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We Stand On Guard

We Stand On Guard - Tribe Online MagazinWas wäre, wenn…? Wenn der Klimawandel zum Beispiel immer stärker spürbar werden würde. Und Trinkwasser immer wertvoller — bis es am Ende so wertvoll ist, dass sogar Kriege darum geführt werden würden. Wenn, sagen wir, die Vereinigten Staaten von Amerika ihren nordamerikanischen Nachbarn Kanada überfallen würden, um sich dessen große Wasser-Reserven zu eigen zu machen.
Nein, natürlich nicht einfach so. Man müsste als Vorwand schon einen Angriff seitens der Kanadier vortäuschen. Vielleicht ein Drohnenangriff auf das Weiße Haus? Ja, das könnte funktionieren…

Im Jahr 2112 lebt die fünfjährige Amber zusammen mit ihrem Bruder Tommy und ihren Eltern in der kanadischen Hauptstadt, als die Breaking News im Fernsehen plötzlich das zerstörte Weiße Haus in Washington zeigen. Die USA haben schnell einen Schuldigen gefunden: es sei ein Terrorakt von Kanada gewesen, heißt es.
Nur kurze Zeit später fallen die ersten amerikanischen Bomben auf Ottawa, Ambers Eltern werden dabei getötet und US-Streitkräfte besetzen das ganze Land — und rücken (sicher mit etwas zeitlichem Sicherheitsabstand, um den Zusammenhang nicht ganz so offensichtlich zu machen) eben auch mit Wassertankern an.

We Stand On Guard - Vorschau 1 - Tribe Online Magazin

© Cross Cult

<Cut> – Zwölf Jahre später ist Amber auch von ihrem Bruder getrennt. Nachdem sich Tommy auf der Flucht vor den Invasoren hat gefangen nehmen lassen, damit sich Amber während dessen aus dem Staub machen konnte, schlägt sie sich nun alleine durch die winterliche Landschaft der Northern Territories.
Eines Tages läuft sie dort einer kleinen kanadischen Widerstands-Gruppe, die sich selbst die „Zwei-Vier“ nennt, über den Weg. Denen muss sie erst einmal beweisen, dass sie keine Spionin oder gar Kollaborateurin der Amerikaner ist. Bald schon kämpft sie aber natürlich zusammen mit ihnen in Guerilla-Manier gegen die scheinbar übermächtigen Besatzer.

Was wäre wenn?”, mag sich also Autor Brian K. Vaughan (vor allem bekannt für seine Space-Opera “Saga”) gedacht haben. Möglicherweise hat er aber auch einfach nur aufmerksam die Nachrichten verfolgt und sich vorgenommen, ein Comic über reale Vorgänge und Tendenzen in der Welt zu machen.
Geopolitische Strategien, Ressourcen-Kriege, 9/11 und der “War on Terror”. Guerilla-Kriegsführung gegen die vermeindliche Übermacht und größter Ideenreichtum, wenn es um Foltermethoden geht. Kriegs-Propaganda und herbeigezauberte Begründungen, warum ein anderes Land unbedingt angegriffen werden müsse — natürlich zur Verteidigung. Das alles ist schließlich nichts, wofür man heutzutage irgendwie sonderlich viel Phantasie bräuchte.

We Stand On Guard - Vorschau 2 - Tribe Online Magazin

© Cross Cult

In “We Stand On Guard” (übrigens eine Zeile aus der kanadischen Nationalhymne “O Canada” – “wir halten Wacht dir treu”) verpackt Vaughan alles das in eine überspitzte Science-Fiction-/Kriegs-Geschichte. Zusammen mit jeder Menge Hi-Tech, autonomen Kampfrobotern, riesigen Kriegsmaschinen und Flugtankern, die das Wasser aus Kanada abtransportieren. Natürlich aber auch mit einer ordentlichen Portion kanadischem Patriotismus.
Und als Gegensatz zu all der futuristischen Technik spielt sich ein Großteil in der Abgeschiedenheit der kanadischen Wälder und dem Hauptquartier der „Zwei-Vier“ in einer verlassenen Mine ab.

Die Handlung um Amber und ihre Guerilla-Kollegen bietet zwar wenig wirklich Überraschendes, ist aber eben in ein recht faszinierendes politisches Gedankenspiel eingebettet. Außerdem bietet der Comic darüber hinaus auch noch einige Action-Szenen. Durchaus empfehlenswert — am Ende nur schade, dass es sich um eine abgeschlossene Story handelt, die gerne hätte etwas länger sein dürfen und für die es leider auch keine Anzeichen einer Fortsetzung zu finden gibt.

Eine Leseprobe mit ein paar Seiten findet ihr wie immer auf der Verlags-Seite zum Buch bei Cross Cult.Viele weitere Comic-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index

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Über den Autor des Beitrags

Gerald

Hört so ziemlich alle Genres querbeet, von Heavy bis Electro, von Folk-Pop über World und Rock bis Hip-Hop. Ehrliche, handgemachte Musik ist aber noch die beste und Radio-Rotation ist evil. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Ist zudem hauptsächlich für unsere Comic-Abteilung verantwortlich und spielt hin und wieder auch gerne mal an der (Nintendo-)Konsole.

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