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Marteria (Support: Kid Simius)
02.08.2014 ZMF, Freiburg

Dass das Zirkuszelt ausverkauft war, stand schon (sehr) lange fest. Aber das gab es sicher noch nicht oft: als die Pforten am Samstag Abend geöffnet wurden, stauten sich die Fans schon in einer breiten Schlange quer über das Festival-Gelände bis zum Parkplatz am Eingang zurück. Eine gute, erste Gelegenheit, das Publikum zu sondieren – hauptsächlich jugendliches Publikum, leichte Mehrheit bei den Mädels.

Um 20 Uhr startete das Programm dann erst einmal mit Kid Simius, Freund und Teil der Live-Crew von Marten, mit dem Vorprogramm. Dass er es, u.a. mit seinen „Wet Sounds„, versteht, in kürzester Zeit Partystimmung aufzubauen, zeigte José uns schon im Frühjahr bei seinem Gig in Freiburg (siehe Konzertbericht und Interview). Er sprang hinter seinem Pult hin- und her, drehte wie wild Knöpfe, schob und zog irgendwelche Regler an seinen zahlreichen Geräten und forderte das Publikum dazwischen immer wieder auf, ordentlich mitzugehen.
Immer wieder fuhr er mit seiner Hand an einer Theremin-artigen “Antenne” (keine Ahnung wie man das nennt) entlang und erzeugte so space-ige Sounds. Neben den ganzen elektronischen Komponenten kamen aber auch E-Gitarre, E-Mandoline (oder so etwas ähnliches), eine Mundharmonika und eine Melodika zum Einsatz.
Nach gut einer halben Stunde beendete Kid Simius sein Set (u.a. mit “Hola Chica” und “King of Rock’n’Roll”) mit dem obligatorischen “Kid Simius is a Motherfucker”. Die Menge war schonmal in Stimmung gebracht.

Nach rund 25 Minuten Umbau und kurzen „Zurück in die Zukunft“-Klängen kam dann Marterias Live-Band auf die Bühne: an den Flanken zwei Soundtüftler (DJ Nobodys Face und, wie gesagt, auch wieder Kid Simius) an Keyboards und Elektronik, dazwischen ein Bassist, ein Schlagzeuger, zwei Backgroundsängerinnen und ein Backgroundsänger. Weniger später kam auch Marten „McFly“ dazu.

Zunächst wurde gut 50 Minuten Material aus den beiden ZGIDZ-Platten und den Kooperationen mit Miss Platnum und Yasha gespielt. Mit den LED-beleuchteten Pulten sah das Bühnenbild großartig aus. Zudem wurde das Licht immer gut passend zum Song eingesetzt. So bließen beispielsweise frischen Nebelschwaden auf die komplett in Rot getauchte Bühne, als im gleichnamigen Stück der “Endboss” kam. Mit “Lila Wolken” gipfelte der Part natürlich.

Ganz schön was los hier in Freiburg, oder?!Marteria hatte sichtlich Spaß.

Als die Bühne mit einem Mal leer war, etwas Überbrückungsbeats eingespielt wurden und die Bühne plötzlich in “samtgrün” erleuchtete, war klar, dass auch Marterias Alter Ego, der dauerbreite Grünling “Marsimoto” mit Maske und Helium-Stimme, Freiburg einen Besuch abstatten würde. Und prompt zogen einem Grasgerüche in die Nase – als hätten einige sehnlichst drauf gewartet. Auch hier war ein guter Teil der Fans ziemlich textsicher.

Green Freiburg!… rief Marsi in Anlehnung an “Green Berlin” völlig unpolitisch in die Menge – sicher ohne Ahnung, dass das hier doch eigentlich “Green City” heißt.

Neben der Tatsache, dass in Marsis Zwischenset ein Stück von Marteria (feat. Marsimoto) gespielt wurde (und später übrigens auch ein Marsi-Stück von Marteria) gab es noch eine nette Idee: Marsi pampte (natürlich inszeniert) irgendwann den bekannten Fotografen, der auf der Bühne aktiv war, an: “Du bist doch dieser Paul Ripke oder? Das ist hier eine Marsimoto-/Marteria-Show. Da musst du rappen, mein Freund!”. So bekam Ripke ein paar Beats und bewies dabei tatsächlich ganz gute MC-Skills – oder wie es Marsi ausdrückte: „ein bisschen besser als Cro, sogar„.

Keine 20 Minuten später löste sich der grüne Nebel wieder. Marteria war zurück, um seinerseits seine letzten drei Songs zu geben. Mit “Welt der Wunder”, begleitet durch ein Feuerzeug-Meer, wurde das Hauptprogramm dann beeindruckend beendet. Starke “Zugabe”-Rufe und festes Getrampel – das Applausometer dürfte sicher an seine Grenze gekommen sein – konnte die Band natürlich noch mal zurückgeholt werden.

