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Jesper Munk
01.07.2015 ZMF, Freiburg

Eine alte Freiburger Legende besagt, dass regelmäßig zum ZMF-Start die dunklen Wolken aufziehen und es stürmt und hagelt oder zumindest aus Kübeln gießt. Nicht so dieses Jahr! Dank Hoch Annelie waren diese Woche nur wenige Wölkchen am Himmel zu sehen und das Thermometer kletterte jeden Tag noch ein bisschen höher. Der Planet brannte und ließ nicht nur, aber besonders, Badisch-Kalifornien schwitzen.
So war zum Festivalauftakt mit Andreas Bourani und Jesper Munk große Hitze angesagt, was offenbar trotzdem kaum jemanden davon abhielt zum Mundenhof-Gelände zu strömen. Kurz vor 20 Uhr, im ausverkauften Zirkuszelt zählte man schon die letzten Minuten vor dem Auftritt, war der Parkplatz wegen Überfüllung geschlossen und auch die P&R-Plätze auf der Haid waren nahezu belegt. Ein Traumstart also.

Während meine Kollegen die große Sauna mit „Ein Hoch auf uns“-Bourani bevorzugten wählte ich neugierig das Spiegelzelt und damit den unbekannteren Künstler des Abends: Jesper Munk, den 23 Jahre jungen und doch so verdammt reif klingenden Münchner mit dänischen Wurzeln. Und wie sich herausstellen sollte, war das (für mich) die goldrichtige Wahl.

Der Konzert-Abend startete mit gleich drei Überraschungen: das Spiegelzelt bot zunächst – während die hinteren Türen noch geöffnet waren – ein recht angenehmes Klima. Zum anderen kamen doch mehr Leute, als ich das an einem so heißen Tag und bei dem noch nicht sehr großen Namen des Künstlers erwartet hätte. Das Zelt war letztendlich gut gefüllt. Und schließlich habe ich dann auch noch mit etwas anderer Art von Musik gerechnet. Nach einigen Vorab-Hörproben auf Youtube verortete ich seine Musik zwar schon grob in Richtung Blues und Rock, aber mit einer deutlich sanfteren und ruhigeren Art. Vom hier und da beschriebenen „Blues-Punk“ hatte ich dabei jedenfalls wenig festgestellt.

Das wäre für mich auch absolut so in Ordnung gegangen. Aber nicht lange nachdem der Gitarrist und Sänger im “Robinson-Crusoe”-Style – soll heißen: Barfuß, eine zerrissene und hochgekrempelte Jeans und freier Oberkörper – und seine beiden Band-Kollegen die Bühne betreten hatten, stellte sich zu meiner Freude heraus, dass Jesper Munk live hauptsächlich (sicher unabhängig vom Wetter) schweißtreibenden Blues-Rock bzw. Rock & Roll mit Blues-, Soul- und Folk-Einschlag bedeutet.
Eine knappe Setlist (“Hungry For Love”, “Parched Well”, “Everlasting”, “White Picket Fence” und “Blue Shadows”) war zwar auf dem Boden aufgeklebt, “das waren aber nur die ersten paar Lieder”, sagte mir Jesper nach dem Konzert. Mehr war schriftlich nicht fixiert. Den Rest wird man sich wohl irgendwie gedacht haben.
Mit dem Covern hätte er es nicht so sehr, hieß es irgendwann – nachdem schon zwei Cover-Stücke (von Johnny Cash und Neil Young) gespielt waren und noch ein drittes von Dan Auerbach (“The Black Keys”) folgen sollte. Für lange Erklärungen, warum nun doch noch ein Cover und warum eine viertelstündige Pause in der Show, fehlte ihm, wie er sagte, irgendwie die Lust. Er ließ lieber die Saiten schwingen.

Das Zeltklima wandelte sich im Verlauf des Konzerts natürlich doch noch in Richtung Dampfbad. Dennoch war der rund anderthalb Stunden lange Auftritt großartig und bewegte auch einige zum Mitzappeln. Nach dem Gig stand Jesper dann sympathischerweise geduldig für gemeinsame Selfies, Gruppenfotos und kurze Unterhaltungen an der Bühne bereit.

Ich selbst hatte erwartet, ein nettes Konzert zu sehen, habe aber wesentlich mehr bekommen als erhofft. Insofern kann ich nur raten: wer ehrliche, eher ungeschliffene Gitarrenmusik mit rauhem, oft verzerrtem Gesang in einfacher Trio-Besetzung (Gitarre, Bass, Schlagzeug) und mit Stilfärbungen hauptsächlich aus Blues und Rock & Roll mag, sollte unbedingt auch mal Jesper Munk bei einem seiner Auftritte besuchen kommen.

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Über den Autor des Beitrags

Gerald

Hört so ziemlich alle Genres querbeet, von Heavy bis Electro, von Folk-Pop über World und Rock bis Hip-Hop. Ehrliche, handgemachte Musik ist aber noch die beste und Radio-Rotation ist evil. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Ist zudem hauptsächlich für unsere Comic-Abteilung verantwortlich und spielt hin und wieder auch gerne mal an der (Nintendo-)Konsole.

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