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Cobain: Montage of Heck (Blu-ray)

Cobain - Montage of Heck - Tribe Online MagazinEs gibt einfach Alben, die bleiben. Alben, die Musikgeschichte schreiben, oder einem zumindest persönlich wohl ewig als etwas Besonderes in Erinnerung bleiben werden.
Sollte ich meine Meilensteine aufzählen, wüsste ich sofort, mit welchen drei Titeln ich die Liste beginnen sollte. Da wäre zunächst einmal “And Justice For All…” mit seinem für meine damaligen Ohren ganz eigenen Sound – gleichzeitig mein erster Vinyl-Kauf, in einer Zeit, in der man anstatt des “Silbers” eben noch eher schwarzes Gold oder Bandsalat hatte. Dann “Appetite For Destruction”, dessen Musik mich damals auf dem Schulhof beim Reinhören per Walkman gleich mit den ersten Takten regelrecht weggeblasen hat. Und schließlich eben Nirvanas “Nevermind”, das so plötzlich wieder ganz neue Türen öffnete, in einer faszinierenden, neuen Stimmungs-Frequenz tönte und damit nicht nur mich, sondern eine ganze Generation zum Mitschwingen brachte.
Während die beiden anderen genannten selbst heute noch aktiv sind, endete es aber mit Nirvana gefühltermaßen viel zu früh. Und nicht nur mit Nirvana, sondern im Besonderen mit Frontmann Kurt Cobain, dem ja ein Großteil der Kreativarbeit zuzuschreiben ist.

Cobain - Montage of Heck - Szene 10 - Tribe Online Magazin

Eingestreute Fotos

Von Cobains Witwe Courtney Love sowohl initiiert als auch (u.a.) produziert, wurde von Regisseur Brett Morgen nun (ein weiteres Mal) das Leben und Schaffen des einflussreichen Künstlers, vor allem aber des Menschen Kurt Cobains in einer umfassenden Doku festgehalten: “Montage of Heck” (“Collage aus der Hölle”, in Anlehnung an eine Audioaufnahmen-Sammlung von Cobain) feierte auf dem diesjährigen Sundance-Fesitval Premiere, war danach (auch bei uns) im April in einigen Kinos zu sehen und erscheint nun auf DVD und Blu-ray.

Morgen nutzte den Zugriff auf das gesamte ihm zur Verfügung gestellte Material (Courtney Love gab ihm einfach den Zugang zum Lagerraum und ließ ihn dann bis zum fertigen Ergebnis ungestört und ungesteuert seine Arbeit machen), um den Lebensweg Cobains nachzuzeichnen. Vom dreijährigen Kind mit seiner quirligen und lieben Art über das Schlüsselerlebnis der Scheidung seiner Eltern hin zur gefeierten Ikone einer Generation, zum liebenswerten Vater und zum Junkie, der so seine Probleme mit der Welt und den Menschen hatte. Ein tragischer Lebensweg, der 1994 schließlich im Selbstmord und dem Neil Young-Zitat „it’s better to burn out than to fade away“ endete.

[…] Und ich fange fast an zu heulen. Ich meine, nicht vor Freude. Sondern vor Angst. Es war Angst. […] Und ich sagte: “Du schnallst dich besser an, denn du bist dafür nicht bereit.”Mutter Wendy O’Connor zu dem Moment, als Kurt ihr “Nevermind” vorstellte

Natürlich besteht der Film zunächst aus einer Reihe von Interviews, aus denen immer wieder Ausschnitte eingespielt werden. So erzählen Mutter Wendy O’Connor (erstmalig in einem Interview über Kurt zu sehen) und Vater Don Cobain, sowie Schwester Kim, die Stiefmutter, die frühere Freundin, der Bandkollege Kris Novoselic und natürlich auch Courtney Love über ihre Erinnerungen an und mit Kurt. Dave Grohl kommt dagegen interessanterweise nicht bzw. nur in Form von eingebundenen alten Bandinterviews zu Wort.

Cobain - Montage of Heck - Szene 12 - Tribe Online Magazin

Animationsfilm-Einlagen über Cobains Jugend

Neben den zahlreichen Interview-Szenen wurde das zugrundeliegende Material ansehnlich aufbereitet. So sind natürlich private Super8-Aufnahmen der Familie, spätere Videoaufnahmen von Courtney und Kurt mit Baby Frances Bean sowie frühe Live-Mitschnitte der Band zu sehen. Das Ganze immer wieder mal unterlegt mit Nirvana-Songs wie “Smells Like Teen Spirit” oder “Come As You Are” in alternativen Instrumentierungen.
Darüber hinaus werden aber auch Tonaufnahmen (zum Teil recht wirre und gruselige “Montage of Heck”-Aufnahmen, aber auch Ideensammlungen zu Songs) eingebunden und zum Teil mit Animationsfilmchen illustriert und zum Leben erweckte Gemälde und Zeichnungen aus Cobains Feder und Tagebuchseiten und Notizen mit Gedanken über die Band, die Songs und die privaten Beziehungen eingestreut.

“Cobain: Montage of Heck” beschreibt Cobains Leben mit besonderem Fokus auf die private Seite eindrucksvoll und setzt dem “Sprecher der Null-Bock-Generation” ein würdiges Denkmal. Wer Fan von Nirvana war oder ist und Kurt Cobain als einen der faszinierendsten Musiker wahrgenommen hat, sollte sich den Film ansehen – auch wenn die gut zweistündige Laufzeit schon etwas abschreckend wirken mag. Natürlich war ein gewisser Teil des gezeigten Materials auch schon in anderen Publikationen zu sehen, die Gesamtsicht und die lebendige Art der Aufbereitung sollte aber für Hardcore-Fans, die alle bisherigen Veröffentlichungen schon aufgesogen haben, den Unterschied machen.

Neben der Dokumentation und dessen Trailer sind noch ca. fünf weitere Interview-Minuten mit Don Cobain und rund zwölf Minuten mit dem Macher des Films Brett Morgen als Extras enthalten. Der Film an sich wird ausschließlich mit englischsprachiger Tonspur (2.0 Stereo oder 5.1 Surround) gezeigt. Deutsche Untertitel werden aber natürlich angeboten. Die vorliegende Blu-ray-Version enthält außerdem Untertitel in weiteren rund 20 Sprachen (u.a. selbstverständlich auch Englisch).

Fazit: guckt euch diesen intimen Einblick in Cobains Leben an und verspürt den Drang, euch wieder durch die Nirvana-Diskographie zu hören. Es lohnt sich. Beides!

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Über den Autor des Beitrags

Gerald

Hört so ziemlich alle Genres querbeet, von Heavy bis Electro, von Folk-Pop über World und Rock bis Hip-Hop. Ehrliche, handgemachte Musik ist aber noch die beste und Radio-Rotation ist evil. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Ist zudem hauptsächlich für unsere Comic-Abteilung verantwortlich und spielt hin und wieder auch gerne mal an der (Nintendo-)Konsole.

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