Dee Dee Bridgewater – ZMF Freiburg | 20.07.2025
Die US-amerikanische Jazzsängerin und Schauspielerin Dee Dee Bridgewater stammt aus einer musikalischen Familie: Bereits ihre Großmutter und Mutter waren Sängerinnen, ihr Vater – ein Musiklehrer – förderte schon früh ihr Talent. So hatte sie bereits mit 16 Jahren regelmäßige Auftritte als Jazz- und Soulsängerin.
Dennoch dauerte es noch acht Jahre, bis sie ihr erstes Soloalbum veröffentlichte. Es folgten Auftritte mit Größen wie Ray Charles und Dizzy Gillespie. Inzwischen sind es dann doch 17 Studioalben geworden. Das 2025 erschienene Album Elemental ist ein lediglich mit Klavier (von Bill Charlap) eingespieltes Werk – und so durfte man gespannt sein, in welcher Formation – oder auch nicht – Dee Dee Bridgewater bei dieser Tournee auftreten würde.
Sie kam mit Band – keiner beliebigen Band, sondern mit drei jungen Frauen: Carmen Staaf am Piano, Rosa Brunello am Bass und Shirazette Tinnin an den Drums. Dieses Quartett bezeichnet sie als We Exist. Diese Bezeichnung ist nicht zufällig, ziehen sich doch zwei Themen wie ein roter Faden durch den Abend: Frauenrechte und Diskriminierung von Schwarzen – oder beides.
So berichtet sie von ihrer Mentorin und guten Freundin Abbey Lincoln, die ebenfalls als Sängerin und Schauspielerin erfolgreich war, in Hollywood aber schnell auf eine Blacklist kam und aussortiert wurde, nachdem sie sich politisch klar positionierte und dies auch öffentlich kundtat. Bridgewater spielt daher in Gedenken an die 2010 verstorbene Sängerin deren Song Throw It Away.
Dee Dee Bridgewater erzählt wahre Geschichten aus ihrem Leben, voll von Begegnungen, Erfahrungen und Gefühlen, die letztendlich auch ihre Songs beeinflussten. Mit 12 Jahren hörte sie zum ersten Mal eine Liveaufnahme eines Konzerts und war überrascht, als die Künstlerin (Nina Simone) zum Publikum sprach – wohl eine ihrer frühesten Prägungen, wie man jetzt beim ZMF erleben durfte. Denn sie nutzt die Songpausen ausführlich, um ihre Sicht der Dinge zu erklären – etwa bei einem Song, der von Narzissmus handelt, und bei dem der fast schon zu erwartende Vergleich zur aktuellen Politik in den USA kommt.
So erwähnt sie an einer Stelle des Konzerts auch, dass Festivalgründer Alex Heisler sie daran erinnerte, dass sie bereits 1984 zum ersten Mal aufs ZMF gebracht worden war. Ihre Songs handeln natürlich auch von Liebe, aber auch musikalisch trägt sie ihre Texte als Geschichten vor: Sie lebt die ganze Bandbreite ihres stimmlichen Könnens in ihren Songs aus und verleiht den Texten so eine emotionale Tiefe, die von der Band routiniert unterstützt wird – mal treibend und sehr groovig, dann wieder zart und leise. Auch die Songs selbst sind sehr abwechslungsreich, wobei die flotteren Nummern deutlich mehr punkten und das Potenzial der Band besser hörbar machen.
Besonders gefallen hat das sehr innovative Drum-Solo der Schlagzeugerin Shirazette Tinnin, die auf der Cajón sitzend gleichzeitig auch Schlagzeug spielt – und dabei ständig zwischen Händen, Besen, Sticks und Schlegeln wechselt bzw. kombiniert und zwischen jazzig-experimentellen und afrikanisch inspirierten Rhythmen pendelt.
Das Geschichtenerzählen hat aber auch eine Schattenseite: In den knapp 90 Minuten ihres Auftritts sind am Ende lediglich neun Songs verpackt – natürlich ergänzt durch die obligatorischen Soli aller Instrumente. Rein statistisch betrachtet ist diese Ausbeute dennoch etwas ernüchternd.
Richtig übel nimmt es ihr niemand, denn es war dennoch ein unterhaltsamer, gelungener Abend mit Botschaft, den Dee Dee Bridgewater mit in die Höhe gereckter Faust und dem Spruch „Protect our democrazy“ beendet – dem ist nichts mehr hinzuzufügen.





