Konzertbericht | Eluveitie – ANV Rising Europe 2025 (Support: Infected Rain & Ad Infinitum) | Posthalle Würzburg – 14.02.2025
Die Kombination aus Folk-Metal, Symphonic-Metal und modernem Groove-Metal klingt auf dem Papier schon vielversprechend – und in der fast ausverkauften Posthalle wird dieser Versprechung eindrucksvoll Leben eingehaucht. Eluveitie laden ein, und mit Ad Infinitum sowie Infected Rain haben sie zwei explosive Supports im Gepäck, die das Publikum ordentlich auf Betriebstemperatur bringen. Pünktlich zum Valentinstag gibt es dabei nicht nur musikalische Härte, sondern auch jede Menge Frauenpower auf der Bühne.
Ad Infinitum: Symphonic Power mit Charisma
Pünktlich um 19:15 Uhr betreten Ad Infinitum die Bühne – und schon ab der ersten Note ist klar: Hier wird nichts dem Zufall überlassen. Frontfrau Melissa Bonny dominiert die Bühne mit einer beeindruckenden stimmlichen Bandbreite, die von sanften, klaren Passagen bis hin zu wuchtigen Growls reicht. Der Sound sitzt druckvoll und differenziert, jede Nuance der detailreichen Arrangements kommt durch. Die Energie überträgt sich sofort auf die Menge: Bereits zur Hälfte des Sets springt die halbe Halle ausgelassen mit.
Abseits der musikalischen Perfektion beweisen Ad Infinitum auch Humor. Drummer Niklas Müller, der zur Hälfte aus Würzburg stammt, fordert den Bassisten Cory immer wieder heraus: Unterfranken könne laut sein – und das Publikum nimmt die Herausforderung gerne an. Nach 40 Minuten endet das Set mit „Unstoppable“, einem hymnischen Abräumer, der seinen Titel verdient. Trotz der intensiven Performance ist die Luft in der Halle noch angenehm – die perfekte Einleitung für den nächsten Akt.
Infected Rain: Energieexplosion mit Herz
Um 20:15 Uhr übernehmen Infected Rain das Zepter – und lassen von der ersten Sekunde an keinen Zweifel daran, dass sie gekommen sind, um die Posthalle zu zerlegen. Die LED-Wände auf der Bühne sorgen für eine dichte, visuelle Atmosphäre, während Frontfrau Lena Scissorhands das Publikum mit ihren charakteristischen „Scherenhänden“ fest im Griff hat. Ob Wall of Death oder kollektives Sitzen und Aufspringen – jede ihrer Ansagen trifft ins Schwarze, und die Menge folgt bereitwillig.
Besonders emotional wird es bei der kraftvollen Power-Ballade „NEVER TO RETURN“. Zum Valentinstag hält die halbe Frontrow Herzen in die Luft, während Lena eindrucksvoll ihre emotionale Seite zeigt. Doch Sentimentalität ist nur eine Facette: Zu „BECAUSE I LET YOU“ entfesselt sich ein riesiger Circle Pit, der die körperliche Kondition von Band und Publikum gleichermaßen herausfordert. Nach 50 Minuten schweißt die Band die Menge noch einmal beim kollektiven Springen zusammen, bevor es – durchgeschwitzt, aber glücklich – direkt zum Merch-Stand geht.
Eluveitie: Folk-Metal-Meisterklasse mit epischem Anstrich
Als um 21:30 Uhr die Lichter für Eluveitie ausgehen, erreicht die Spannung ihren Höhepunkt. Die Schweizer Folk-Metal-Größen betreten zu einem bombastischen Backtrack-Intro die Bühne – und lassen von Beginn an keinen Zweifel daran, dass sie Meister ihres Fachs sind. Sänger Chrigel Glanzmann überzeugt mit kraftvollem, rauem Gesang, während Multiinstrumentalist Matteo Sisti immer wieder mit seinem Wechselspiel aus Flöten, Dudelsack und Mandoline beeindruckt.
Doch nicht alles glänzt gleich hell: Fabienne Erni zeigt sich stimmlich zu Beginn etwas zurückhaltend. Erst bei einem späteren Gesangssolo entfaltet sie ihre volle Ausdrucksstärke und verzaubert das Publikum mit ihrer klaren Stimme. Eluveitie setzen in ihrer Setlist auf eine ausgewogene Mischung aus folkigen Melodien und harten Death-Metal-Brettern. „Call of the Mountains“ wird als Heimat-Hymne angekündigt, doch das Publikum ist zu diesem Zeitpunkt bereits spürbar müder. Trotzdem bleibt die Stimmung durchweg gut, während die Band Hit auf Hit präsentiert.
Nach 75 Minuten verlassen Eluveitie die Bühne, kehren jedoch für eine kraftvolle Zugabe zurück. Mit „Inis Mona“ liefern sie einen epischen Schlusspunkt, bei dem der Publikumschor die Posthalle erbeben lässt. Die Band zeigt sich sichtbar gerührt und bedankt sich herzlich bei ihren Fans für einen unvergesslichen Abend.
Fazit: Ein Fest für Metal-Herzen
Drei Bands, drei unterschiedliche Ansätze – und doch eine gemeinsame Mission: Die Posthalle in einen Hexenkessel zu verwandeln. Ad Infinitum überzeugen mit musikalischer Präzision und charismatischer Führung, Infected Rain entfachen ein Energie-Inferno, das keinen stillstehen lässt, und Eluveitie liefern eine mitreißende Mischung aus epischem Folk und brachialem Metal. Pünktlich zum Valentinstag bewiesen die Frontfrauen Melissa Bonny, Lena Scissorhands und Fabienne Erni eindrucksvoll, dass Frauen im Metal nicht nur vorne stehen, sondern die Szene auch mit Leidenschaft und Power prägen. Ein Konzertabend, der nicht nur die Nackenmuskulatur, sondern auch das Herz berührt – und lange in Erinnerung bleiben wird.