V-Wars 01: Die blutrote Königin
Ausschlaggebend war letztlich die Erderwärmung. Durch die Polareis-Schmelze wurde der Virus I1V1 – der “Eis-Virus” – freigesetzt, der in der menschlichen (Junk-)DNA ein Gen aktiviert und im erkrankten Menschen dadurch Vampirismus auslöst. Innerhalb weniger Monate verbreitete sich der Virus rasant und spaltete so die Bevölkerung in “Beats” (Menschen) und “Bloods” (Vampire – in vielen verschiedenen Gestalten).
Zwar gibt es in beiden Lagern jeweils eine große Masse, die mit der jeweils anderen Seite eigentlich in friedlicher Koexistenz leben könnte. Doch wie so oft finden sich auch genug Hardliner, die sich in diesem Fall als die überlegene und privilegiertere Schöpfung ansehen und schließlich geschickt ihre Artgenossen gegen die anderen aufbringen. Aufstände, Anfeindungen, Auseinandersetzungen und militärische Einsätze prägen daher den Alltag. Es herrschen bürgerkriegsähnliche Zustände.
Impundulu, Hannya, Alp, Blutsauger… und noch viele mehr. Hunderte von Arten. Es ist, als wären sie geradewegs einem meiner Fachbücher entsprungen.Luther Swann
So findet sich Dr. Luther Swann, eigentlich Hochschulprofessor, nach kürzester Zeit in einer völlig veränderten Welt wieder, in der er als Regierungsberater plötzlich auch einen ganz anderen Job macht. Und das, weil er durch die Bücher, die er geschrieben hat, irgendwie als Experte für Vampire und Ähnliches gilt. Dass das Ganze aber Realität sein bzw. werden könnte, hätte er sich nicht im Traum vorgestellt.
Täglich begleitet Swann das militärische Spezialkommando V-8, das Nester radikaler Bloods aushebt und plattmacht. Und täglich versucht er an vorderster Front verzweifelt, die Wogen hier und da etwas zu glätten und sich nach Möglichkeit auch politisch für den Brückenbau zwischen den beiden Volksgruppen zu engagieren.
In den ersten drei Kapiteln dieses Buches werden erst einmal die zentralen Charaktere vorgestellt: zunächst natürlich Swann selbst, dann Yuki Nitobe, eine TV-Reporterin und irgendwie im Geiste Verbündete des Protagonisten und Taurus Harper, einen der knallharten V-8-Männer. Der vierte Teil lässt (zumindest kurz) ein Funken Hoffnung auf Frieden aufleuchten, bevor es dann im fünften, letzten Kapitel um die geheimnisvolle blutrote Königin geht, eine Größe im vampirischen Untergrund, die schließlich auch für einen recht gelungenen Cliffhanger zum nächsten Band zuständig ist.
Ich habe so viel Kraft, weil ich mich von Bodybuildern ernähre. – Ah ehrlich? – Zur Hölle, nein! Ich mische Molke in meine Blutkonserven.
Ihr ahnt es schon: wie eine der üblichen Vampir-Stories liest sich das Ganze nicht. Weder hat V-Wars etwas mit den romantischen Vertretern der Art gemein, wie z.B. Twilight oder Vampire Diaries, noch mit den klassischen à la Dracula. Wie der Titel auch schon zeigt, beschreibt Mayberry hier eine Kriegs-Szenerie. Neben zum Teil recht heftiger Bebilderung, gibt es aber auch ein paar flotte Sprüche und einige humorvolle Details zu entdecken. Insgesamt eine gut funktionierende Mischung.
Über die Brutalität und den mitschwingenden Humor hinaus ist aber auch Kritik am Menschen, an der Gesellschaft und der Politik zu erkennen. Der Protagonist selbst lernt jeden Tag neu, dass es kein Schwarz und kein reines Weiß gibt, und eine klare Einteilung in Gut und Böse, Opfer und Täter nicht wirklich funktioniert. Das macht die ständige Militärpräsenz insgesamt wesentlich erträglicher. Soll heißen: die Geschichte hat mehr als actionreiche Szenen mit herumballernden Spezialeinheiten und um sich beißende Gestalten zu bieten – auch wenn das zunächst anders erscheint.
Für Vampir-Fans ist “V-Wars 01: Die blutrote Königin” also nicht zwingend das Richtige. Im Kern hat das Ganze stattdessen eher etwas zwischen “The Walking Dead” und “V – Die außerirdischen Besucher kommen”, obwohl beides ja nichts mit Vampiren zu tun hat.
Der erste Band hat mir jedenfalls sehr gut gefallen, und in der Szenerie kann man sicher noch einige spannende Geschichten entwickeln.
Eine Leseprobe mit den ersten paar Seiten findet ihr auf der Verlagsseite zum Buch bei Cross Cult.Viele weitere Comic-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index…