Battle Beast (Support: Future Palace) | Z7 Pratteln 05.09.2022
Der Zirkus ist in der Stadt! Genauer gesagt der „Circus of Doom“, was frei übersetzt so etwas wie der „Zirkus des Untergangs“ ist. Dunkle Vorzeichen mag man meinen, gab es doch in den letzten Jahren schon genug dunkle Zeiten auf den Bühnen dieser Welt. Starten wir aber mal positiv rein, denn kurz vor diesem Konzertwochenende konnte das Z7 in Pratteln die glückliche Nachricht vermelden, dass sie den Spielbetrieb doch nicht zum Ende des Jahres aufgeben müssen. Für das Parkplatzproblem konnte eine Lösung gefunden werden, und so kann es noch für mindestens 5 Jahre in dieser legendären Halle weiter gehen.
Freudige Gesichter sieht man auch in der Warteschlange. Wenn das der Weg zum Untergang ist, dann lassen sich die Gäste auf jeden Fall nicht die Laune verderben. Bevor der Zirkus allerdings startet, gib es noch ein wenig Anderes auf die Ohren. Als Support haben sich „Battle Beast“ eine junge Berliner Band eingeladen. „Future Palace“ mischen die Core-Szene derzeit ziemlich auf, denn knapp vor Corona gegründet, konnten sie schon einen Plattenvertrag bei Arising Empire unterschreiben. Jetzt geht es für das Trio also auf die großen Bühnen und damit auch ins Z7. Nach einem kurzen Intro stürmen die Drei dem Publikum entgegen, welches sich zu diesem Zeitpunkt noch ein bisschen in der Halle verteilt.
Future Palace
Post-Hardcore gemischt mit ein bisschen Electro-Beats lassen einen Sound entstehen, der irgendwo zwischen Jinjer und Electric Callboy liegt. Frontfrau Maria kann ihre Stimme sowohl sanft und leise modellieren als auch im nächsten Moment fette Growls in das Mikro brüllen. Dabei nutzt sie gerne die gesamte Fläche der Bühne aus und springt von einer Seite zur anderen. An der Gitarre zupft Manuel derweil eingängige Melodien aus den Saiten. Als letzter im Bunde drischt Johannes auf das Schlagzeug ein. Alles, was man sonst noch so hört, kommt von sauber produzierten Backtracks. Die lassen leider wenig Raum zum improvisieren und interagieren, sodass die Show einer gut durchdachten, aber etwas steifen Linie folgt.
Dennoch ist das Publikum etwa ab der Hälfte des Sets von den Newcomern überzeugt. So gelingt die eine oder andere Mitmachaktion und nach satten 45 Minuten Spielzeit gibt es ordentlichen Applaus. „Future Palace“ sollte man sich merken, denn sie werden sicherlich in der kommenden Saison auf den Billings einiger Festivals stehen.
Battle Beast
Etwa eine halbe Stunde Umbauzeit wird benötigt, um die Bühne für die Gastgeber des Abends zu richten. „Battle Beast“ waren zwar erst im Juli im Z7, um spontan bei den „Wild Dayz“ die ausgefallenen „Epica“ zu ersetzen, was sie allerdings nicht davon abhielt, diese Venue wieder auf ihren Tourplan zu setzen. Vom ersten Ton an zieht die energiegeladene Frontfrau Noora Louhimo das Publikum in den Bann. Sie dirigiert es, wie es sich für eine gute Zirkusdirektorin gehört, ganz nach ihrem Gusto. Ihr neongrün leuchtender Stab hilft dabei, die Marschrichtung vorzugeben. Das neue Bühnenoutfit passt zum martialischem Gesamtauftritt, vielleicht werden wir ja doch noch in den Untergang geführt.
Die Power der Band überträgt sich schon in den ersten Songs auf das Publikum, auch da die Setlist nicht nur stumpf das neue Album abbildet. “Battle Beast” streuen gekonnt ein paar ihrer Klassiker mit ein, welche sich seit je her gut mitsingen lassen. Die treibende Bassdrum von Schlagzeuger Pyry Vikki gibt den Takt vor, in dem die Hände nach oben fliegen. Der Sound der Finnen gehört nicht zu den Komplexesten, welche die Metal-Welt zu bieten hat, macht aber einfach eine Menge Spaß. Man braucht die Sechs einfach nur dabei beobachten, wie sie miteinander interagieren, ihre Freude übertragen, dann fliegt die eigene Pommesgabel sofort in die Luft.
Dass das Z7 an diesem Abend nur knapp zur Hälfte gefüllt ist, tut dem Ganzen keinen Abbruch. Die Stimmung ist bombastisch, die Halle heiß, und als Bassist Eero Sipilä auch noch den Aladin Song „Eine neue Welt“ auf Deutsch anstimmt, gibt es kein Halten mehr. Die Menge kocht und bewegt sich im Takt von Noora’s Direktorenstab. Eine kurze Verschnaufpause gibt es erst als Keyboarder Janne mit seiner mobilen, leuchtenden Schlagzeug-Keyboard-Kombination hereingerollt wird. Das wichtigste Feature dieses Geräts ist allerdings die eingebaute Gin-Tonic Bar. Während er, zum Leidwesen der ersten Reihen, nur für Band und Tontechniker mixt, zockt der Rest der Band den „KISS“ Klassiker „I was made for lovin‘ you“.
Noora erwähnt zwischendurch noch, dass die Band bisher nirgendwo mehr Shows gespielt hat als im Prattelner Z7. Trotz der Tatsache, dass sie eigentlich Montage hasst, will sie am liebsten jede Woche hier spielen, auch an Montagen. Vor einer kurzen Pause gibt die Truppe noch ihren Hit „Eden“ zum Besten und verabschiedet sich dann kurz.
Die Zugaben werden von einem Gitarren-/Keyboardsolo eingeleitet, welches verdächtig nach „Star Wars“ klingt. Janne bekommt bei dieser Performance von Eero eine Flasche Bier an den Kopf gesetzt, welche bereits leer ist, noch bevor der letzte Ton des Intros vergangen ist. Auch ohne Alkohol lässt sich die Show gut genießen, denn man kann sich leicht mitreißen lassen. Kopf aus, einfach der Dynamik der Menge folgen. Mit „Master of Illusion” hat es noch ein weiterer Song vom neuen Album in die Setlist geschafft. „King for a day” und “Beyond the burning Skies” sind hingegen bekannte Kost, damit immer gut für einen satten Abschluss einer vollgestopften Setlist.
Nach 95 Minuten verlassen „Battle Beast“ die Bühne ihres heißgeliebten Z7 und hinterlassen lauter grinsende Menschen, welche noch ausdauernd nach weiteren Zugaben rufen. Doch das war es für heute. Wir können uns dennoch gewiss sein, die Finnen kommen wieder und das wird vermutlich nicht lange dauern. Der Zirkus zieht jetzt erstmal weiter. Vielleicht schafft er es ja andere Städte in den Untergang zu reißen, in Pratteln war er dieses Mal nicht erfolgreich.
Setlist:
Circus of Doom
Straight to the Heart
Familiar Hell
Armageddon
Place That We Call Home
No More Hollywood Endings
Eye of the Storm
Eine ganz neue Welt
Where Angels Fear to Fly
Bastard Son of Odin
Russian Roulette
Wings of Light
Eden
Master of Illusion (Zugabe)
King for a Day (Zugabe)
Beyond the Burning Skies (Zugabe)