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Foals mit Support: Sea Moya
31.07.2019 ZMF, Freiburg

Undercut und Schnauzer Vs. Flip Flops und Asi-Palme

Ein recht junges Publikum, hauptsächlich zwischen 20 und 30 hatte sich für den Konzertabend auf dem Freiburger Mundenhof eingefunden. Ein Mix aus Festivalgängern, Fans mit Merchandise vergangener Touren, viele Studenten, die trotz Klausurenphase den Weg aufs Festivalgelände gefunden haben, sowie auch der eine oder andere Musiknerd. Ähnlich wie letztes Jahr bei Alt-J auf der Fürstenberg Festivalbühne an der Neuen Messe ging es ja um eine Band, die gerade in den 10er Jahren ihre musikalischen Spuren hinterließ. Nebenbei bemerkt ein sehr dankbares und feierwütiges Publikum, wie sich noch herausstellen sollte.

Kurzfristig wurde man auf der Suche nach einem Support für die Fohlen fündig: Niemand Geringeres als das Mannheimer Trio Sea Moya, mittlerweile nach Montreal ausgewandert, besorgte bereitwillig den Support. Dabei hatte man in der ersten Reihe der schon für die Foals aufgebauten Bühne vielleicht einen Tick mehr Platz als beim letzten Freiburger Auftritt im Räng Teng Teng im Spätjahr 2018.

Gitarre und Bass, dazu zwei Synthies und ein Schlagzeug: Ein Haufen Tasten, Saiten und Pötte für drei Musiker. Dazu noch etwas Gesang, der mitunter durch den Looper zu einem wahren Stimmteppich verwobenen wurde. Musikalisch passte der Sound des Support recht gut zum Hauptact, psychedelisch und funky, ausschweifende Improvisationen — da nahm das Publikum die Aufforderung zum Tanz gerne an. Auch die Musiker nutzten ihren Aktionsradius eindrucksvoll nach ihren Möglichkeiten. Zum Ende des knapp halbstündigen Sets ließ man die Gitarre noch ordentlich röhren, die Mission, das Albumdebut „Falmenta“ einem breiteren Publikum vorzustellen, scheint gelungen.

Galerie: Sea Moya

Quickie unter Palmen

Als „Die Sensation für den Abend“ angekündigt, „von der die Besucher noch ihren Kindern erzählen werden“, steht eine Band ganz ordentlich unter Zugzwang. Die Formation Foals hat in ihrem fast 15-jährigen Bestehen ihre Erfahrungen auf den großen Festivalbühnen aber gemacht. So enterte man zu sechst die mit Palmen dekorierte Bühne. Die Kommunikation mit dem Publikum hielt sich zu Beginn in Grenzen, sichtbar konzentriert wurde das Set angegangen. Der Indie-Rock der Band aus Oxford wird gerne auch als Math-Rock bezeichnet, Markenzeichen sind fast allgegenwärtige Percussion und flirrende Keyboard- und Gitarrenapplikationen. Das Publikum war sichtbar nicht zur Passivbespassung gekommen, feierte von Beginn an, der Manegenbereich gut gefüllt, die Ränge lichter; genügend Schwungmasse jedoch zum gegenseitigen anfeuern.

Mit dem Opener „On The Luna“ wurde ein vielschichtiges, verschlungenes Netz ausgeworfen, in dem das Publikum sichtbar angetan zappelte. „Olympic Airways“ wurde für die Live-Show mit mehr Schalldruck aufbereitet, ein erster Stimmungs-Höhepunkt war natürlich der Song, der auch die Spotify-Beliebtheitsliste anführt: „My Number“. „White Onions“ mit massivem Bass eröffnete den intensivsten Block, gefolgt vom gitarrenlastigen, archaischen Stampfer „Inhaler“ und dem treibenden „What Went Down“. „Two Steps, Twice“, das noch mal rauschhaft dargeboten und auch angenommen, war gleichzeitig der etwas unerwartete Schlusspunkt des bis dahin großartigen Konzerts.

Der frühe Abgang der Briten nach knapp 75 Minuten ohne Zugabe hinterließ dann doch ein etwas zwiegespaltenes Publikum. Es ergibt auch kaum Sinn, die Setlists der Festivalgigs zu vergleichen, da die Voraussetzungen wohl jeweils anders sind. Ein Ausreißer nach unten, was die Anzahl der
Songs angeht ist Freiburg nicht. Als Headliner wäre man aber sicher in der Lage gewessen, die gute Stimmung und den lautstarken Applaus mit einer Zugabe zu belohnen. Die Shows endeten aber eigentlich immer mit „Two Steps, Twice“.

Musik in Dosen

Sparsam gaben Foals also ihre Dosis ab — vielleicht konsequent. Das aktuelle Album „Everything Not Saved Will Be Lost Part 1“ bekommt im Herbst einen direkten Nachfolger; Mathematischer Rock, unvollendet. Positiver ausgedrückt: Die Briten gingen, bevor der erste Hänger kam.

Galerie: Foals

(Fotos: Gerald Backmeister)

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Über den Autor des Beitrags

Chris

Hört gerne Musik und redet/schreibt darüber.

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