Korn und Sixx:A.M. – 16. Juni 2016 im Z7 in Pratteln
Die Open Air-Saison ist schon voll im Gange. Bis zum Wettergott hat sich die Neuigkeit aber wohl noch nicht herumgesprochen, ließ er es doch ganz ordentlich auf die Szenerie in Pratteln bei Basel herunterprasseln. Zum Glück handelte es sich bei dem lange im Voraus ausverkauften Konzertabend mit den kalifornischen Neo-Metallern Korn und den Vintage-Glam-Spezialisten Sixx:A.M. um eine Indoor-Veranstaltung, in den heiligen Hallen des ehrwürdigen Z7, das allein im Juni auf ein Programm verweisen kann, das Metal-Größen wie Megadeth, Slayer und Anthrax ebenso auf die Bühne bringt wie etwa die legendäre Hip Hop-Formation Public Enemy, aber auch Industrial-Rocker wie Combichrist und Filter oder eben auch Korn und Sixx:A.M..
Für Veranstaltungen dieser Größe ist ein externer Parkplatz nutzbar, inklusive Shuttleverkehr mit dem urigen, schwarzen Z7-Gelenkbus. Dank überdachtem Wartebereich kann man also theoretisch trockenen Fußes die Konzertstätte erreichen.
Unter den Schirmen im Außenbereich wurde es schnell kuschelig, wollte man vor dem Konzertgenuss noch etwas für die Lunge tun oder bei Tageslicht Charakterstudien betreiben. Zur Typologie der Konzertbesucher an diesem Abend: Die Korn-Fans waren logischerweise eindeutig in der Mehrheit, auch wenn einige Mötley Crüe- und Sixx:A.M.-Shirts in der Menge auszumachen waren. Die Treue der Korn-Fans war schon auf dem Parkplatz an lackierten Band-Logos auf den Autos zu erkennen, es waren auch einige tätowierte Schriftzüge zu sehen. Das Publikum altert in etwa gleich schnell wie die Band, ist vereinzelt sogar in zwei Generationen anzutreffen, die Kinnbartträger und Skatergestalten von einst sind mittlerweile zu verantwortungsvollen Erwachsenen mit musikalischem Bildungsauftrag herangereift. Erstaunlich viele extravagante Stylings waren zu sehen, wie etwa ein Mix aus Steam-Punk und Gothic, von Techno-Freaks mit Schweißerbrillen bis zur Schnürlederhosenfraktion war alles vertreten.
Sixx:A.M. haben den Status einer Vorband eigentlich weit hinter sich gelassen, hatten aber kein Problem, den Anheizer zu geben und dabei auch mal eben das aktuelle Album ‚Prayers for the Damned‘ zu promoten. Das Z7 war zu diesem Zeitpunkt schon gut gefüllt. Angerückt war die Band mit Sänger James Michael, der das Geschehen auf der Bühne von Beginn an dominierte, dem Herrn mit der Vorliebe für selten verwendete Doppelkonsonanten: Bassist Nikki Sixx, Gitarrist DJ Ashba, Tour-Schlagzeuger Dustin Steinke sowie zwei Backgroundsängerinnen. Vor glitzerndem Backdrop zelebrierten Sixx:A.M. gut 40 Minuten ihren Mix aus sleazy Glam-, Gothic- und Hardrock. DJ Ashba brachte schnelle Metal-Soli und verspielte Effekte Marke Tom Morello zusammen. Korn-Trommler Ray Luzier gab sich für einen Song am Schlagzeug die Ehre und auch die Sängerinnen, die zu Duett- und Soloauftritten kamen lieferten eine engagierte Show. Letztendlich reservierte das Publikum das letzte Quäntchen Begeisterung aber wohl für den Hauptact.
Der hatte sichtlich keine Mühe, die feiernde Meute zu übernehmen. Mit Sirenengeheul-Intro von Keyboarder Zac Baird ließ erst Ray Luzier an den Drums kurz die Muskeln spielen, dann kamen nacheinander Reginald ‚Fieldy‘ Arvizu, die Gitarristen James ‚Munky‘ Shaffer und Brian ‚Head‘ Welch und zu guter Letzt Jonathan Davis unter frenetischem Jubel die Bühne. Die Show konnte beginnen, mit ‚Right Now‘. In knapp 80 Minuten wurden Hits wie ‚Falling Away From Me‘, ‚Blind‘ (mit Nikki Sixx als zweitem Bassist), ‚Got The Life‘ oder auch ‚Freak On A Leash‘ heruntergezockt. Nette Einfälle wie das Dudelsack-Intro von ‚Shoots and Ladders‘ und dem ‚One‘-Outro (Metallica) sowie den Pink Floyd Coversongs ‚Another Brick In The Wall Pt. I-III‘ und ‚Goodbye Cruel World‘ hielten die Stimmung oben, wenngleich die Interaktion mit dem Publikum recht sparsam betrieben wurde. Gerade die Fans des puren Korn kamen an diesem Abend auf ihre Kosten. Musikalische Experimente in Richtung ‚Path Of Totality‘ wie Elektronik oder Dubstep gab es diesmal kaum, lediglich der Song ‚Narcissistic Cannibal‘ wurde aus dieser Phase zum Besten gegeben. Dafür gab es eine exzellente Lightshow und die Hits der Jugend, performt von einer gut aufgelegten Band, die nach der Zugabe ‚Freak On A Leash‘ noch fleissig die Fans in den vorderen Reihen mit Plektren, Drumsticks und Schlagzeugfellen versorgte.
(Fotos: Gerald Backmeister; Fotos von Sixx:A.M. haben wir leider nicht, da die Akkreditierung nur für Korn galt)