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Bericht: Hard Rock Session, Foire Aux Vins, Colmar 05.08.2012

Jedes Jahr findet im benachbarten Colmar die „Foire aux Vins d’Alsace“ statt. 2012 schon zum 65. Mal. Die Veranstaltung ist sowohl Weinmesse als auch allgemeine Verbraucherausstellung, aber vor allem auch ein Fest mit Rahmenprogramm. Dazu gehört das Messe-Freilichttheater, eine Art postmodernes Amphitheater in dem bis zu 10.000 Musikfans unterkommen, in dem jedes Jahr Konzerte verschiedener Künstler und Bands anlässlich der Messe veranstaltet werden.

Dabei bietet das Foire Aux Vins etwas für jeden Geschmack, neben französischen Acts sind jedes Jahr Künstler von internationalem Top-Niveau für fast jeden Geschmack dabei, in diesem Jahr u.a. Gossip, Wishbone Ash, Iggy Pop, Toto, David Guetta, Jean Paul, The Pogues und im Rahmen der „Hard Rock Session“ Lonewolf, Nightmare, Epica, Within Temptation und Nightwish. Für Freunde des „Female Fronted Metals“ wie mich natürlich ein gefundenes Fressen! Zwar hatten wir keinen Fotopass direkt vor der Bühne mehr bekommen, aber ein paar bunte Bildchen für die Galerie am Ende des Beitrags sind dennoch dabei rausgekommen.

So machten wir uns auf um uns das Lineup für Euch anzusehen und zu berichten. Ein schöner Sommerabend, nicht zu warm, nicht zu kalt und hätten wir uns nicht verfahren, wäre es ein fast perfekter Anfang gewesen. So haben wir Lonewolf leider passiert und konnten dann zumindest das Ende von Nightmare noch sehen. Die französische Band existiert schon seit Mitte der 80er und lieferte genauso so ein Set ab. Solider Metal mit einem Auftritt gespickt von Metal-Platitüden, biederem Posing und insgesamt fehlte der Sache in bißchen der Druck. Man hatte das Gefühl als hätten die Franzosen nicht wirklich Spaß an diesem Arbeitstag.

Epica

Epica

Nach einem kurzem Umbau folgten Epica. Der Unterschied zur „Vorgruppe“ war deutlich spürbar. Die Holländer fingen mit einem schönen Intro an bevor dann die gesamte Band einsetzte und wenig später auch Simone Simons in einem schwarzen Abendkleid mit Federkragen die Bühne betrat. Der Auftritt der Band lebte vor allem vom Zusammenspiel des Gesang von Simone und den Grunts von Mark Jansen. Dazwischen immer wieder Gitarrensoli oder längere Bridgepassagen wie man sie aus den Epica Songs kennt. Ich hatte dabei teilweise das Gefühl dass Simone an diesem Abend nicht immer etwas mit sich anzufangen wusste während ihre fünf Mitstreiter musizierten, zumeist liess sie ihr wunderschönes rotblondes Haar kreisen, einmal verschwand sie auch für ein paar Minuten um dann gegen Ende des Instrumentalparts wieder aufzutauchen. Auf der Setlist standen neben „Consign to Oblivion“ z.B. auch der größte Hit der Band „Feint“. Mir persönlich wirkte die Show aber etwas zu einstudiert und professionell, angefangen von schwarzen Podesten für die Männer an die Saiten zum parallel zupfen bis hin zum Licht.  Es mag an der typischen Songstrukur der Epica Songs gelegen haben, aber mir persönlich fehlten bei diesem Auftritt etwas der Druck und man hatte das Gefühl als verzettle sich die Band in den langen Stücken. Egal, allein schon wegen der wallenden roten Mähne von Simone im Ventilatorluftstrom möchte ich diesen Auftritt nicht verpasst haben.

 

Within Temptation

Within Temptation

Was nun folgte war ein etwas größerer Umbau. Wir fragten uns zuerst wieso wohl und mussten dann erkennen dass sich Within Tempation dazu entschlossen hatten, die gute alte Showtreppe wiederzubeleben. Die Holländer hatten davon gleich deren zwei auf der Bühne. Nach einem tollen aber relativ langen Videointro rockte die Band los und einige Sekunden später betrat auch Frontfrau Sharon den Adel die Bühne und hatte direkt von der ersten Note von „Shot In The Dark“ die Massen in der Hand.Auch hier war wieder ein deutlicher Unterschied zur „Vorband“ zu erkennen. Während Epica noch alle fast uniform in schwarz gekleidet und mit wallenden Mähnen zu Werke gingen, waren Within Tempation individuell gekleidet, in T-Shirt, Jens, Lederhose oder Hemd und Sharon in einem schwarzen Gothic Tüllminikleid. Man hatte weniger das Gefühl als würde die Show sondern der Spaß am Auftritt im Vordergrund stehen. Kein Wunder denn die „Show“ wurde bei Within Tempation vor allem durch die Lichtshow mit wechselnden Farben und Effekten sowie einer Videowand mit passenden Trailern zu den jeweiligen Songs unterstützt. Der Bühnenaufbau mit Showtreppen und Steg dazwischen wurde von sämtlichen Bandmitglieder auch ausgenutzt und so tauchten die Protagonisten mal hier oder dort auf und sorgten für eine kurzweilige Unterhaltung. Die Setlist enthielt alle bekannten Songs der Band wie „Faster“ oder „What Have You Done“, das Sharon extra ansagte um zu erklären dass Keith Caputo natürlich nicht mit der Band unterwegs war aber im Hintergrund auf dem Video zu sehen wird. Die Stimme des Life Of Agony Frontmanns kam vom Band parallel dazu. Eine Synchronität die man eigentlich nur mit Klick im Ohr erreichen kann. Der andere Unterschied zu den Bands zuvor war der Druck den Within Temptation von Anfang an entwickelten, zusammen mit der angenehmem und weniger schrillen Stimme von Sharon und der Energie die Frontfrau und Band in jedes einzelne Stück packten, ein echtes Erlebnis und ohne zuviel loben zu wollen, eine der Besten Livebands die ich gesehen habe und das waren einige.

