Philipp Burger – Speyer 14.12.2024
Im Rahmen seiner „Good Bad Girls, Good Bad Boys“-Tour beehrte Frei.Wild-Frontmann Philipp Burger mit fünf Zusatzshows seine Fans. Als vorletzter Stopp der Tour machte er Halt in Speyer. Die am Rhein gelegene Stadt in Rheinland-Pfalz, nahe der Grenze zu Baden-Württemberg, stand an diesem Abend ganz im Zeichen des gepflegten Deutschrocks. Mit rund 800 Besuchern tobte das Kulturzentrum in der Vorweihnachtszeit nochmal kräftig!
Die Crowd
Wenn man den Namen Philipp Burger hört, denkt man automatisch an eine Konzertnacht voller Frei.Wild-Shirts und eingefleischter Deutschrock-Fans. Doch dieser Abend in Speyer überraschte. Das Publikum war breiter gefächert als erwartet – von jungen Deutschrock-Fans über Erwachsene bis hin zu ganzen Familien mit Kindern, die alle gekommen waren, um den Südtiroler Musiker live zu erleben. Besonders die Jüngsten zeigten sich sichtlich begeistert. Es wurde klar: Philipp Burger schafft es, mit seinen Texten Generationen zu verbinden und zu begeistern.
Ein Vorteil der Halle war die langgezogene Bauweise, die ausreichend Platz zum Stehen oder Tanzen bot. So fühlte man sich nicht wie in einer Sardinenbüchse, was die Atmosphäre angenehm locker hielt. Einziger Nachteil: Im hinteren Bereich der Halle war der Sound teils durchwachsen. Doch selbst diese akustischen Einschränkungen taten der Stimmung keinen Abbruch – auch in den hintersten Reihen wurde kräftig mitgesungen und getanzt!
V.E.R.S.U.S – mit überraschendem Set
Im Rahmen der Tour setzte Philipp Burger auf unterschiedliche Support-Acts. In Speyer und Markneukirchen (15.12.) wurde die Deutschrock-Band V.E.R.S.U.S. als Vorband eingeladen – und sorgte für eine Überraschung: Anstelle eines typischen E-Gitarren-Sounds präsentierte die Band ein spezielles Akustik-Set. Man merkte der Band an, dass sie selber nicht ganz realisierte, dass sie so auf der Bühne stehen (Verzeihung sitzen). Dies wurde auch in mehreren Ansprachen der Band so verkündet.
Das untypische Set sorgte für gemischte Reaktionen im Publikum: Einige feierten den neuen Klang, während andere eher verhalten lauschten. Für ordentlich Stimmung sorgten die Songs „Halt die Worscht Hoch“, bei dem eine aufblasbare Wurst durch die Menge flog, sowie „Am Arsch Vorbei“, das mit Hüpf- und Spring-Einlagen die Vorfreude auf den Hauptact steigerte.
Philipp Burger: Landwirt, Musiker, Zimmermann und Recordmann
Dank des Akustik-Sets verlief die Umbaupause überraschend schnell. Bereits um 20:15 Uhr erklangen die ersten Töne aus den Lautsprechern, und Philipp Burger betrat mit Band die Bühne. Mit „Es gibt keine Jugendsünden“ und „Stärker als die Zeit“ startete er die Show kraftvoll – Akustikgitarre und Sonnenbrille sind das Erkennungsmerkmal des Abends.
Auch wenn sich die Besetzung und der Sound von einem typischen Frei.Wild-Konzert unterschieden, war eines klar: Das ist keine Kopie, sondern etwas Eigenständiges. Burger zeigte an diesem Abend, dass er sich keiner Genre-Schublade zuordnen lässt. Neben rockigen Songs erklangen poppige Stücke wie „Sänger, Zimmermann, Landwirt, Fischer“ und melancholische Klänge wie „Grenzland“ und „Es sind doch nur Tränen“.
Immer wieder betonte der Musiker, dass seine Songs persönliche Erfahrungen und Erlebnisse widerspiegeln – ein Anspruch, den er an diesem Abend voll erfüllte. Songs wie „Recordman“ oder „Schlechter Kapitän“ sind dafür die besten und emotionalsten Beispiele.
Doch auch humorvolle Tracks wie „Mandy hat Doppel D“ sollten an diesem Abend nicht fehlen. Mit „Zensurfashismushasser“ setzte Burger zudem ein klares Zeichen in Sachen Meinungsfreiheit – lautstark begleitet vom Publikum.
Die Symbiose zwischen Musiker und Fans wurde im Laufe des Abends immer deutlicher. Als die Menge schließlich „Oh, wie ist das schön“ anstimmte, bedankte sich Burger sichtlich bewegt bei seinem Publikum.
Der Höhepunkt des Abends war zweifelsohne das Finale mit „Bauer Sein Ist Geil“, das die Kulturhalle in einen brodelnden Hexenkessel mit Oktoberfest-Vibes verwandelte.
Nach über zwei Stunden Spielzeit gingen die Besucher glücklich und mit unvergesslichen Eindrücken nach Hause.
Fazit und persönliche Meinung
Speyer zeigte eindrucksvoll, wie ein ausgelassener Konzertabend aussehen kann. Auch wenn es kein klassisches Frei.Wild-Konzert war, machte genau diese Andersartigkeit den Abend so besonders. Das Solo-Projekt von Philipp Burger bot eine einzigartige Mischung aus Emotion und musikalischer Vielfalt, die den Fans sicher noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Da Burger ankündigte, das Solo-Projekt vorerst auf Eis zu legen, fühlte sich dieser Abend wie ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk an – ein emotionaler Abschluss einer erfolgreichen Tour.