Univerne 01: Paname
Stellt euch mal vor, Jules Verne wäre nie der große Schriftsteller geworden, wie wir ihn kennen. Die Welt hätte Bücher wie “20.000 Meilen unter dem Meer” oder “Die Reise zum Mittelpunkt der Erde” mit ihren phantastischen Erzählungen nicht gekannt. Was wäre aus Verne geworden?
Genau das ist die Grundidee des Comics von Autor Jean-David Morvan. Eine kurze Vorgeschichte erklärt die unglücklichen Umstände im Paris Ende der 1840er Jahre: der Verleger Pierre-Jules Hetzel kommt als politischer Flüchtling ums Leben, wodurch es nie zur Zusammenarbeit mit Jules Verne kommt, und so auch nicht zu dessen Pionierarbeiten der Sci-Fi-Literatur.
Alleine das würde als Stoff für eine Geschichte natürlich nicht ausreichen. Aber nun spinnt mal weiter… Jules Verne hätte seine Ideen eben nicht in Romanen verarbeitet sondern reihenweise zu Erfindungen umgesetzt. Univerne – eine Stadt voller wahrgewordener, Verne’scher Phantasie. Auf einer Pazifik-Insel gelegen und mit unserem verhinderten Schriftsteller alias “Nemo” als Oberhaupt.
In Morvans Geschichte hatte Univerne nur ein Problem: es zog den Neid der anderen Mächte auf sich, es kam zu einem Krieg und schließlich zum Sieg der Gegner, zur Besatzung und zur Plünderung der Erfindungen.
Hier setzt nun der erste Band an, kurz vor der Weltausstellung im Jahre 1900 in Paris – daher der Titel “Paname”, ein Name der Stadt. Unsere Protagonistin ist die Journalistin Juliette, die für einen Auftrag Nemos Frau, die in Paris hinter Gittern sitzt, besucht.
Von ihr erhält sie den Auftrag, einen Artikel zu schreiben. Das ist allerdings, wovon Juliette nichts ahnt, nur Vorwand. So ist sie, ehe sie sich versieht, Teil einer aufregenden und verschwörerischen Geschichte, in der sie von einigen dunklen Gestalten verfolgt wird und auch bald Bekanntschaft mit verborgenen Erfindungen Nemos macht.
Mehr möchte ich zur Handlung gar nicht verraten und stattdessen eher noch ein Wort zur Optik verlieren. Die Illustrationen von Zeichner Nesmo sind ansprechend gestaltet, und man kann darauf, gerade auf den beeindruckenden Splashs, viele Details der so ganz anderen Welt entdecken. Interessant auch das Stilmittel, eine zeitliche Abfolge über mehrere Panels zu erzählen, die optisch aber, denkt man sich die Unterteilung weg, ein großes ergeben.
“Univerne 01: Paname” scheint also der Anfang einer großartigen, dreiteiligen Serie zu sein, von der besonders (aber nicht nur) Steampunks angetan sein dürften. Auch das abrupte Ende mit großem Sprung zum Cliffhanger trübt diesen Gesamteindruck kaum. Wann der zweite Teil (“Big Apple”) erscheinen wird, ist noch nicht bekanntgegeben.
Beim Splitter-Verlag bekommt ihr ein paar Seiten als Leseprobe:
http://www.splitter-verlag.eu/univerne-bd-1-paname.htmlViele weitere Comic-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index…