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Konzertbericht – Callejon – Substage Karlsruhe

„Hartgeld im Club“ wurde die aktuelle Tour passend zum aktuellen Album genannt, und genauso passend stehen wieder nur kleinere Clubs auf der Liste. Die fünf Düsseldorfer könnten mittlerweile auch größere Hallen füllen, doch wenn man sie auf der Bühne sieht, merkt man, dass sie die Interaktion mit dem Publikum lieben, und das geht nun mal in kleinen Hallen besser.
Für Karlsruhe fiel die Wahl auf das Substage auf dem Gelände des alten Schlachthofes.

Die niedrige Bühne, eine kleine Empore und günstige Bierpreise sorgen schnell für kochende Stimmung. Der Abend stand also unter einem guten Licht, auch wenn im Vorfeld ein paar besorgte Stimmen aufkamen, ob das Set nur aus Coversongs bestehen würde.

Bevor wir uns den Klängen der Metalcore-Combo hingeben können, darf allerdings noch die Nachwuchs-Rapperin „Antifuchs“ auf die Bühne. Die 30-Jährige aus Flensburg durfte schon beim Titelsong der aktuellen Callejon-Platte mitwirken und begleitet die gesamte Tour als Support. Zumindest in Karlsruhe kam ihr derber Deutschrap beim Publikum allerdings nicht so gut an, sodass sie in einige fragende Gesichter blickte. Als dann zur Mitte des 30-minütigen Sets dann noch aufblasbare Mittelfinger im Publikum verteilet werden, ließen sich dessen Reaktionen zumindest nicht mehr eindeutig zuordnen. Der Applaus zum Abschied fiel auch eher verhalten aus, was die Grundstimmung und Vorfreude auf den Main-Act allerdings nicht zu schmälern schien.

Nach nur 15 Minuten Umbaupause beginnt um Schlag Neun ein Metalcore-Fest in drei Akten. Die Gastgeber steigen fett ein, mit „Was du Liebe nennst“ aus dem aktuellen Album, und das Publikum feiert ab! Mit „Urlaub fürs Gehirn“ und „Von Party zu Party“ reihen sich direkt zwei ebenfalls neue Kreationen an. Während die ersten Crowdsurfer aufsteigen und der Security einiges zu tun geben, wechselt die Farbgebung auf der Bühne von Quietschbund zu Rot und Leadsänger BastiBasti stimmt „Blitzkreuz“ an. Jetzt gibt es auch für die Fans, die mit der Band gereift sind, kein Halten mehr.

Das Substage verwandelt sich in einen Hexenkessel, das Publikum hängt der Band an den Lippen, Hände, Crowdsurfer und Kleidungsstücke fliegen in die Luft, jede Ansage, jede Moderation wird honoriert. Mit „Dunkelherz“ und „Wir sind Angst“ haben weitere Klassiker ihren Weg ins Set gefunden, sodass spätestens jetzt alle Zweifler eines besseren belehrt wurden.
Der Erste Teil der „Porn from Spain“-Trilogie beendet passenderweise den ersten Akt mit einem gewaltigen Moshpit, der nur ganz knapp vor dem Mischpult halt macht.

Es folgt der zweite Akt in diesem Metal-Schauspiel. Eingeleitet von einem Medley aus „Kids (Zwei Finger an den Kopf)“, „Willst du“ und „So perfekt“, werden ein paar populärere Cover elegant miteinander verknüpft und drücken dem Publikum mit ihrer Brachialität herrlich ins Gesicht. Bei „Polar“ greift die Band nochmal tief ins Plattenregal, lässt einfach keine Verschnaufpausen aufkommen. Auch die Security hat ordentlich zu tun. Im ausverkauften Substage sind teilweise so viele Personen gleichzeitig in der Luft, dass hinter dem Wellenbrecher viel Arbeit ankommt.

Frau „Antifuchs“ wird nochmal eine Chance gegeben, als sie zum bereits erwähnten Titelsong „Hartgeld im Club“ ein Gastspiel geben darf. Dieses Mal ist das Feedback auch deutlich wohlwollender. Allen Callejon-Fans sind bestimmte Akkorde ins Gehirn gebrannt, so verwundert es wenig dass es beim Intro von „Kind im Nebel“ schlagartig still wird in der Menge und Feuerzeuge oder Handylampen in die Höhe gehen. Auch der härteste singt diese Powerballade mit. In den ersten Reihen wird sogar die PA übertönt. Am Ende steht die Band vollkommen geflasht auf der Bühne und bedankt sich überschwänglich.

Doch der zweite Akt soll noch nicht Enden. „Dieses Lied macht betroffen“ holt nochmal richtig Schwung, und wie gewünscht formiert sich eine Wall of Death zu „Snake Mountain“. Doch halt, der Akt kann ja nicht enden ohne einen weiteren Teil der Trilogie. „Porn from Spain 3“ leitet das Ende der regulären Spielzeit ein und wird frenetisch gefeiert.

Wer zu diesem Zeitpunkt noch etwas vermisst hat, dürfte wohl an die erste Cover-Scheibe gedacht haben. Die Jungs vom Niederrhein lassen sich nicht lange bitten und knallen mit „Schwule Mädchen“ eine Zugabe in den Äther. Die mittlerweile unverzichtbare Anti-Nazi-Ansage wird passenderweise vor dem Ärzte-Cover „Schrei nach Liebe“ abgehalten, sodass jetzt auch das Album „Man spricht deutsch“ würdevoll in diesem Set vertreten ist.
Auch der schönste Abend geht mal vorbei, und während auf und vor der Bühne immer noch Schwerstarbeit verrichtet wird, scheint das Publikum immer noch nicht müde zu sein. Es endet der dritte Akt fast erwartet mit „Porn from Spain 2“, und doch überraschend als Gitarrist Kotsche sich einfach samt Instrument zu den Crowdsurfern gesellt und die Akkorde in die Saiten knallt. Am Boden angekommen formiert sich ein respektabler Circle-Pit um ihn.

Calljon beweist in diesem 90-minütigen Set mal wieder warum sie zurecht, an der Spitze der deutschen Metalcore Scene stehen. Die sympathischen Düsseldorfer sind extrem publikumsnah und stehen noch Minuten nach dem letzten Ton auf der Bühne und lassen sich feiern. Auch die Menge vor der Bühne will eigentlich gar nicht gehen, doch als das letzte verschwitze Handtuch in die Menge fliegt, ist das Ende gewiss.

 

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Über den Autor des Beitrags

Eightrocks

Hört am liebsten Symphonic- sowie Powermetal, kann sich aber auch für Pagan und Metalcore begeistern. Wenn er gerade einmal nicht mit Achterbahnen spielt, ist die Kamera im Anschlag.

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