Schließlich das große Finale, das die Stimmung tatsächlich auf den Höhepunkt brachte. Gut, zunächst noch ein Song. Dann aber die immer wieder angekündigten “Letzten 20 Sekunden Marteria” (angelehnt an einen Track von Kid Simius). Immer wieder rave-ige Beats, ein paar Sekunden lang. Danach wieder eine Pause, in der Marten die Anweisungen für den nächsten “Trip” gab. Zunächst wollte er “alle springen sehen”, dann nochmal “wirklich alle”, dann alle in die Hocke und – wer hätte damit gerechnet – wieder alle aufspringen und abhopsen. Der sich durchbiegende Zeltboden konnte (und musste) erstaunlich viel aushalten.
Schließlich kam dann eine etwas andere Aufforderung: “Alle ziehen ihre T-Shirts aus! Und nur weil ihr Mädchen seid, heißt das nicht, dass ich euch nicht meine!”. Sehr viele machten mit – auch einige Mädels. Beim nächsten Soundgewitter schwangen dann alle die Shirts über den Köpfen.

Seit 1983 gibt es jetzt das ZMF. Da war ich ein Jahr alt. Man hat selten so etwas unfassbar Schönes, mit so viel Tradition. Und deshalb möchte ich, dass jeder sein letztes Hemd – sein T-Shirt – einfach wegwirft. Wir schenken es diesem Festival!

Spätestens hier dürfte der weibliche Teil ausgestiegen sein. ;) Trotzdem flogen unzählige Hemden kreuz und quer durch die Luft und Marten wirkte fast ein bisschen so, als wäre er auch etwas überrascht darüber.

Fazit: Gastauftritte, z.B. von Campino oder Miss Platnum, hätten das Ganze natürlich noch getoppt. Auch Freiburg darf ja mal träumen… Aber auch so: ein extrem intensiver Abend! Mit so viel bebendem Bass. Mit so viel Energie. Mit großartiger Stimmung. Der der Band sichtlich Spaß gemacht hat. Für die die Fans tatsächlich ihr letztes Hemd gegeben haben. GANZ. GROSS.

In Schmitz Katze fand an diesem Abend noch eine Aftershow-Party statt, auf der sicher gut weitergeschwitzt werden durfte. Davon können wir aber selbst nichts berichten… :)

Setlist von Marteria/Marsimoto:
  1. OMG! 1)
  2. Pionier 1)
  3. Endboss 2)
  4. Bruce Wayne 3)
  5. Marteria Girl 2)
  6. Alles verboten (mit „Voodoo People“-Zwischenpart) 2)
  7. Kids (2 Finger an den Kopf) 1)
  8. Eintagsliebe 1)
  9. Glasklar / Herzglüht 1)
  10. Die Nacht ist mit mir 1)
  11. Bengalische Tiger 1)
  12. Lila Wolken 3)
  1. Marsimoto: Grüner Samt 4)
  2. Marsimoto: Ich bin dein Vater 5)
  3. Marsimoto: Grünes Haus 4)
  4. Marsimoto: Der Nazi und das Gras 6)
  5. Marsimoto: Der Döner in mir 6)
  6. Marsimoto: Auszeit (eigentlich Marteria feat. Marsimoto) 1)
  7. Verstrahlt 2)
  8. Feuer 3)
  9. Welt der Wunder 1)
  10. Zugabe: Crash dein Sound (eigentlich Marsimoto) 7)
  11. Zugabe: Die letzten 20 Sekunden (eigentlich Kid Simius) 8)
1) vom Album “Zum Glück in die Zukunft II” (2014)
2) vom Album “Zum Glück in die Zukunft” (2011)
3) vom der EP “Lila Wolken” (2011)
4) vom Album “Grüner Samt” (2012)
5) von der EP “Green Juice” (2011)
6) vom Album “Halloziehnation” (2006)
7) vom Album “Zu Zweit Allein” (2008)
8) von Kid Simius‘ EP “El Clásico” (2012)

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Über den Autor des Beitrags

Gerald

Hört so ziemlich alle Genres querbeet, von Heavy bis Electro, von Folk-Pop über World und Rock bis Hip-Hop. Ehrliche, handgemachte Musik ist aber noch die beste und Radio-Rotation ist evil. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Ist zudem hauptsächlich für unsere Comic-Abteilung verantwortlich und spielt hin und wieder auch gerne mal an der (Nintendo-)Konsole.

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