Baden in Blut 2016
Bereits zum zwölften Mal zog es Metalfans aus nah und fern in den Süden zum beliebten Baden in Blut Festival, welches dieses Jahr erstmals nicht der angestammten Location, sondern in der Nachbarstadt Weil am Rhein stattfand. Trotz Unwetterwarnung fanden sich dann auch an die 1.500 Fans auf dem neuen Areal ein, um sich das erneut hochkarätige internationale Billing anzusehen und gemeinsam friedlich zu feiern.
Den Opening-Slot konnten sich die diesjährigen Gewinner des Blood Battle Contest Inner Sanctum sichern. Der melodische Death-Metal der jungen Band aus Freiburg konnte nicht nur die eingesessenen Fans der Lokalmatadoren überzeugen, und so zeigte sich der Platz vor der Bühne bereits zu früher Stunde und bestem Wetter gut gefüllt.
Klassischen Thrash mit Kultfaktor boten nun Nervosa. Die drei Brasilianerinnen sind ganz klar Anhängerinnen der ganz alten Schule, was mehr als wohlwollend vom Publikum aufgenommen wurde. Spielfreudig und rau prügelte man(frau) sich durch ein sehr kurzweiliges Set, welches die Hörerschaft mit Lust auf mehr zurückließ.
Anschließend trotzten die Schweden von Istapp der brennenden Sonne. Keine leichte Aufgabe wenn man zwar melodischen aber dennoch finsteren Black-Metal spielt. Doch gerade die epischen Momente des Gigs mit Chören und fast schon orchestraler Instrumentierung wussten sofort zu überzeugen.
Danach wurde die Härteschraube bis zum Anschlag angezogen. Die US-amerikanischen Deather von Misery Index schossen ihre Überschallsongs mit Groove und Präzission derart locker ins mittlerweile gut gefüllte Auditorium, dass allerorts runtergeklappte Kinnladen zu bestaunen waren. So geht Death-Metal in 2016!
Anschließend traten die deutschen Post Metaler von The Ocean erstmal kräftig auf die Bremse, was der Intensität dennoch keinen Abbruch tat. Der dem Sludge recht nahe stehende und komplexe Sound der Band verlangte von den Zuhörern sicher einiges ab, doch machte die versiert und spielfreudig auftretende Band dies schon in den ersten Minuten des Gigs locker wett. Ein starker Auftritt!
Dem hatten die nachfolgenden Pagan-Metaller von Månegarm in Punkto Stageacting wenig entgegenzusetzen. Mussten sie aber auch gar nicht, denn wenn man derart viele Szenehits wie die Schweden im Gepäck hat, kann man so einen Auftritt auch gerne mal lockerer angehen lassen. Das sahen die zahlreich anwesenden Fans wohl ähnlich und feierten die Jungs entsprechend ab. Ein routinierter aber überzeugender Gig!
Endlich war die Zeit reif für Rage, welche ich schon in dieser nahezu komplett erneuerten Besetzung auf dem Out & Loud bewundern konnte. Mit neuem Album im Gepäck gab es nun Hit auf Hit. Kaum eine Phase aus der mittlerweile doch sehr beachtlichen Diskographie blieb unberücksichtigt. Spätestens die lautstarken Mitsingchöre bei „Higher Than The Sky“ machten jedem klar, dass sich der Auftritt der deutschen Traditionsmetaller klar zum ersten großen Highlight des diesjährigen BiB entwickelte. Von so viel Spielfreude könnte sich so manche junge Band ein gehörige Scheibe abschneiden!
Dem folgte die Ernüchterung leider auf dem Fuße. Der düstere Rock/Gothic der Schweden von Tiamat wollte leider überhaupt nicht ins Billing passen. So plätscherten die Songs gleichgültig an einem Großteil der Zuhörer vorbei, und die Tatsache, dass Johan Edlund leider alles andere als gut bei Stimme war, half auch nicht dem entgegen zu wirken. Zwar war es schön diese Band nach all den Rückschlägen, die sie in ihrer jüngsten Vergangenheit zu bewältigen hatte, auf der Bühne zu sehen, doch musste ich mich fragen was außer dem Namen eigentlich noch geblieben ist. Ich hoffe mal auf weitere hochkarätige Studioalben. Dieser Auftritt jedoch gehörte definitiv nicht zu ihren Sternstunden. Schade.
Endlich aber war die Zeit gekommen für die norwegischen Götter von Enslaved. Kaum eine andere Band ist auch außerhalb der Genregrenzen derart etabliert wie die skandinavischen Grammy-Gewinner, und das hat auch seinen Grund. Es gibt schlicht niemanden, der einen derart originären Sound innerhalb der Grenzen des extremen Metals hat und dazu noch solche Songs schreiben kann. Da bedurfte es dann auch ganz wenig was Stageacting oder Licht angeht, die Songs waren der Star. Dass die Band das schwarzmetalisch eingefärbte Set mit einem fast verschmitzten Augenzwinkern derart tight runterzocke, machte sie mir nur noch symphatischer. Für mich grenzte der Auftritt an eine bewußtseinsverändernde Erfahrung und war ein mehr als würdiger Abschluß des diesjährigen BiB!
Ich muss den Metal Maniacs zum BiB 2016 erneut gratulieren, auch in Anbetracht des gelungen vollzogenen Ortswechsels. Zwar gab es dieses Jahr für meinen Geschmack zu viele Soundprobleme (im speziellen zu Beginn der Sets der einzelnen Bands), jedoch bin ich mir sicher, dass man das nächstes Jahr bestimmt wieder — wie in der Vergangenheit auch — besser im Griff haben wird. Ich freue mich auf 2017!