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Alt-J mit Support Honne
10.08.2018, Messe Open Air Freiburg

Es gibt Erfolgsgeschichtem, die sind nicht unbedingt vorherzusehen: Da gründet sich eine Band aus dem britischen Leeds mit dem etwas nerdig anmutenden Namen Alt-J, eine Tastenkombination, mit der auf englischen Mac-Tastaturen das Zeichen ∆ dargestellt wird. Gleich mit dem Albumdebut „An Awesome Wave“ gelang es dem Quartett, den renommierten Mercury Music Prize abzusahnen. Mit einem Schlag befand man sich in illustrer Gesellschaft von Bands wie Portishead, The XX oder Klaxons. Die verschroben anmutende Rezeptur aus Indie-Folk und Art-Rock traf wohl den Nerv der Zeit. Zwei Alben später, ‚This Is All Yours‘ und ‚Relaxer‘ und zum Trio geschrumpft füllt man mittlerweile die großen Hallen und die Prime-Time-Plätze der Festivals.

Beeindruckend, dass es die Band musikalisch gar nicht nötig hat, sich auch nur im geringsten anzubiedern, um den Erfolg weiter auszubauen. Chartplatzierungen der Alben und das Standing der Band sprechen für sich.

Als Support reisten die britischen Elektronik-Tüftler Honne mit an, die den Abend mit einem knapp einstündigen Set recht umfangreich eröffnen durften. Andy Clutterbuck, Sänger und Producer, war voll des Lobes über den Veranstaltungsort, den Rosskopf, den Schauinsland und Schönberg im Rücken. Honne, die beiden kreativen Köpfe James Hatcher (Synthie, Gitarre) und Andy Clutterbuck (Gesang, Synthie, Gitarre), fuhren mit einem Keyboarder und Bassisten, einer weiteren Sängerin und einem Schlagzeuger eine komplette Band auf, um den elektronischen Albumsound für das schon zu früher Stunde feirwütige Freiburger Publikum zum Live-Erlebnis aufzubereiten. Man nutzte die Chance eindrucksvoll und stellte auch Hits wie ‚Someone That Loves You‘ und ‚Warm on a Cold Night‘, bekannt aus dem Airplay der besseren Radiostationen, vor und fand für die erstklassige Mischung aus Soul, Disco und Pop wohl einige neue Freunde.

Galerie: Honne
Bilder: Gerald Backmeister

Eine halbe Stunde Umbaupause schloss sich an, LED-Wandsegmente und Leuchtgitter zwischen den einzelnen Musikern wurden in Position gebracht. Zu dritt enterten dann Sänger und Gitarrist Joe Newman, Drummer Thom Sonny Green und Gusset Unger-Hamilton (Synthies/Gesang) unter dem tosenden Applaus des weitestgehend jüngeren Freiburger Publikums – der Großteil dürfte zwischen 20 und 30 gewesen sein – die Bühne. Mit ‚Deadcrush‘ vom aktuellen Album ‚Relaxer‘ war das Eis sofort gebrochen. Wenn man bei diesem erstens recht warmen Abend und einem zweitens für Freiburger Verhältnisse bestens aufgelegten Publikum überhaupt von Eis sprechen möchte. Sänger Joe Newman war eine gewisse Freude über den enormen Zuspruch anzusehen, während die beiden Mitstreiter voll konzentriert in ihren musikalischen Rollen aufgingen.

Der verschrobene, mitunter mathematisch-vertrackte Alternative-Folk der Alben wurde nahezu 1:1 umgesetzt, dazu stand die Dreierbesetzung etwas im Gegensatz. Vieles wurde über Synthie bzw. Backingtrack eingespielt. So erklangen mitunter Bässe und akustische Gitarren, die auf der Bühne einfach nicht präsent waren. Das Publikum störte sich nicht daran, erfreute sich an der Show, die den Focus auf das aktuelle Album legte, den Blick aber über die beiden anderen Veröffentlichungen schweifen liess. So kann man den Fans bei ‚Matilda‘ vom ersten Album enorme Textsicherheit bescheinigen. Ein magischer Moment, wenn ein Großteil des Publikums lauthals mitsingt, wie auch bei der etwas schwülstig anmutenden Textzeile ‚Please don’t go, please don’t go, I love you so, I love you so‘ des Songs ‚Breezeblocks‘. Doch wer die Coolness einfach mal komplett vereinnahmt hat, darf das. Das konnte zu ‚An Awesome Wave‘-Zeiten nicht einmal die Hipster abschrecken. Diese sind nach dem Debüt aber längst weiter gezogen, in Freiburg waren es die dankbaren Fans, die die Band exzessiv feierten. Im Angesicht der doppelt ausverkauften Schlagerrevue letzter Woche ein Lichtblick!

Apropos Textzeielen: Alt-J waren in der Interaktion mit dem Publikum zwar etwas wortkarger, allerdings hatten sie auch Spezialitäten für das Freiburger Publikum zu bieten: Die Textzeile ‚How green, how green was my valley?‘ im Song ‚Pleader‘ wurde zu ‚How black, how black was my forest?‘.

Galerie: Alt-J
Bilder: Gerald Backmeister

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Über den Autor des Beitrags

Chris

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