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Konzertbericht | Rock Check XXL – Stattbahnhof Schweinfurt | 09.11.2024

Nachwuchsförderung ist das Salz in der Suppe jeder lokalen Musikszene. Kleine Bühnen sind rar und damit die Möglichkeiten für Newcomer oder Hobbymusiker begrenzt. Deswegen spielen viele kleine Vereine eine so große Rolle. Dank ihrer unermüdlichen ehrenamtlichen Arbeit bekommt man Bands zu sehen, die oftmals selbst für Opener-Slots auf Festivals zu unbekannt sind. Dennoch sind solche Abende auch immer wieder die Chance, neue Perlen zu entdecken, welche hoffentlich den Durchbruch schaffen.

Eine solche Veranstaltung ist der „Rock Check XXL“, veranstaltet von der IG Rock Unterfranken e.V. im Stattbahnhof in Schweinfurt. Die beiden Säle sind ideal, um ohne große Umbaupausen so vielen Bands wie möglich eine Auftrittsmöglichkeit zu schaffen.

 

Drown me in sanity

Den Abend eröffnen dürfen die Lokalmatadore von „Drown me in sanity“. Für sie ist es noch eine andere Premiere, denn die fünf Schweinfurter haben mit dieser Band ihren aller ersten Auftritt. Obwohl bereits 2020 gegründet mussten sie sich bis jetzt gedulden, um die Bretter der Bühne zu betreten. Das tun sie jedoch mit großer Energie und Motivation. Zu anfangs mag sich diese noch nicht so recht auf das Publikum übertragen, doch im Lauf des 30-minütigen Sets schaffen es die Newcomer einige Leute von sich zu überzeugen. Der klare Metalcore kommt an, lässt allerdings noch einen eigenständigen Stil vermissen. Der Applaus zum Abschluss ist daher noch etwas verhalten, aber respektvoll.

Second Chapter

Weiter geht es im kleinen Saal mit „Second Chapter“. Die Kitzinger sind noch dabei ihre aktuelle Besetzung zu finden, so zieht der Drummer von „Drown me in sanity“ direkt wieder hinter dem Schlagwerk ein. Der selbstbetitelte Groove Metal drückt kräftig im Zwerchfell und lässt sofort einen kleinen Moshpit entstehen. Die Action im Publikum wird vom Frontmann noch weiter angeheizt, in dem er sich hin wieder dazu gesellt. Insgesamt scheint der Auftritt aber nicht ganz zu zünden. Sei es, weil der Sound sehr matschig ist, oder das Genre allgemein nicht ganz so gut ankommt. Immer wieder verlassen ein paar Zuschauer den Saal, um sich an anderer Stelle schonmal einen Platz zu sichern, oder Biernachschub zu organisieren. Das ist schade, aber die Band lässt sich nicht entmutigen und zieht bis zum letzten Ton durch.

Crash Kidz

Echt Newcomer sind die „Chrash Kidz“ aus dem Würzburger Raum nicht mehr wirklich. Aber sie bereichern den Abend mit ihrem lockeren Punk-Rock und gelöster Atmosphäre. Frontmann Alex scherzt mit dem Publikum, verteilt großzügig CDs und versteht es allgemein die Zuschauer auf seine Seite zu ziehen. Hier merkt man eindeutig die 20 Jahre Erfahrung von einigen Bühnen und eigenen Touren. Es wird viel getanzt und gepogt, auch wenn die Themen mal etwas schwerer werden. Bassist Peter zieht immer mal wieder rotzige Solos durch, welche auch sauber abgemischt beim Publikum ankommen. Band und Publikum haben beide so viel Spaß, dass es niemanden auffällt, wie die Franken 15 Minuten überziehen. Doch auch das gehört an so einem Abend dazu, einfach machen lassen und alles andere fügt sich schon.

Unknown Voyage

Weiter geht es mit Pop-Punk aus Aschaffenburg. „Unknown Voyage“ gründeten sich 2021 und begeistern vom ersten Ton an mit viel Spielfreude. Ein Sound in bester „American Pie“-College-Party-Manier bringt direkt gute Laune und führt sowohl dem Publikum als auch dem Autor direkt das eigene Alter wieder vor. Die letzte große Pop-Punk Welle dürfte so ziemlich mit dem Geburtsdatum der Musiker übereinstimmen, und so ist es für eine einen eine Zeitreise, und für die anderen die Wiederentdeckung eines etwas untergegangenen Stils. Handwerklich absolut sauber und mit ihrer unbändigen Energie preschen die vier durch dreißig Minuten kurzweiliges Set. Ihnen sei weitere Erfolg und der eine oder andere Einheizer-Slot auf Festivals sehr gegönnt. Da versteckt sich eine absolute Perle.

