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All Things Must Pass: The Rise and Fall of Tower Records

All Things Must Pass - Tribe Online MagazinMit dem Dokumentarfilm “All Things Must Pass: The Rise and Fall of Tower Records” erzählt Regisseur Colin Hanks (US-Schauspieler; u.a. in “Nix wie raus aus Orange County” und “Fargo”) die Geschichte eines riesigen Plattenimperiums namens Tower Records, das 1999 noch eine Milliarde Umsatz machte und nur fünf Jahre später Insolvenz anmelden musste.

Die Geschäftsidee kam Gründer Russ Solomon, nachdem er im väterlichen Drogeriemarkt “Tower Drugs” in Sacramento einen kleinen Verkaufsbereich für gebrauchte Schallplatten eingerichtet hatte und das Geschäft damit überraschend gut lief. So entstand die Vision eines Supermarktes nur für Musik — Schallplatten genauer gesagt, denn anno 1960, im ersten Laden in Sacramento und auch in den später folgenden Shops entlang der Westküste der USA wurde zunächst hauptsächlich Vinyl verkauft – vorrangig 45rpm-Singles. Später aber auch CDs, DVDs und z.B. auch Bücher.

Wir mussten einfach nur die Türen öffnen, und die Leute strömten rein.Expansion? Kein Problem…

Das Unternehmen wurde zu einem riesigen Erfolg. Nach der Westcoast folgte die Eastcoast und weitere Standorte zwischen dem Sunset Strip in Los Angeles und dem Broadway in New York. Später Asien, Südamerika und so weiter. In manchen Städten wurden wahre Musik-Shoppingtempel errichtet, mit bis zu acht Stockwerken mit jeweils unterschiedlichen Themenwelten.
Dabei behielt Tower Records einen gewissen Coolness-Level. Die Läden wurden zu Jugendtreffs und die kompetenten Angestellten, die gerne auch mal die Nacht durchfeierten oder Drogen als Spesen abrechneten schienen auf derselben Wellenlänge. Die Kabinen zum Probehören waren schließlich begehrte Plätze.

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Russ Solomon (Quelle: Universal Pictures)

Am Ende drehten — vereinfacht gesagt — die Banken den Geldhahn zu und das Unternehmen brach in sich zusammen. All Things Must Pass — Alles ist vergänglich. Kunden und Mitarbeiter trauerten. Die einen um die hippen Stores, die anderer um den Job ihres Lebens in familiärer Umgebung.

Da Tower Records hierzulande wohl den wenigsten überhaupt ein Begriff sein dürfte, ist Deutschland vermutlich nicht unbedingt der größte Zielmarkt für den Film, was auch daran erkennbar ist, dass in den USA zusätzlich zur DVD- auch eine Bluray-Version erhältlich ist.
Ohne die Läden und ihre Wirkung jemals erlebt zu haben, sieht man einen solchen Film natürlich mit einer gewissen Distanz bzw. mit wesentlich weniger Emotionen. Dennoch bekommt man durchaus einen ganz guten Überblick und sicher auch einen recht guten Eindruck davon, für was der Name Tower Records stand.

Außer dem Gründer Russ Solomon selbst und einigen der ehemaligen Mitarbeiter, die im Unternehmen allesamt klein angefangen und ungemein aufgestiegen waren, haben noch drei Promis aus dem Musikbusiness lobende Worte und die eine oder andere nette Geschichte über Tower Records auf Lager: Bruce Springsteen, Dave Grohl und Sir Elton John. Insgesamt fallen deren Interview-Parts aber recht kurz aus.
Etwas kritisch könnte man unter Umständen sehen, dass es neben den Promis eigentlich kaum eine externe Stimme zu hören gibt — mal ein Schreiberling vom Rolling Stone, mal der ehemalige Chef von Universal Music. Nahezu alle Informationen stammen aber aus den internen Kreisen – das Unternehmens-Bild kann somit nur alles überstrahlend wirken.

Nichtsdestotrotz ist “All Things Must Pass: The Rise and Fall of Tower Records” eine interessante Musik-Dokumentation, die es sich für Musik-Fans mit Interesse an Geschichte lohnt zu sehen. Der 93-minütige Film in englischem Originalton ist vollgepackt mit Informationen (noch etwas mehr musikalische Auflockerung hätte gut getan) und kann mit Untertiteln in 25 Sprachen (darunter natürlich auch Deutsch) angesehen werden.
Außerdem sind ein paar Extras (insgesamt knapp 22 Minuten) auf der DVD enthalten: “Die Kunst zu Verkaufen” (über die eigenen Kunstabteilungen, die die Läden individuell gestalteten), “Bob am Sunset Boulevard” (recht amüsantes Nähkästchen-Plaudern des Geschäftsführers in L.A.), “Werbung für Tower Records” (über die Werbeabteilung und ihre Werke) und “Live-Konzerte in den Stores” (u.a. traten Metallica auf einem LKW vor dem Laden und einem Publikum von 20.000 Leuten auf).

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Über den Autor des Beitrags

Gerald

Hört so ziemlich alle Genres querbeet, von Heavy bis Electro, von Folk-Pop über World und Rock bis Hip-Hop. Ehrliche, handgemachte Musik ist aber noch die beste und Radio-Rotation ist evil. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Ist zudem hauptsächlich für unsere Comic-Abteilung verantwortlich und spielt hin und wieder auch gerne mal an der (Nintendo-)Konsole.

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