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Cryssis (Support: Raw Sienna)
07.02.2020 Altes Wasserwerk, Lörrach

Den Abend eröffnet die junge Band Raw Sienna aus Freiburg. Die 2018 gegründete Alternative-Rockband vereint Elemente aus Hardrock, Punk und Metal mit Anleihen aus dem Classic-Rock. Dabei kommen sie aber ohne Keyboard aus und schaffen es dennoch, einen wiedererkennbaren Sound zu kreieren. Das liegt vor allem auch an dem ausdrucksstarken Frontmann Fabian (ehemals The Black Boxx) der ruhigen Passagen in den Songs genauso gerecht wird wie den dynamischen „Abgehparts“. Überhaupt sind die Arrangements in den Songs in einem guten Wechsel aus filigranen, sensibel gezupften Gitarrenparts und brachial drückenden Gitarrenriffs, getrieben vom hämmernden Schlagzeug.
Das Set wird nur von Schlagzeug und Bass in einem Intro eröffnet, zu dem dann der Rest der Band später erst auf die Bühne kommt. Insgesamt überzeugen die fünf Jungs als Support für Cryssis absolut und liefern auch eine starke Bühnenpräsenz ab. Nach neun Songs ist dann leider auch schon Schluss. Bleibt zu hoffen, dass man von Raw Sienna auch künftig noch viel hören und sehen kann, zumal sie aktuell mit einem Label in Kontakt stehen, um einige ihrer Songs in Profiqualität aufzunehmen.

Nach einer kurzen Umbaupause steht dann der Hauptact auf der Bühne: Cryssis, die Pop-Punk-Band um den Toten Hosen-Schlagzeuger Vom Ritchie und dem Gitarristen Dick York, die sich aus einer gemeinsamen Zeit 1981 in Essex kennen. Der Kontakt riss nie ab, und 2009 war es dann so weit und Cryssis wurde aus der Taufe gehoben. Vervollständigt wird die Band durch Trip Tom an der zweiten Gitarre und Backingvocals (von der Deutsch-Punk-Band KIM) und Thomas Schneider (u.a. Fehlfarben) am Bass und ebenfalls Backingvocals. Jüngstes Mitglied ist Laura Knapp, die auf dem letzten Album bei zwei Songs die Violine beisteuert und auch auf der 2019 veröffentlichten Single „Argentina“ zu hören ist. Da dieser Mix musikalisch sehr gut funktioniert, ist Laura Knapp seither aber auch live dabei und festes Bandmitglied.

Insgesamt sind bisher drei Studioalben veröffentlicht, wobei das Debütalbum „Simple Men“ 2011 und „Kursaal Nights“ 2013 erschienen. Dass bis zum dritten Album „1976“ (2018 veröffentlicht) eine so große Pause entstand, liegt wohl auch unter anderem daran, dass alle Musiker vor allem in anderen Bands ihre „Brötchen“ verdienen. So gesehen fühlt sich „Cryssis“ etwas als Spaßprojekt an, das aber immer gerne auch live unterwegs ist, sofern es die einzelnen Zeitfenster zulassen.
Und dass Cryssis an diesem Abend Spaß haben, ist vom ersten Song an zu spüren: „Another Brave Day“ vom Album „Kursaal Nights“ ist der Opener, gefolgt von „Words“ aus dem Debütalbum. Mit „Ghosts“ und „Fighting In Brighton“ kommen dann gleich zwei Songs aus dem aktuellen Album, bei denen das Publikum bereits lauthals mitgrölt. Die Energie auf der Bühne stimmt und überträgt sich 1:1 aufs dankbare Publikum. Das gut gefüllte Alte Wasserwerk hüpft und tanzt fortan und feiert die gelungene Show, die letztendlich satte 24 Songs inklusive Zugaben dauert.

Dabei erweisen sich die Freunde Dick York und Vom Ritchie als Ansagenpartner, die sich die Spielbälle zuschieben – übrigens singt natürlich Vom Ritchie ebenfalls bei fast allen Songs mit. Ab dem zehnten Song „If I Have To Live Forever“ ist dann auch Laura Knapp mit ihrer Geige dabei und pausiert lediglich beim ersten Zugabe-Song. Was sich mit zwei Songs bereits auf dem Album „1976“ andeutet und mit der 2019 veröffentlichten Single „Argentina“ konsequent fortgeführt wurde, ist das gelungen Zusammenspiel von treibenden Gitarren und eher melodieführender Geige. Der Punk-Sound bekommt dadurch eine individuelle Note, die der Energie auch live nicht im Wege steht, sondern sich super ergänzt, zumal Laura Knapp auch rhythmisch schnelle Parts mithalten kann. Kein Wunder, dass Cryssis problemlos die Geige auch in die älteren Songs einfügen und entsprechend arrangieren kann, um sie live auf die Bühne zu bringen.

Nach knapp 100 Minuten energiegeladener Show ist dann doch Schluss und es ist klar, dass Cryssis und das Publikum gemeinsam jede Menge Spaß hatten – ein Beleg dafür, dass manchmal die kleinen Clubs doch ganz große Konzerte hervorbringen können. Da das Konzert auf höchst professioneller musikalischer Ebene ablief und danach die Band am Merchandise-Stand geduldig Autogramme gab, wird allen klar, dass Cryssis eben doch mehr als nur ein Spaßprojekt ist!

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Über den Autor des Beitrags

Tilo Fierravanti

Schlagzeuger mit zwei eigenen Bands, ist in vielen Musikrichtungen zuhause, vor allem aber in Sachen musikalischer Nachwuchsförderung im Raum Freiburg unterwegs und immer wieder auch in Jurys tätig (u.a. Play Live / Rampe).

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