Konzertbericht | Die Apokalyptischen Reiter (Support: Hammer King) – Colos-Saal Aschaffenburg | 12.12.2024
Es gibt in verschiedenen Sub-Genres unserer allseits geliebten Musik einige legendäre Bands. Eine davon sind sicherlich „Die Apokalyptischen Reiter“ welche im Jahr 2025 ihr dreißig-jähriges Bühnenjubiläum feiern werden. Quasi als Vorbereitung darauf uns als Jahresabschluss gab es noch zwei kleine Club-Konzerte in 2024. Eines davon im ebenso legendären Colos-Saal in Aschaffenburg.
Als sich um 19 Uhr die Türen öffnen, hat sich bereits eine lange Schlange vor der Tür gebildet und die, die früh dran waren konnten noch die letzten Töne von „Hammer King“ durch die Gemäuer des Saals vernehmen. Leider ist die Show nicht ganz ausverkauft, doch in der gemütlichen Enge der Location kommt dennoch immer Stimmung auf.
Hammer King
Bevor die Reiter starten darf aber noch ihr Support „Hammer King“ ran. Die Kaiserslauterner machen selbstbetitelten royalen Power-Metal. Es klingt ein bisschen wie eine Mischung aus Hammerfall und Turisas, ob es gefällt, ist jedem Zuschauer selbst überlassen. Bei den anwesenden kommen die teils simpel gestrickten Songs gut an und sorgen für teils ausgelassene Stimmung. Immer wenn Sänger Titan Fox (ehemals ROSS THE BOSS) seinen Hammer schwingt, wird vom Publikum der Schlachtruf „Hail 2-3-4“ erwartet, welcher mal mit mehr, mal mit weniger Intensität zur Bühne zurück schallt.
Auch wenn die Musikalische Tiefe manches Mal zu vermissen ist, zeigen sich die Könige dennoch gnädig mit ihren Untertanen auf der anderen Seite des Bühnengrabens. Bei „König und Kaiser“ verteilt eine Zofe mit schwingenden Bewegungen Goldmünzen im Pöbel. Zu „Hammerschlag“ wird dann noch neue Oberbekleidung, bedruckt mit dem Logo der Band an den stärksten und/oder lautesten Zuschauer verteilt. Das Spektakel endet nach angenehmen 40 Minuten mit einem angemessenen Applaus und die Könige verziehen sich wieder in ihre Gemächer hinter der Bühne.
Die Apokalyptische Reiter
Punkt 21 Uhr verbreitet sich der Geruch von Weihrauch und Gregorianische Gesänge im Colos-Saal. „Die Apokalyptischen Reiter“ lieben den großen Auftritt und haben ihr Intro passend zum Titel dieser beiden Shows gewählt, welcher „In nomine Patris et Filli et Spiritus Sancti“ lautet. Für die unter uns welche den Latein und Religionsunterricht immer geschwänzt haben, um die neuesten finnischen Black-Metal-Platten reinzuziehen, die Übersetzung lautet „Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“. Frontmann Daniel „Fuchs“ Täumel betritt die Bühne im Priester-Ornat und greift direkt zu seinem Steuerrad um dem johlenden Colos-Saal den Song „Volle Kraft“ entgegen zu schmettern.
Die „Reiter“ wie sie liebevoll von ihren Fans genannt werden, haben über ihre lange Karriere einige Umbesetzungen durchgemacht, so auch in jüngerer Vergangenheit. Keyboarder Mark „Dr. Pest“ Szakul stieg während der Covid Pandemie aus, seine Elemente kommen nun vom Band. An der Gitarre übernahm 2023 Titus „Titus Maximus“ Garz und am Schlagwerk Ronny „Rohgarr“ Garz welcher auch bei „Varg“ auf die Felle eindrischt. Ihrem Stil sind die „Reiter“ trotzdem treu geblieben und präsentieren ihren ganz eigenen Mix aus Melodic-Death und Folk. Gerade die Folk-Elemente entnehmen sie immer wieder unterschiedlichen Kulturen, sodass sich auch arabische oder asiatische Einflüsse spüren lassen. Allem gemein ist dabei die fast schon unmenschliche Energie, welche sich aber der ersten Sekunde auf das Publikum überträgt.
Das Set des heutigen Abends ist ein Best-Off durch den langen Weg der Band und natürlich dürfen Klassiker wie „Der Adler“ und „Revolution“ nicht fehlen. Bei letzterem merkt „Fuchs“ noch an, dass eine solche im Moment dringender den je ist. Doch auch rein instrumentale Einlagen gibt es, wie zum Beispiel das virtuose Drum-Solo, welches durch zwei gigantische Pauken ergänzt wird. Danach geht es direkt mit Vollgas über zu einem weiteren Klassiker. Der Refrain von „Die Sonne scheint“ wird derart laut mitgegrölt, dass er mir selbst jetzt noch im Ohr hängt.
Viel Platz ist nicht mehr an diesem Abend im Colos-Saal und dennoch schaffen es die Fans eine Gasse zu bilden um für „der kleine Wicht“ eine Wall of Death zu starten. Bei der Power-Ballade „Wir reiten“ wird es kurz andächtig Still im Saal, nur um Energie für „Wilde Kinder“ zu sammeln, bei welchem sich ein ordentlicher Mosh-Pit in den ersten Reihen bildet.
Es folgen mit „Der Seemann“ und „Nach der Ebbe“ wieder zwei Klassiker. Vor allem letzteres Besticht durch ein mittlerweile oft kopiertes Element, der Bootsfahrt über das Publikum. Dieses Mal ist es aber nicht nur ein Fan, welcher das schwarze Gummigefährt besteigt, auch „Fuchs“ lässt sich zu einer Tour hinreißen. So paddeln die beiden von zahlreichen Händen getragen durch die Zuschauer und müssen sich das eine oder andere Mal etwas ducken, denn durch die niedrige Decke des Colos-Saal kommen sie den Scheinwerfern teilweise gefährlich nah.
Nach diesem Highlight folgen noch die letzten Songs „We will never die“ und „Reitermania“ welche, das 90-Minuten Set beschließen. Ohne Pause aber voller Kraft und Energie, beweisen „Die Apokalyptischen Reiter“, dass sie auch nach fast 30 Jahren immer noch Lust haben die Bühnen der Welt zu erobern. Dieses werden sie 2025 dann auch mit einer ausführlichen Jubiläums Tour tun.