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LARY auf intimer Akustik-Tour
25.05.2019 The Great Räng Teng Teng, Freiburg

Die deutsche Sängerin Lary ist vor allem seit ihrer Teilnahme am Bundesvision Song Contest 2015 und den im gleichen Jahr erfolgten Gast-Feature auf zwei populären Songs von Rapper MoTrip („So wie du bist“ und „Mama“) bekannt. Außerdem trat sie auch als Support-Act der Fantastischen Vier auf (siehe unsere Konzertberichte von 2015 und 2013) – wer Lary musikalisch aber vorschnell in eine mainstreamaffine Ecke stellt, wird dieser Künstlerin nicht ansatzweise gerecht: Lary hat viel mehr zu bieten, und mit ihren beiden bisher veröffentlichten Alben „FutureDeutscheWelle“ (2014) und „Hart fragil“ (2018) zeigt sie ihre Singer-Songwriter-Qualitäten mit viel musikalischer Experimentierfreude. Ihre Texte sind allesamt emotional – meistens im Kontext Liebe und Beziehung angesiedelt – dabei durchaus mit Tiefgang und einer Brise Weltschmerz, wie etwa in den Songs „Feuer“, „Kryptonit“, oder „Sturm und Drang“.

In ihrer Ankündigung zu dieser eher klein ausfallenden Akustik-Tour freut sich Lary darauf, ihre Songs musikalisch neu arrangiert in einem sehr persönlichen, direkten Kontakt mit dem Publikum präsentieren zu können. Mit „klein“ ist hier nicht nur die eher geringe Anzahl von lediglich acht Konzerten von Wien bis Bremen gemeint, sondern auch die Auswahl der Locations, die eben alle im kleineren Club-Bereich liegen.
So ist es wohl auch für The Great Räng Teng Teng in Freiburg eine Premiere, wenn die Künstlerin zu Beginn des Konzertes ihr Publikum dazu einlädt, sich auf den Boden zu setzen: „… zum einen werdet ihr es bereuen stehen zu bleiben und zum anderen kann man dann besser mit geschlossenen Augen den Texten folgen…“. Dass ihre Texte verstanden werden ist Lary bei diesem Konzert spürbar wichtig. Sie lässt sich zwischen den Songs viel Zeit, um die Geschichten hinter den Songs zu erzählen und sucht immer wieder den verständnisvollen Schulterschluss mit dem Publikum wenn sie etwa fragt „… kennt ihr das auch?“.
Lary möchte, dass ihre Songs nicht einfach nur konsumiert, sondern auch richtig verstanden werden. Über die Dauer des Konzertes vermittelt Lary authentisch, dass ihre Songtexte eigentlich alle von Herzen und ihrer Seele kommen und mit einem persönlichen, erlebten und emotionalen Bezug entstanden sind. Das Publikum, welches vorrangig aus jungen Frauen besteht, nimmt die Erklärungen jedenfalls dankend an, und die Lacher oder Zwischenrufe zeugen davon, dass die Messages verstanden werden. Die Intensität dieser Momente wird vor allem dann noch verstärkt, wenn Lary das Mikrofon von sich wegschiebt und mit einem „… ihr versteht mich ja auch so …“ noch mehr eins mit ihrem Publikum wird. Etwas schräg sind hingegen die Momente, wenn Lary eigentlich eher lustig über ihre traurigen Songs spricht und z.B. eine Zeit beschreibt, in der es ihr persönlich nicht so gut ging: „… ich dacht ich zerstöre mich besser selbst, bevor das ein anderer macht…“ – und damit die Lacher im Publikum auf ihrer Seite hat. Lary zeigt sich als eine selbstbewusste junge Künstlerin, die es versteht, den alltäglichen Widrigkeiten des Lebens auch mit einer guten Portion Selbstironie zu begegnen und damit gut zu fahren.

Musikalisch beginnt Lary den Abend solo am Stage-Piano, bevor dann ihre Musiker, der australische Gitarrist Sam Vine und ein Percussionist mit auf die Bühne kommen. Während ihre zwei Alben mit viel elektronischen Beats und Effekten gespickt sind, sind am heutigen Abend vor allem Larys stimmliche Qualitäten gefordert. Und diese kommen in dem akustischen Setting sehr überzeugend gleichermaßen zart und emotional, wie auch kraftvoll und vor allem überraschend soulig – in jedem Falle aber viel überzeugender als auf ihren Alben beim Publikum an. Das ändert sich auch nicht, als zu drei Songs dann doch die Beats fett als Playback aus den Boxen wummern.
Etwas verloren hingegen wirkt dabei der Mann an den Percussions, der auch nur zu ein paar wenigen Songs mit Rassel und Schellenring einsteigt. Das einzig wenig überzeugende und überflüssige an diesem Konzert.

Nach fast zwei Stunden und nahezu allen Songs ihrer beiden Alben beendet Lary das Konzert wie sie es begonnen hat: alleine auf der Bühne. Zu „Bedtime Blues“ begleitet sie sich selbst mit der Gitarre. Und nochmal blitzt ihre Selbstironie durch, wenn sie dem Publikum prophezeit, dass sie eigentlich nicht Gitarre spielen kann „… und ihr denkt jetzt, die sagt das nur so, die kann das…“ und in weiser Voraussicht einen Lachflash bekommt. Es sei verraten: Sie kann wirklich nicht Gitarre spielen, und dass das dennoch problemlos funktioniert, liegt eben an diesem sehr bewusst gewählten, mit viel Präsenz gefülltem intimen Rahmen! „Zieh´s durch…“ ist denn auch die Aufforderung einer Frau aus dem Publikum…

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Über den Autor des Beitrags

Tilo Fierravanti

Schlagzeuger mit zwei eigenen Bands, ist in vielen Musikrichtungen zuhause, vor allem aber in Sachen musikalischer Nachwuchsförderung im Raum Freiburg unterwegs und immer wieder auch in Jurys tätig (u.a. Play Live / Rampe).

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