Baden in Blut Open Air 2015
Zum 11-jährigen Jubiläum des Baden in Blut Festivals hatten sich die Organisatoren etwas ganz Besonderes ausgedacht und konnten mit Sepultura eine der international renommiertesten Bands als Headliner verpflichten. Kein Wunder also dass das BIB diesmal schon im Voraus restlos ausverkauft war und erstmals keine Karten mehr an der Abendkasse angeboten werden konnten.
Doch der Reihe nach! Den Festivalauftakt bestritten die Newcomer Circus Of Fools, die durch den Gewinn des Blood Battle Contest diese Position für sich sichern konnten. Auffällig waren die aufwändigen Kostüme der recht jungen Musiker, die auch einem Tim Burton Film hätten entliehen sein können. Musikalisch schien man sich irgendwo zwischen Nightwish und Metalcore einordnen zu wollen, vor allem was den Wechselgesang zwischen Sänger und Sängerin anging. Sicher merkte man der Band an, dass sie noch nicht so lange zusammen spielen, doch dieses Manko machte man mit purer Spielfreude locker wett, was die durchaus positiven Publikumsreaktionen bestätigten.
Deutschen Thrash mit Legendenstatus boten nun Accuser, die unter Beweis stellten, dass sie keinerlei Kultes bedürfen um zu überzeugen. Abwechslungsreich und technisch versiert wurden die Fan Favorites der umfangreichen Bandgeschichte geboten. Ein guter Gig einer Band, die meines Erachtens nach einen späteren Slot im Billing verdient gehabt hätte.
Mit den Schweden-Deathern von Entrails folgte der Kontrast auf dem Fuße. Nicht wenige schienen hohe Erwartungen an eben jene Gruppe zu haben, so hatte sich das Auditorium mittlerweile erheblich gefüllt. Und jene Erwartungen wurden sicherlich erfüllt, knüppelten die Jungs ihre abgrundtief fiesen Riffs doch derart authentisch runter, dass manch einer sich wohl in die gelobten Neunziger zurückversetzt fühlte. Für mich fehlte über die volle Spielzeit etwas die Abwechslung, aber das ist wohl so als würde man bei einem Formel 1 Rennen die langsamen Streckenabschnitte vermissen. Toller Gig!
Wesentlich abwechslungsreicher gingen anschließend die Deutschen Postmortem zu Werke, die ihren old-schooligen Death Metal geschickt mit klassischem, aber nicht billigem Thrash Metal spicken. Dem Publikum kams wohl gerade Recht, hier gabs die zuvor etwas zu kurz gekommene Abwechslung. So konnte man beim Gig der Berliner erstmals wild headbangende Grüppchen in der Menge ausfindig machen, die ihr Bestes taten, das tighte und motivierte Aufspielen der Band gebührend zu quittieren.
Nun wurde es eng vor der Bühne, ein sicheres Indiz für das Standing, welches die folgenden Kampfar in der Szene haben. Zwar würde man vorab vermuten, dass der dunkle Black Metal der Band nicht so recht zu diesem lauen Sommertag passen würde, doch wurde man schnell eines Besseren belehrt. Die sich für den Stil ganz untypisch sehr unprätentiös gebende Band zeigte sich extrem motiviert und hatte das Publikum quasi ab dem ersten Akkord fest im Griff. Nicht wenige in den vorderen Reihen schienen sogar die Songs mitzusingen. Ein sehr kraftvoller Gig einer Band, die problemlos ohne die Klischees und Imagespielchen der Genres auskommt!
Auf Rotting Christ hatte ich mich riesig gefreut, wie auch die meisten anderen Besucher, obwohl man nach Kampfar definitiv eine gewisse Ausdünnung der Publikumsreihen feststellen konnte. Die Griechen ließen sich dennoch nichts anmerken und sorgten mit ihrem epischen Dark Metal für die ersten Gänsehautmomente des BIB. Wenn man der Band bei diesem extrem routinierten Konzert überhaupt etwas vorwerfen könnte dann höchstens dass alles zu perfekt und zu wenig „live“ wirkte, aber das ist Meckern auf hohem Niveau und findet somit im abschließenden, sehr positiven Urteil meinerseits auch keinen Platz!
Leider gab es nun nochmals Kontrastprogramm. Allerdings nicht so sehr musikalisch sondern spielerisch. Durch das fantastische Studiomaterial von Melechesh waren die Erwartungen natürlich exorbitant, was sicher keiner Band gegenüber fair ist. Wenn man aber derart wackelig und unsicher spielt, dazu noch bei sehr durchwachsenem Sound, darf man sich als Zuschauer schon fragen was das eigentlich soll. Zwar pendelten sich die Musiker nach und nach etwas ein doch der Schaden war getan für mich. Leider eine absolute Enttäuschung, auch wenn das einige im Publikum nicht als so gravierend empfanden, wohl glücklich darüber,hre Faves endlich mal in süddeutschen Breitengraden sehen zu dürfen.
Dass Sólstafir nicht so recht ins Billing passen ist kein Geheimnis, dass sie eine großartige Live-Band sind aber auch nicht. Ihre sehr originäre Mischung aus Pink Floyd und getragenem Post (Black) Metal, von den Isländern selbst schlicht als atmosphärischer Rock N´Roll betitelt, passte doch irgendwie zu dem hereindämmernden Abend. Sicher keine Gute-Laune-Mucke, aber viele konnten sich den sphärischen Klängen der Band, bestens in Szene gesetzt von einer sehr dramatischen Lightshow, nicht entziehen. Hätten auch der Headliner sein können…
… wenn man da aber nicht schon die großen Sepultura verpflichtet gehabt hätte! Was nun folgte war nicht weniger als der bisher beste Headliner Gig in der Geschichte des BIB. Allen Ewiggestrigen zum Trotz die eine Reunion im alten Line-Up herbeisehnen sei gesagt, dass sich auf diesem Niveau momentan kaum eine andere Band des Thrash Genres messen kann. Hier wohnte man einer entfesselten Naturgewalt bei, als würde man einer herannahenden Lawine zuhören. So unglaublich tight und brutal, spielfreudig, technisch versiert und dabei noch so nahbar und symphatisch. Hier fehlen mir die Worte, vom langen und wirklich alle wichtigen Phasen der Band umfassenden Set fange ich besser gar nicht erst an. Vielleicht ist es am besten wenn ich an dieser Stelle einfach nur allen mein Beileid ausspreche, die nicht anwesend waren!
Ich kann den Metal Maniacs zum BIB 2015 nur mal wieder gratulieren, auch mit der sorgenvollen Anmerkung, dass ich mir nicht vorstellen kann wie man Sepultura im Folgejahr noch toppen will. Seis drum, die Maniacs haben schon oft genug bewiesen, dass sie immer für eine Überraschung gut sind! Wir sehen uns 2016!
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