The Amazing Screw-On Head und andere seltsame Dinge” nun auch eine Sammlung einiger Kurzgeschichten aus Mignolas Feder in deutscher Sprache.

In der Titelgeschichte geht es um einen Agenten im Dienst von US-Präsident Abraham Lincoln. Screw-On Head ist eigentlich nur ein Roboterkopf (im 19. Jahrhundert, wohlgemerkt), der, ähnlich einer Glühbirne, auf verschiedene Körper geschraubt werden und so verschiedene Aufgaben erledigen kann. Diesmal muss er seinen großen Rivalen Imperator Zombie daran hindern, ein antikes Juwel zu finden, das diesem übernatürliche Kräfte und somit die Weltherrschaft bescheren könnte.

© Cross Cult

Die “anderen kuriosen Objekte” (bzw. “anderen seltsamen Dinge”, wie es im Untertitel heißt) entsprechen dann fünf weiteren kurzen Erzählungen:
“Abu Gung und die Bohnenranke” erzählt in Märchen-Manier eine kleine Vorgeschichte um eine der Figuren aus dem Screw-On Head-Abenteuer. “Der Zauberer und die Schlange” basiert auf einer Idee von Mignolas siebenjähriger Tochter Katie und ist letztlich eine nette, kleine Geschichte über die Freundschaft. “Die Hexe und ihre Seele” ist eine kurze Sage mit dem Teufel auf Seelenfang. Und wie Screw-On Head auch, bietet “Der Gefangene vom Mars” wahnwitzige Science-Fiction inklusive etwas Steampunk-Flair. Diesmal mit zwei Wissenschaftlern, deren Seelen in merkwürdigen Gestalten auf dem Mars landen. Mit “In der Kapelle der kuriosen Objekte” endet schließlich die Kompilation. Es ist keine richtige Geschichte, sondern eher nur ein kurzes Outro der kleinen Geschichtensammlung.

© Cross Cult

In den Geschichten zeigen sich immer wieder Mignolas Kerngebiete Action, Gewalt und Pulp-Humor — phantastisch, absurd und auch mal etwas rührend. Die Ideen sind an sich größtenteils ganz gut. Allerdings sind die Stories meist leider nach nur wenigen Seiten (27, 9, 6, 6, 17 und 3 Seiten) zu Ende.
So bleibt am Schluss oft das Gefühl, dass man aus dem einen oder anderen Ansatz wesentlich mehr hätte machen können — allen voran natürlich die Screw-On Head-Geschichte. Dass allein diese einiges Potenzial mehr böte, zeigte die großartige, 20-minütige Pilotfolge einer (letztendlich leider nicht realisierten) TV-Serie um den Helden — dieselbe Story, zum Teil die gleichen Bilder, allerdings eben um einiges ausführlicher und ausgefeilter erzählt.

© Cross Cult

Fazit: Hinter “The Amazing Screw-On Head” steckt sicher die interessanteste Idee dieses Buches (übrigens ursprünglich eine an Actionfiguren angelehnte Idee für ein Spielzeug), aber auch die anderen kurzen Erzählungen machen durchaus Spaß.
Wichtig ist: Es handelt sich um eine Sammlung von Kurzgeschichten und nicht etwa um einen einzelnen One-Shot. Leider geht das aus der Buchbeschreibung bzw. dem Klappentext nicht deutlich hervor. Positiv wie negativ kann man sehen, dass einem so ziemlich alle Stories zu kurz erscheinen.
So richtig dürfte sich der Kauf daher nur für ausgewiesene Mignola-Fans lohnen. Die bekommen dann im Bonusteil auf ein paar Seiten übrigens noch Anmerkungen zu den Geschichten und einige Skizzen des Meisters.

Eine Leseprobe mit ein paar Seiten findet ihr auf der Verlagsseite zum Buch.Viele weitere Comic-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index

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Über den Autor des Beitrags

Gerald

Hört so ziemlich alle Genres querbeet, von Heavy bis Electro, von Folk-Pop über World und Rock bis Hip-Hop. Ehrliche, handgemachte Musik ist aber noch die beste und Radio-Rotation ist evil. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Ist zudem hauptsächlich für unsere Comic-Abteilung verantwortlich und spielt hin und wieder auch gerne mal an der (Nintendo-)Konsole.

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