The Homeland Directive
In den verschiedensten Städten der USA kommt es zu immer mehr Atemwegsinfektionen. Das dafür verantwortliche Bakterium ist bislang unbekannt und zeigt sich von Antibiotika unbeeindruckt. Gerade als die leitende Forscherin des Center for Desease Control, die Mikrobiologin Dr. Laura Regan, um Rat gefragt wird, wird sie plötzlich entführt.
Als Expertin auf ihrem Gebiet und als diejenige, die das Bakterium möglicherweise am ehesten bekämpfen könnte, wird sie von verschiedenen Regierungsorganisationen verfolgt und bedroht, andererseits aber auch von einzelnen Helfern dieser Organisationen beschützt. Ständig auf der Flucht, muss sie zusammen mit ihren Unterstützern aus dem Untergrund heraus eine Lösung für die kritische Lage finden.
Gerade die Behörde BOCA (Bureau of Consumer Advocacy), die nach 9/11 weitreichende Möglichkeiten zur Überwachung erhalten hat, macht das Unterfangen besonders schwierig. Und hierüber findet sich auch eine der Kern-Aussagen der Geschichte, die man schon durch das einleitende Zitat von Benjamin Franklin erahnen kann:
Wer bereit ist, grundlegende Freiheiten aufzugeben, um kurzfristige Sicherheit zu erlangen, verdient weder Freiheit noch Sicherheit.
Die Geschichte wird unglaublich rasant erzählt. Die Art und Weise erinnert stark an Hollywood-Thriller. Man könnte fast meinen, man hätte ein Storyboard des nächsten Blockbusters in der Hand.
Man bekommt diese Assoziation zwangsläufig. Aber eine Tatsache, die das noch fördert, ist, dass der Story-Autor Robert Venditti in den Jahren 2005/2006 schon einmal einen Comic veröffentlicht hat, der schließlich in Hollywood verarbeitet wurde: “The Surrogates”, verfilmt 2009 mit Bruce Willis in der Hauptrolle.
Wie die Faust auf’s Auge passt der eigenwillige Stil der Illustrationen zur Geschichte. Es fällt beispielsweise auf, dass Dinge und Personen im Vordergrund wesentlich detaillierter gezeichnet sind als die im Hintergrund – dort gibt es für Personen teils nur die groben Umrisse, ohne Gesicht oder andere Details. Ab und zu sind auch ausgeschnittene und verfremdete Fotoelemente als Collagenteile in die Grafiken eingefügt.
Und schließlich die Farben. Nur auf manchen Seiten wirkt die Kolorierung einigermaßen real. Der Hauptteil ist mit nur wenigen verschiedenen Farben, teils auch nur mit einer, eingefärbt. So gibt es auch für verschiedene Szenarios unterschiedliche Stile: während die Szenen Weißen Haus wie reine Bleistiftzeichnungen und sehr detailreich wirken, werden die Bilder aus Krankenhäusern in ein leicht grünliches Grau getaucht.
Fazit: “The Homeland Directive” ist ein besonderes Comic-Erlebnis. Wer es gelesen hat, hofft, und erwartet schon fast, dass auch diese Geschichte von Robert Venditti zu “großem Kino” verarbeitet wird. Wer Polit- bzw. Seuchen-Thriller mag, muss diesen hier einfach lesen. Stark!Viele weitere Comic-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index…