Gegen Ende des Sets von Within Temptation hatte es zu regnen angefangen, was nicht weiter tragisch war, denn wir standen in den dreiviertel des Amphi-Theaters die überdacht waren, neben uns, wo der Regen durchkam hatte sich mittlerweile eine Schneise gebildet und die Zuschauer auf der Empore waren nach unten geflüchtet. Zum Glück war die Toiletten und der Bierstand hinter uns fast trockenen Fußes zu erreichen, so dass die Umbaupause zu Nightwish für Besorgungen genutzt werden konnte. Übrigens war nur Merchandise von „Nightmare“ und „Epica“ zu kaufen, ein Novum dass ich noch auf einem Konzert erlebt habe. Wir konnten trotz Nachfrage und intensiver Suche keinen Fanartikeln von Nightwish oder Within Temptation habhaft werden.

Nightwish

Nightwish

Dort wo vor ein paar Minuten noch Showtreppen standen, war dann ein imposantes Schlagzeug aufgebaut, eine nicht weniger imposante orgelmässige Verkleidung für das Keyboard und reichlich Kulisse von Nightwish zu sehen. Die Kulisse sollte sich Momente später als eine Art Halterung für die Pyrotechnik erweisen und auch die Orgelpfeifen wurden nach belieben „befeuert“. Nach einem längeren, aber eigentlich ziemlich monotonen Intro mit abgedunkelter Bühne, betraten nach einander Keyboarder Tuomas Holopainen, Drummer Jukka „Julius“ Nevalainen, Gitarrist und Mr. Nightwish himself Emppu Vuorinen und Bassist Marco Hietala  die Bühne. Hietala begann mit seinem tiefen Gesang das Set ehe einige Akkorde später die Schwedin Anette Olzon ihre finnischen Bandkollege unter die Arme griff. Die Schweden war von den für gewöhnlich schwarz gefärbten Haaren wieder erblondet und tratt im geblümten Kleidchen mit seitlichem Zopf auf die Bühne, so ganz frei von Metal-Platitüden und erfrischend normal. Das galt auch für den Rest den Band. Julius mit Baseball-Cap und einer Performance von der sich mancher Drummer eine Scheibe abschneiden sollte. Tuomas im lila Hemd und Marco mit zwar Zöpfen im blonden Rauschebart, dass ausser mir bestimmt auch ein paar Vikinger neidisch geworden sind. Nightwish standen ihren Kollegen von Within Temptation in nichts nach und entwickelten von der ersten Sekunde eine Menge Punch und Drive. Während die Show der Holländer zuvor vom Licht und den Videos getragen wurde, wählten Nighwish Feuer bzw. Pyroeffekt und Nebel als Stilmittel und lieferten eine einem Headliner würdige Performance ab. In der Songauswahl waren natürlich ebenfalls fast alle Nighwish Klassiker enthalten, lediglich von „Nemo“ war ich etwas enttäuscht, allerdings ist es natürlich auch toll das Annette ihren eigenen Stil hat und nicht versucht die Ex-Sängerin Tarja Turunen zu kopieren, was bei deren Stimmumfang von fast drei Oktaven auch schwierig werden dürfte.

Danach entschwanden wir wieder in die französische Nacht, wo auf dem Fest vor dem Amphi Theater noch reger Betrieb herrschte und fleissig gefeiert wurde. Unter dem Strich ein toller Ausflug über die Grenze und ein Konzert das sich von Band zu Band gesteigert hatte ohne dass es einen echten Ausfall zu vermelden gab. Einzig das erwähnte Fehlens von Merchandise der zwei letzten Bands gibt Abzüge in der B-Note, denn das Dreiländereck ist nicht eben das Konzertmekka und deshalb sind Fanartikel vor Ort immer gern gesehen. Keine Stunde später waren wir wieder zurück im Deutschland schönster Stadt und sind glücklich in unsere Freiburger Betten gekrochen.

 

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Über den Autor des Beitrags

Hody

Gründungsmitglied von Tribe Online, ehemaliger DJ. Mag Groove und Melodie, Hardcore und Female Fronted Metal, mal ein bisschen Rap oder Industrial, Sportspiele und RPGs - bastelt gerne an PCs und liebt seine Xbox

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