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Antilopen Gang und Scheissediebullen
20.11.2015 im Jazzhaus Freiburg

Diese Kombination aus Main- und Support-Act, die am vergangenen Freitag im Freiburger Jazzhaus zu sehen und zu hören war, konnte auf den ersten Blick schon etwas bunt erscheinen: das Hip-Hop-Trio Antilopen Gang aus NRW – auf der Bühne durch einen DJ/Perkussionisten an einer Percussion-Konstruktion aus Rohren, Ölwannen, Fässern und Einkaufswägen vervollständigt – hatte sich und die Freiburger Deutsch-Punk-Vorband Scheissediebullen angekündigt. Spätestens im Laufe des Abends wurde aber klar, dass diese Mischung gar nicht so ungewöhnlich ist. Schließlich zeigten die Antilopen zum einen stellenweise, wie punkig sie sein können, und zum anderen haben die beiden Bands mit ihrer politischen Linksorientierung ohnehin schon eine gemeinsame Basis.

Fast überpünktlich starteten Scheissediebullen ihr Heimspiel. Mit zwei Gitarren, Bass, Schlagzeug und drei kräftigen Stimmen an den Mikros gab’s ordentlich was auf die Ohren. Die Texte durch die Bank weg politisch: Mit der AfD, ihrer Vorsitzenden Frauke Petry und gleichermaßen allen Hobby-Nazis (“Ich bin ja kein Nazi, aber…”) näherte man sich den gängigen Themen höchst intellektuell (um die Band zugegebenermaßen etwas aus dem Kontext gerissen zu zitieren) und kam dabei zu schlussgefolgerten Lösungsansätzen wie z.B. dem überraschenden “Anwohner raus!” – während das Publikum mit dem doch eher gewöhnlichen “Nazis raus!” konterte.

Kurz vor 21 Uhr kamen dann die Antilopen auf die Bühne – gleich mit den beiden irgendwie coolsten Samples aus dem Repertoire (Roma-Volkslied “Ederlezi” und “Baianá” von Barbatuques) bzw. den ersten beiden Songs “Outlaws” und “DIE KYNGZ SIND BACK!!!1”. Natürlich war das Wechselbad zwischen kokettierendem Understatement und ordentlich dicker Hose damit nicht beendet. Einerseits “Ihr seid alle dope, ich bin leider whack. Ich bin ein Stück Dreck” (“Stück Dreck”) – andererseits “Antilopen Gang ist die beste Gang zur Zeit” (“Aversion Kommt”).

Da mussten wir uns noch von unseren eigenen Texten distanzieren, um dort aufzutreten.Erinnerungen an das erste Freiburger Antilopen-Gastspiel in der KTS

Natürlich gab es auch noch ein paar weitere Stücke und einen Hinweis auf das neue, letzte Woche erst erschienenen Album “Abwasser” (warum auch immer als Mixtape bezeichnet), das auf der Website der Band zum kostenlosen Download bereitsteht. Sie hätten andere Wege gefunden, um Geld zu verdienen, wären nun Business-Profis und hätten eine der von ihnen entwickelten Business-Ideen mitgebracht… Es folgte das gefeierte “Enkeltrick”.
Gespielt wurden u.a. “Ikearegal”, “Der goldene Presslufthammer” und einige Stücke, die nicht unter dem Namen Antilopen Gang, sondern als Kollaborationen – teils noch zusammen mit dem verstorbenen Antilopen-Gangmitglied NMZS – entstanden sind, wie z.B. “So ungefähr” und “Spastik Desaster”. Mit “Anti Alles Aktion” und “Fick die Uni” zeigten die Antilopen ihre oben schon angedeutete Punk-Seite und mit “Beate Zschäpe hört U2” ihre Einstellung zu den “Ken Zschäpes” und “Beate Jebsens” der Nation.

Nach rund 75 Minuten war das Hauptprogramm gespielt und die Band ließ sich zur ersten Zugabe zurück auf die Bühne applaudieren. Zunächst gab es den Countrysong im Popgewand “Alkilopen”. Das Publikum konnte hier erstaunlich textsicher mitsingen, dafür, dass das Stück gerade erst ein paar Tage veröffentlicht ist. Dann das wohl am meisten erwartete Stück “Verliebt”, zu dem die Bühne in Regenbogenlicht gefärbt wurde und das Publikum (so konnte man bei einigen den Eindruck bekommen) endlich die Arme hin und herschwenken durfte. Nach “Ölsardinenindustrie” zog sich die Band erneut von der Bühne zurück, kam aber schließlich noch einmal, um sich dann mit dem Slime-Cover “Bullenschweine”, und somit mit einem irgendwie doppelten Link zurück zu Scheissediebullen, zu verabschieden.

Irgendwo zwischen den ersten Songs erzählte Danger Dan von den ersten Auftritten der Antilopen in Freiburg. Zunächst in der KTS, später noch einmal im White Rabbit, wo man bei einem Band-Getränkeumsatz-Rekord die heutige Vorband kennengelernt hatte.
Schließlich ist klar: Scheissediebullen-Punk und Antilopen-Hip-Hop – das passt. Tolles Konzert mit Schraddelgitarren, dicken Beats, politischen Statements, Crowdsurfen, “Wall of Links und Rechts” und dankbarem Publikum.

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Über den Autor des Beitrags

Gerald

Hört so ziemlich alle Genres querbeet, von Heavy bis Electro, von Folk-Pop über World und Rock bis Hip-Hop. Ehrliche, handgemachte Musik ist aber noch die beste und Radio-Rotation ist evil. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Ist zudem hauptsächlich für unsere Comic-Abteilung verantwortlich und spielt hin und wieder auch gerne mal an der (Nintendo-)Konsole.

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