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Crematory und Maerzfeld im Hirsch, Nürnberg, 5. Au­gust 2012

Der Job einer Vorband ist, das Publikum für den Haupt-Act anzuheizen. Das hätte man sich im Hirsch zu Nürnberg sparen können. Der Hirsch ist zu Recht als Klimahölle bekannt und berüchtigt: Im Winter bleiben zwecks Sauerstoffzufuhr gerne mal die Türen offen und die Temperatur nähert sich auch in der Halle dem Gefrierpunkt. Vorteil: Das Bier bleibt länger kühl. Im Sommer ist der Hirsch ein Backofen, so erwartungsgemäß auch am 5. August 2012, als Maerzfeld für Crematory die Show eröffneten. Vorteil: Öh… hm… also… nunja, man friert nicht.

Auch wenn es bereits dampfig heiß in der Halle wahr, wollte nur ein Teil der Besucher im Biergarten bleiben. Maerzfeld, die eigene-Songs-Variante der Rammstein-Coverband Stahlzeit, hatte aber in Sachen Sound nicht den besten aller Tage erwischt. Gerade der Gesang war viel zu leise abgemischt, was der engagierten Performance von Sängerknabe Heli einiges an Wucht nahm. Schade drum, denn Maerzfeld konnten durch ihr tightes Spiel und die eingängigen Songs durchaus Punkte sammeln.

Crematory hatten wie erhofft einen deutlich besseren Sound erwischt (oder bekommen…). Jedenfalls legten die vor einigen Jahren wiederauferstandenen Gothic Metal-Urgesteine mit aller Macht los und nutzen die kuschelige Enge der Hirsch-Bühne aus, so gut es eben ging. Apropos kuschelig: Schon nach dem ersten Song waren alle klatschnass durchgeschwitzt, mit Ausnahme von Keyboarderin Katrin, die auffallend unbeeindruckt vom hirschigen Glutofen blieb. Respekt. Crematory merkt man an, dass sie sich seit über 20 Jahren kennen und perfekt aufeinander eingespielt sind. Eines ihrer Markenzeichen ist der Wechsel zwischen Felix‘ Grunts und Matthias‘ cleanem Gesang, was trotz der oft bescheidenen Akustik im Hirsch prima rüberkam. Bei der Songauswahl verließen sich Crematory auf ihre populären Klassiker – klar, dass „Tears of Time“ oder „Fly“ oder „Höllenbrand“ nicht fehlen dürfen.

Schön auch, dass Crematory sich ihre Lockerheit bewahrt haben. Besonders Felix hat von der ersten Sekunde an den direkten Draht zum gut gelaunten Publikum und sorgt zwischen den Songs für Stimmung – indem er sich zum Beispiel den in Strömen fließenden Schweiß demonstrativ mit einem Tokio Hotel-T-Shirt abwischt. Oder indem er den Nürnberger Schwarzkitteln rät, angesichts der Hitze viel zu trinken. „Nur Wasser, natürlich. Oder Cola.“ Sagt’s und nimmt einen großen Schluck Cola aus seinem Becher. „Schmeckt aber komisch“, bemerkt Felix grinsend. „Steht ja auch schon ’ne Weile rum“, ergänzt Matthias. Besser gesagt: Die Cola stand wohl zu dicht neben der Jack Daniels-Flasche, aus der sich Felix gerne in den Gesangspausen bedient. So kennt man sie eben, die Crematorys. Unverwüstliche Urgesteine, die man hoffentlich noch ein paar Jahre auf deutschen Bühnen erleben darf. Es lohnt sich.

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