Konzertbericht | Bloodbound (Support: Tungsten, NorthTale & Arion) | Z7 Pratteln 02.03.2023
Der Teufel zieht an diesem Donnerstag in Pratteln ein. Bloodbound haben zur Power-Metal-Höllen-Messe geladen und sich für ihre okkulten Riten das Z7 ausgesucht.
Tungsten
Die erste Lesung halten ihre schwedischen Landesgenossen von Tungsten. Die bereits 2016 gegründete Formation besteht bis auf den Sänger nur aus Mitgliedern der Johansson Familie. Ex-Hammerfall Drummer Anders Johannson hat diese zusammen mit seinen beiden Söhnen Karl und Nick gestartet. Für die Vocals holte man sich mit Mike Andersson eine kräftige Stimme dazu. Deftiger Power-Metal drückt aus den Boxen in die leider noch ziemlich leere Halle. Ab und an hört man in den Melodien leichte Pagan-Einflüsse heraus.
Die Vier haben sichtlich Spaß, welcher leider nicht ganz auf das Publikum überschwingt. Zu simpel ist der Aufbau der Songs, zu vorhersehbar die Rhythmen. Letztere veranlassen zumindest einige Gäste dazu, ein wenig Macarena zu tanzen. Handwerklich sauber, aber leider auch eintönig gehen die 30 Minuten Set flott um. Den Zuschauern entlockt es zumindest noch ein freudiges Grinsen.
NorthTale
Auch wenn der Name anderes verspricht, haben NorthTale ihren Ursprung nicht in Skandinavien. Die Amerikaner sind zum ersten Mal in Europa auf Tour und werden auch während ihres Auftritts nicht müde dies zu betonen. Kurz vor Covid gegründet, spielen sie einen schnellen Power-Metal mit Einflüssen aus dem Glam-/Hair-Metal. Dieser trifft vor allem auf Sänger Guilherme Hirose zu, welcher als Prinz Eisenherz-Double die Hoch-Ton-Boxen in ihren Limits testet.
Bill Hudson lässt an seinem Saiteninstrument den Vibe der alten Gitarrenhelden aufleben. Er zockt lässig durch langgezogene Solos und lässt dabei alle Scheinwerfer auf sich richten. Die knapp 300 Zuschauer schauen gespannt zu, lassen sich sogar zu einem kurzen Sing-Along mitreißen. Alles in allem klingen die Songs jedoch recht ähnlich. Auch bei NorthTale ist nach 30 Minuten Schluss, was mit einem Anstandsapplaus honoriert wird.
Arion
Weiter geht das Power-Metal-Fest mit Arion aus Finnland. Auch wenn alle Mitglieder noch recht jung sind, spielen sie bereits seit 2011 in dieser Formation zusammen. Der große Durchbruch blieb bisher leider aus, was sich jedoch mit dieser Tour ändern könnte. Leichte Einschläge aus dem Symphonic-Metal kombiniert mit der starken Stimme von Frontmann Lassi Vääränen packen das Publikum von der ersten Minute an. Aufwendiges Songwriting und die satte Abmischung tun ihr Übriges. Die gut 300 Gäste im immer noch sehr leeren Z7 zieht es von den Bars näher zur Bühne.
Nach knapp 20 Minuten drehen die Finnen nochmal auf und werden deutlich härter, nur um direkt im Anschluss eine geile Power-Ballade zu bringen. Das Publikum bangt langsam mit, während die Handylichter in der Luft schweben. Zum Abschluss ihres 40 Minuten Sets darf dann Elize Ryd von Amaranthe noch kurz vom Band Gesellschaft leisten. Der ohrwurmprägende Song „At the break of Down“ bildet den Abschluss einer sehr guten Show. Den Finnen steht noch einiges bevor, wenn sie in der Qualität weiter machen.
Bloodbound
Nun aber zu der Band, welche ganz oben auf dem Tour Plakat steht. Bloodbound prägen schon seit 20 Jahren den schwedischen Power-Metal, sind aber immer im Schatten von Hammerfall. Doch eine treue Fangemeinde steht Ihnen bei. Textsicher ab der ersten Zeile drängt sich das Publikum vor die Bühne, obwohl noch mehr als genug Platz in der Halle wäre.
Frontmann Patrik Selleby verzichtet auf viele Ansagen und treibt stattdessen das energiegeladene Set voran. Immer wieder sucht er die Interaktion mit den Zuschauern, vergibt bei „Fate is Calling“ Fist-Bumps und reckt immer wieder die Pommesgabel in die Luft. Power-Metal-Posing vom feinsten. Auch seine Kollegen an Gitarre und Bass beherrschen das kleine Posing-1×1. Im Gleichklang gereckte Hälse, Rücken an Rücken oder knieend voreinander. Es gibt immer etwas zu sehen auf der Bühne.
Zu Hören natürlich auch, denn zwanzig Jahre Bandgeschichte waren gut für einige Hits. Der Refrain von „Moria“ wird aus sämtlichen Kehlen mitgegröhlt, ausgedehnte Gitarrensolos in der Luft mitgespielt. Eine kleine Kostprobe aus dem im Juni kommenden Album gibt es ebenfalls. „Drink with Gods“ ist ein eher simpel gestrickter Song zum mitgröhlen, bietet sich aber an, dem Sextett auf der Bühne kurz ein paar alkoholische Getränke einzuflößen.
Im letzten Drittel gibt es mit „Dragons are forever“ und „Rise of the Dragon Empire“ nochmal ein paar Klassiker, die mit verschiedenen Mitmachaktionen gespickt werden. Die Fangemeinde folgt treu und begeistert. Zum großen Finale muss sich Nachwuchsteufel Patrik dann noch mit Lucifer persönlich anlegen und ihn durch ein paar beherzte Hiebe mit dem Mikrofonständer von der Bühne vertreiben. Natürlich während Bloodbound dazu den Song „Nosferatu“ zum Besten geben.
Die Show endet nach knapp 90 Minuten unter langanhaltendem Applaus und Gejohle. Die Power-Metal-Messe ist gelesen, Lucifer zurück im Höllenschlund und das Publikum heiser.