The Nobody
Jeff Lemires Graphic Novel “The Nobody” ist eine als Comic adaptierte Neuerzählung des Klassikers “Der Unsichtbare” (Original-Titel “The Invisible Man”) von H.G. Wells.
Im Gegensatz zur Romanvorlage dient dem Comic ein US-amerikanisches Kleinstadt-Idyll als Kulisse: Large Mouth – “Heimat des größten Barschs der Welt”. Mit der Ruhe ist es urplötzlich vorbei, als sich ein Fremder in Junes Motel einquartiert. Nicht, dass die Einwohner von Large Mouth grundsätzlich etwas gegen Fremde hätten, aber dieser…?!
Er ist komplett in Mullbinden eingewickelt und benimmt sich, bei aller vordergründigen Freundlichkeit, doch etwas seltsam. Was ist, wenn dieser John Griffen (im Original Jack Griffin) ein Verbrecher ist, der eine Zeit lang in ihrem Ort untertauchen möchte? Sind die Familien in Large Mouth noch sicher?
Die Einzige, die sich wirklich für Griffen und seine Geschichte interessiert, und die seine seltsame Erscheinung nicht abschreckt, ist die jugendliche Vickie. Doch gerade als sie einen Zugang zu ihm gefunden hat, wird die Paranoia der Kleinstädter zur “selbsterfüllenden Prophezeiung” und Griffen zum Gejagten.
Wells ordnete seinen Roman 1897 in ein Genre ein, das er selbst “scientific romances” nannte. Die Story – der Comic folgt im Wesentlichen dem Vorbild – ist von Misstrauen, Einsamkeit und Verzweiflung geprägt, und wirkt schließlich rührend und traurig.
Das Buch ist etwas größer als DIN-A5, gebunden und hat einen festen Einband. Während das Cover noch dreifarbig koloriert ist, kommen die Illustrationen im Inneren mit nur einer einzigen Farbe neben der Tusche – ein blasses Hellblau – aus.
Ingesamt ist “The Nobody” eine lohnende Lektüre. Die Geschichte dürfte vielen zwar bereits mehr oder weniger bekannt sein, die besondere Umsetzung macht das Buch aber zu einem gelungenen Stück Comic-Kunst.
Eine Online-Leseprobe findet ihr hier bei mycomics.Viele weitere Comic-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index…