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Irie Révoltés
15.07.2017 ZMF, Freiburg

Es war nicht der erste Besuch der Heidelberger Band auf dem Freiburger Zelt-Musik-Festival. Schon vor drei Jahren waren Irie Révoltés zum Double-Feature mit Samy Deluxe zu Gast im Zirkuszelt. Der diesjährige Auftritt am vergangenen Samstag war aber mit anderen Vorzeichen angekündigt: Zum einen sollte es diesmal kein Double-Feature werden, sondern ein “eigenes” Konzert (ein volles Set, und auch ohne Support). Zum anderen bestand die Besonderheit aber vor allem darin, dass die Band ihre Auflösung zum Ende des Jahres bereits beschlossen hat und sich bis dahin nun auf ihrer “Irievoir”-Abschiedstour befindet…

Ließ man noch kurz vor 20 Uhr den Blick durch das Zirkuszelt schweifen, konnten einen schon Befürchtungen beschleichen, es könnte (für die Band) vielleicht ein unwürdiger Abschied werden. Es waren durchaus einige Leute da, nicht nur ein “paar Hansele”. Aber würde das für eine passend grandiose Stimmung ausreichen?
Es ging los. Zunächst bezogen Schlagzeuger, Bassist, Gitarrist und Keyboarder in der hinteren Reihe ihre Bühnen-Plätze. Das “Rebelles”-Intro wurde angespielt, und kurz darauf stürmten Mal Élevé und Carlito, die zwei Sänger der Band, hinterher — warum auch immer zunächst in dunklen Regencapes o.ä. gekleidet. Schon kurz später stiegen beide Frontmänner nacheinander von der Bühne, stellten sich an die Absperrung zur ersten Publikums-Reihe und heizten dem Publikum ein. Gab es jemals leise Zweifel daran, dass ordentlich Stimmung aufkommen könnte?! Spätestens danach schienen diese jedenfalls lächerlich, zumal das Zelt jetzt auch einen volleren Eindruck machte.

Mit ihrer kraftvollen und mitreißenden Melange aus Hip-Hop, Punk, Ska und Reggae, den deutsch-französischen Texten und genügend eingängigen Refrains zum Mitsingen und -hüpfen (z.B. “Allez!”) hatte die Band — das Line-Up vervollständigten übrigens noch Toby und Mickez mit Saxophon und Trompete — keine Mühe, das Publikum in Verzückung zu spielen.
Und das mit jeder Menge politischer Statements: “Kein Mensch ist illegal” auf dem Shirt, “Refugees Welcome” und “Antifascist Action” auf der Flagge (dazu im Publikum: “Kein Bock auf Nazis”), “Was machen wir wenn wir einen Nazi sehen? Wir sagen ‘Shut Up!’” im Text. Mir kam die Frage auf, in welchen Projekten, in welcher Kunst, die Bandmitglieder in Zukunft ihren Protest ausdrücken wollen. Das kann man doch nicht einfach so abstellen?

Für die hinteren Reihen — und zum Beispiel auch für die Fans auf der Tribüne für Rolli-Fahrer — hatten die beiden MCs jedenfalls noch eine besondere Überraschung. Die Brüder stiefelten einmal quer durch die Menge, am FOH vorbei auf die dahinterliegenden, an diesem Abend übrigens abgesperrten Ränge und sangen das nächste Stück — nach dem Motto “die Letzten werden die Ersten sein” oder die “Hinteren die Vorderen” von dort aus.

Irgendwann gegen Ende bat die Band um einen kurzen Moment, um die Szenerie einfach noch mal auf sich wirken zu lassen — und um sie sich vermutlich für die Zeit danach gedanklich zu “konservieren”. Nach einem gut vollgepackten Zwei-Stunden-Set (Setlist s.u.), inklusive einer Zugabe, bedankte sich die Band schließlich ausgiebig beim Freiburger Publikum und verließ anschließend endgültig die Bühne. Das war also definitiv der letzte Aufstand dieser Art in Freiburg — spielfreudig, schweißtreibend, natürlich politisch.
Wer die Band nun noch einmal live erleben möchte, muss sich ranhalten und sollte mal die Daten der Tour (durch D, A, CH und Tschechien) checken. Und danach? “Allez! Es gibt noch viel zu tun!” — Der positive Aufstand muss weitergehen!

Setlist des Abends (lt. Bühnenzettel):

  • Intro / Rebelles
  • Ruhe vor dem Sturm
  • Allez!
  • Aufstehn (+ KrissKross)
  • Résisdanse
  • Jetzt
  • Stopper
  • Continuer
  • Soleil
  • Travailler
  • À tout prix (+ Jungle ???)
  • Merci
  • Jamais
  • Ska
  • Squatte
  • Zu schnell
  • Voyage
  • Mouvement
  • Dis-moi où
  • Viel zu tun
  • Danse
  • Citoyen du monde
  • Zeit ist Geld
  • Jetzt ist Schluss
  • Antifaschist (+ Shut Up)
  • Privatisation
  • Il Est Là
  • Fäuste hoch
  • Explosion

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Über den Autor des Beitrags

Gerald

Hört so ziemlich alle Genres querbeet, von Heavy bis Electro, von Folk-Pop über World und Rock bis Hip-Hop. Ehrliche, handgemachte Musik ist aber noch die beste und Radio-Rotation ist evil. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Ist zudem hauptsächlich für unsere Comic-Abteilung verantwortlich und spielt hin und wieder auch gerne mal an der (Nintendo-)Konsole.

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