Urban 02: Die zum Sterben Verdammten
“Die zum Sterben Verdammten” lautet der Titel des zweiten von drei Bänden der Science-Fiction-Reihe „Urban“. Auch wenn darin massenweise Menschen ihren Spaß in Myjoy suchen und auch wenn Chef Springy Fool sein “Myjoy” als Stadt des grenzenlosen Vergnügens verkauft. Es könnten mit “Die zum Sterben Verdammten” verblüffend viele Leute gemeint sein.
Zugegeben: er ist schon tot. Aber da wäre Ahn Loon Bunge, genannt Al Bungy, ein ehemaliger Polizist. Dessen Leiche überführt Lieutenant Gunnar Christiansen nach Hause zu seiner Familie in Neo-Amsterdam. Über eine Aufzeichnung von Bunges Holo-Assistentin wird Christiansen zufällig und nachträglich Zeuge des Mordes und fasst den Plan, der Sache (natürlich in Myjoy) nachzugehen…
Auch den kleinen Jungen Niels Colton könnte man zu den Verdammten zählen. Zwar lebt er im Gegensatz zu Bunge noch, aber immerhin irrt er mutterseelenallein durch die feindselige “Spaß”-Stadt. Im Straßen-Zauberer und -Unterhalter Ronald “Magic” Olif findet er einen Helfer, der allerdings eher an Niels’ gefülltem Bankkonto interessiert ist, als an dessen Unversehrtheit. Aber letztendlich geht auch Niels nur langsam aber sicher seinem unvermeidlichen Schicksal entgegen…
Und schließlich wäre da noch Zach. Der sanfte Riese, der aus dem Ländlichen nach Myjoy gekommen ist, um Urban Interceptor zu werden. Er ist immer noch auf der Suche nach der versklavten Angestellten Ishrat, der Frau mit den unzähligen Werbeaufschriften auf dem Körper, in die er sich verknallt hat.
Viel Zeit bleibt ihm aber nicht. Denn die Pflicht bzw. Springy Fool ruft. Isham El Ghellab, der letzte Urban Interceptor, hat auf der Jagd nach Antiochus Ebrahimi – inszeniert als großes Reality-TV-Format, das ganz Myjoy gespannt live verfolgt – den Kürzeren gezogen. Nun rückt Zach nach und soll den Bösewicht fangen. Doch ob Zach für diesem Duell gewachsen ist?
Wo man hinsieht, zeigen die Bilder von Zeichner Roberto Ricci in zahlreichen Details das Elend der Megapole. Glückliche Gesichter findet man in diesem Vergnügungs-Wunderland dagegen kaum.
Überraschend ist das nicht, denn in Myjoy scheinen nur betuchte Leute Freude zu haben. Wer am unteren Ende der Nahrungskette lebt, dem bläst ein frischer Gegenwind ins Gesicht. Die Kolorierung in oft “schmuddeligen” Farben unterstreicht die Tristesse, die Unwirtlichkeit und die herrschende Unmenschlichkeit obendrein. Und selbst die grellen Leuchtreklamen der Stadt wirken angesichts der Situation eher sarkastisch als anziehend.
Luc Brunschwig setzt in seiner düsteren Vision der Zukunft immer wieder zu neuen Handlungssträngen an, die – was der erste Band (hier unser Review) eher nur leicht andeutete – aber immer wieder Schnittstellen haben und so miteinander verwoben sind. Tolle Ideen bietet die Reihe en masse – auch wenn das eine oder andere an verschiedene Science-Fiction-Klassiker erinnert.
Urban ist keine leichte Kost, die man nebenbei verschlingen kann. Dazu wird die Story zu fragmentiert erzählt. Der erste Band hinterließ bei aller Begeisterung einige Fragezeichen. Bei “Die zum Sterben Verdammten” fällt der Groschen schon etwas leichter, was aber eben nicht heißt, dass die Erzählweise eine andere ist.
In einer dramatischen, finalen Szene endet dieser Band übrigens mit einem Cliffhanger, der seine Wirkung nicht verfehlt. Nun heißt es also warten, auf den dritten Band “Es werde Licht!” – nach den ersten beiden Bänden definitiv in großer Vorfreude!
Eine Leseprobe von einigen Innenseiten findet ihr auf der Verlagsseite zum Comic.Viele weitere Comic-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index…
Über das besprochene Medium
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Urban 02: Die zum Sterben Verdammten
Luc Brunschwig, Roberto Ricci
Hardcover, 48 Seiten (Splitter)
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