Shot Crew

Bei „Shot Crew“ aus Hammelburg perlt vor allem das Bühnenbier. Hat sich das Trio doch dem Alcoholic-Rock’n’Roll verschoben. Wer jetzt Probleme hat dieses Genre einzuordnen dem könnten folgendes helfen. Stellt euch einfach vor, Lemmy Kilmister und Christopher Bowes hätten ein Kind zusammen großgezogen, wobei Ersterer die musikalische Richtung und Letzterer die Texte vorgegeben hat. Es geht ums Saufen und um Frauen, manchmal auch um beides gleichzeitig und das ganze verpackt in viel Klamauk. Wer jetzt allerdings glaubt, dass hier einfach nur Blödsinn herrscht, der sei gewarnt. Die Jungs verstehen sich auf ihr Handwerk und bedienen ihre Instrumente mit viel Präzision und Kreativität. Ausgedehnte Soli und der typische rotzige Gesang von Lemmy verfangen sofort bei den Zuschauern und sorgen für Begeisterungsstürme. Da stören auch nicht die kleineren Technikprobleme zwischendurch, welche gekonnt durch weitere Blödeleien überspielt werden. Definitiv ein Auftritt der in Erinnerung bleibt.

Bowser

Die Punk-Combo „Bowser“ aus Hassberge hatte ihre eigene Fangruppe gleich mitgebracht, welche vom ersten Ton an ins Pogen startete. Auch hier drehen sich die meisten Songtexte um Hopfenhaltige Erfrischungsgetränke, sowie die Auswirkungen deren Konsums. Doch auch erster können die selbsternannten Bierpunker, in dem sie auch die problematische Mittelmeer Überquerung für Flüchtlinge thematisieren. Insgesamt geht es aber doch eher spaßig zu, und so wundert es wenig, dass der Pegel bei Band und Publikum kurz vor Mitternacht einen Höhepunkt erreicht.

Metlash

Den Abschluss bildet die Cover-Band „Metlash“ im großen Saal. Stilsicher spielen sich die Musiker einmal quer durch den modernen Metal. Von Linkin Park bis Alestorm ist für jeden was dabei. Beeindruckend dabei ist vor allem, dass die Bandmitglieder immer wieder die Instrumente tauschen, auf neue Positionen wechseln und auch das Singen immer mal wieder jemand anderem überlassen. So wird jedes Intro zur Überraschungstüte und man weiß im Vorfeld nie genau was einen nun erwartet. Das ganze bei hoher musikalischer Qualität und guten Mixing im Sound. „Metlash“ sind scheinbar immer für eine Party zu haben und verstehen das Publikum auch bei einem längeren Set in ihren Bann zu ziehen. Da fragt man sich, was die Band noch zu Stande bringen würde, wenn sie eigene Songs schriebe.

Fazit

Der Rockcheck XXL ist genau das, was lokale Musikszenen brauchen. Engagement und Freude daran, Auftrittsmöglichkeiten für kleine Bands zu schaffen. Spricht man mit Musikern, welche den Durchbruch geschafft haben, erinnern sie sich immer wieder gerne an ihre Zeiten in kleinen Clubs zurück. Vielleicht wurden ja auch an diesem Samstag Erinnerungen für die Zukunft geschaffen.

An der Umsetzung und Organisation waren beteiligt:
Musikinitiative Hammelburg
Musikinitiative Haßberge
Rockverband Schweinfurt
Würzburger Rockgemeinschaft
initiative for music and youth culture nes
frequency9 Bad Königshofen
IG Rock Unterfranken e.V.

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Über den Autor des Beitrags

Eightrocks

Hört am liebsten Symphonic- sowie Powermetal, kann sich aber auch für Pagan und Metalcore begeistern. Wenn er gerade einmal nicht mit Achterbahnen spielt, ist die Kamera im Anschlag.

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