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Kreator, Morbid Angel, Nile und Fueled by Fire
Musichall, Geiselwind, 3.11.2012

Diese Tour hat es in sich: Zwei Thrash-Metal-Bands, zwei Death-Metal-Bands. Zwei vergleichsweise neue Kombos, zwei Veteranen, die seit Jahrzehnten Maßstäbe in ihren Genres setzen. Kann da etwas schief gehen? Nein, eigentlich nicht. Und so waren die Auftritte der deutschen Thrash-Giganten Kreator, der Death-Götter Morbid Angel, der kopflastigen Death-Künstler Nile und der feurigen Fueled by Fire vor allem eines: Energie geladen, mitreißend und von vorne bis hinten gelungen. Die Musichall in Geiselwind war proppenvoll, die Stimmung bestens – so sieht ein gelungener Metal-Abend aus!

Los ging’s mit Fueled by Fire, die eine Musik spielten, zu deren Hochzeiten die Jungs gerade mal die Windeln richtig rum anziehen konnten. Der schnelle, rotzige Old School-Thrash erinnerte an die guten alten Zeiten, als in der Bay Area Bands wie Testament begannen, die Musikwelt zu erobern. Schade, dass die Truppe kaum Platz auf der vollgestellten Bühne in der Musichall hatte, und auch nur sechs Songs spielen durfte: „Within The Abyss“, „Unidentified Remains“, „Dreams Of Terror“, „Deadly Restraints“, „Thrash Is Back“ und „Eye Of The Demon“. Dennoch nutzte der Fünfer seine Chance und erspielte sich mit Dauer-Headbangen und viel Energie einige neue Sympathien. Klasse Auftakt!

Nach einer erfreulich kurzen Umbaupause ließen sich Nile mit einem nebelumwaberten Intro ankündigen, bevor sie  mit „Kafir!“ mächtig loslegten. Dank der sehr guten Sounds war für alle in der Musichall zu hören, warum Nile zu den technisch versiertesten Bands des Death Metal-Genres gehören. Nile hatten mehr Platz als Fueled by Fire, den sie gut nutzten und so auch fürs Auge einiges boten. Die Interaktion mit den Fans suchte die Band immer wieder, wenn nicht gerade einer der musikalisch anspruchsvollen Parts die volle Aufmerksamkeit der Musiker forderte. Dank der von Dallas eingespielten Samples unterschieden sich die Songs nicht von ihren Studioversionen, sorgten also auch Live für die faszinierende Mischung aus Blast Beats und ägyptischen Klängen. Nile spielten querbeet durch ihre Alben und vergleichsweise wenig vom neuen Album, nämlich nur „Enduring The Eternal Molestation Of Flame“ und „Supreme Humanism Of Megalomania“. Ansonsten bekannte Gassenhauer wie „Sacrophagus“ und als Rausschmeißer „Black Seeds of Vengeance“. Damit war der Boden geebnet für Morbid Angel.

Morbid Angel sind schon so lange im Geschäft, dass sie tun können, was sie wollen – und die Fans lieben es. Naja, zumindest fast. Jedenfalls stellte Dave Vincent gleich nach dem ersten Song klar, wie der Abend laufen wird: „Wir spielen nur alten Scheiß, ob euch das passt oder nicht!“ Beschwert hat sich keiner, im Gegenteil. Das aktuelle Album „Illud Divinum Insanus“ ist umstritten, die Klassiker dagegen zeitlos genial. Die Setlist liest sich wie der Einkaufszettel eines Death-Gourmets: „Immortal Rites“, „Fall From Grace“, „Rapture“, „Maze Of Torment“, „Sworn To The Black“, „Existo Vulgoré“, „Chapel Of Ghouls“, „Where The Slime Lives“, „Blood On My Hands“, „Bil Ur-Sag“, „God Of Emptiness“ und „World Of Shit“ – noch Fragen? Natürlich dominierte David Vincent das Bühnengeschehen, war ständig in Bewegung, suchte den Kontakt zum Publikum und ließ sein beträchtliches Charisma spielen. Morbid Angel hatten die Meute fest im Griff, die Musichall brodelte wie ein Haufen Schleim, der sich durch ständige Bewegung irgendwann der spontanen Selbstentzündung nähert. Was nicht passierte. Zum Glück für Kreator.

Bevor Kreator auf die Bühne konnten, wurde diese kräftig umgebaut. Ein weißer Vorhang verhüllte den Blick aufs Geschehen, während dahinter einiger Aufwand betrieben wurde, um das Cover von „Phantom Antichrist“ (hier unser Review) nachzubauen. Die Menge wurde langsam ungeduldig, als endlich das Licht im Saal wieder ausging und ein Video auf den Vorhang projiziert wurde. Zu den Klängen von „Personal Jesus“ in der Version von Johnny Cash sah man Fotos und Artworks aus der rund 30-jährigen Geschichte von Kreator. Als der Vorhang fiel und die Fans den Blick auf das eindrucksvolle Bühnenbild hatten, legten Kreator passend dazu mit „Phantom Antichrist“ los – ein enorm eindrucksvoller Auftakt. Auch Song Nummer zwei stammte vom aktuellen Album, erst nach „From Flood into Fire“ kam mit „Enemy of God“ ein älterer. Auffällig: Die eigentlich etwas melodischeren Songs von „Phantom Antichrist“ hauen Live genauso derb rein wie die älteren Nummern. Als Kreator nach den ersten Songs die Gelegenheit nutzten, die Fans zu begrüßen, war schon klar, dass die Essener auch im fränkischen Geiselwind ein Heimspiel haben würden. Mit „Phobia“ und „Hordes of Chaos“ ging es volle Kanne weiter, es folgten noch „Civilization Collapse“, „Voices Of The Dead“, „Extreme Aggression“, „People Of The Lie“, „Death To The World“, „Coma Of Souls“, „Endless Pain“, „Pleasure To Kill“, „The Patriarch“, „Violent Revolution“, „United In Hate“, „Betrayer“, „Flag Of Hate“, „Tormentor“ und „Until Our Paths Cross Again“. Ein Hammer-Konzert!

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