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Woman on the River

Woman on the River - Tribe Online MagazinSchon im Jahr 2008 veröffentlichte Matthias Schultheiss (“Die Haie von Lagos”, “Die Wahrheit über Shelby”) seine Graphic Novel “Frau auf dem Fluss” im japanischen Manga-Magazin “Mandala”. Nun erscheint die Geschichte auch bei uns, interessanterweise nun mit dem englischsprachigen Titel “Woman on the River” (womöglich auch mit inhaltlichen Änderungen – ich kenne die damalige Fassung nicht).

Darin geht es um einen ehemaligen Auftragskiller, der nach 35 Jahren aus dem Gefängnis entlassen wird. Ein alt erscheinender, von der Zeit gezeichneter Mann mit Hut und Mantel. Mit seiner Vergangenheit möchte er nichts mehr zu tun haben, sondern nur noch ein paar ruhige Jahre lang seine “Gangster-Rente” genießen. Die bekommt er von seinem damaligen Auftraggeber spendiert, weil er damals dichtgehalten hat.

Aber ob das gut gehen kann?

So lässt sich Dennis also in einem kleinen, am Kanal gelegenen Haus nieder, freundet sich mit den Nachbarn an. Er versucht ein recht normales Leben zu führen und die Tage zu genießen, die ihm nach der langen Haft noch bleiben. Aber ihn plagen immer wieder Albträume. Immer wieder sieht er sich mit seinem alten Leben konfrontiert. Wie die Ringe auf dem Wasser, die noch lange zu sehen sind, wenn der Stein schon längst untergegangen ist – diese Metapher ist Teil der Story. Als dann auch noch diese Frau in weiß mit ihrer Yacht auf dem Kanal auftaucht, nimmt das ganze, scheinbar unvermeidbare Schicksal zwischen Glück und Unglück seinen Lauf…

Woman on the River - Seite 13 Vorschau - Tribe Online Magazin

© Splitter Verlag

Woman on the River - Seite 12 Vorschau - Tribe Online Magazin

© Splitter Verlag

So erzählt Schultheiss quasi auf poetische Weise ein modernes Märchen über Gewalt und Schuld, Sühne und Liebe. Und über den scheinbar von vorn herein zum Scheitern verurteilten Versuch eines Ex-Knackis, ein friedliches Leben nach der Zeit im Gefängnis zu beginnen. Dabei würde man ihm als Leser es von Herzen wünschen.

Der recht impressionistische, stellenweise wenig detailreiche Stil der Illustrationen passt somit gut ins Bild und lässt die Erzählung intensiv wirken. Auch passend ist, dass die Seiten farblich größtenteils in gelb-grüne Töne eines schwül-heißen Sommers am Fluss getaucht sind (den Anfang der Geschichte, aus dem auch die beiden Vorschau-Seiten stammen, ausgenommen).

Dass “Woman on the River” eine “poetische Graphic Novel” ist, “die man nie mehr vergisst”, wie der Promo-Text meint, würde ich – etwas eingeschränkt – unterschreiben. Atmosphäre und Erzählweise schienen mir sehr stimmig zu sein. Insofern eine Erzählung, die wirklich nahe geht. Die Handlung an sich ist dagegen eher vorhersehbar.Viele weitere Comic-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index

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Über den Autor des Beitrags

Gerald

Hört so ziemlich alle Genres querbeet, von Heavy bis Electro, von Folk-Pop über World und Rock bis Hip-Hop. Ehrliche, handgemachte Musik ist aber noch die beste und Radio-Rotation ist evil. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Ist zudem hauptsächlich für unsere Comic-Abteilung verantwortlich und spielt hin und wieder auch gerne mal an der (Nintendo-)Konsole.

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