Philipp Poisel – 10 Jahre Clubtour
22.09.2018 Haus der Jugend, Freiburg
2007 war es, als Philipp Poisel von Herbert Grönemeyer “entdeckt” und bei dessen Label Grönland unter Vertrag genommen wurde. 2008 folgten dann etliche Support-Auftritte und eigene Club-Gigs. Alleine in Freiburg war er in jenem Jahr gleich drei Mal zu sehen. Mittlerweile umfasst seine Diskographie drei Alben, die hierzulande mit Gold (“Wo fängt dein Himmel an?”, 2008), Platin (“Bis nach Toulouse”, 2010) bzw. Nummer-1-Platzierung (“Mein Amerika”, 2017) in den Charts veredelt wurden. Dem längst gestiegenen Bekanntheitsgrad entsprechend, wurde letztes Jahr schließlich eine Arena-Tour mit Tausenden von Zuhörern angesetzt.
Für das zehnjährige Jubiläum dieses Jahr wollte die Band dagegen möglichst wieder an die Orte der Tour von 2008 zurückkehren und anstatt in großen Hallen wieder in kleinen Clubs spielen. Anders als damals hatten sich Poisel & Co. diesmal allerdings nicht für das Waldsee, sondern für das doch etwas größere Haus der Jugend angekündigt.
Die Tour “steht wieder ganz im Zeichen der Clubs und Hallen, dem Schweiß, der von der Decke tropft, und der Nähe zum Publikum”, heißt es im Promotext zur Tour. Und zumindest für den Freiburger Termin sollte sich das bestätigen. Rund 800 Karten wurden nämlich für den damit ausgebuchten großen Saal im HdJ verkauft — mehr als das die alte Lüftungsanlage des aktuell in Sanierung befindlichen Gebäudes zu verkraften vermag. Es versprach also — so oder so — ein schwitziges Konzert zu werden.
Die Bühne gehörte zunächst Luisa Babarro. Die Mittzwanzigerin aus Schwaben wurde durch Florian Ostertag, Keyboarder und Gitarrist aus der Band von Philipp Poisel, an der Gitarre begleitet. Babarro sang während ihrer ersten drei Stücke zunächst ausschließlich.
Dazwischen erzählte sie, dass sie in Trossingen (im Schwarzwald-Baar-Kreis) für eine klassische Musikausbildung die Musikhochschule besucht hat und irgendwann für die Live-Band von Poisel (den sie damals noch gar nicht kannte) rekrutiert wurde. Mittlerweile hatten sie etliche gemeinsame Auftritte, und Babarro ist außerdem Teil des Streicher-Ensembles Berlin Strings, das auch für andere namhafte Musiker auf der Bühne steht bzw. sitzt.
Zum vierten Stück verließ Ostertag dann die Bühne und Babarro spielte solo mit ihrem Cello “Auf Papier”, was sicher der bewegende Höhepunkt ihres kurzen Support-Sets war. Nach fünf Stücken (Ostertag kam noch einmal zurück) und rund 25 Minuten war das dann auch schon zu Ende.
Galerie: Luisa Babarro
Nach der Umbaupause kam schließlich Philipp Poisel mit seiner Band — Gitarre, Keyboard/Gitarre, Drums und Bass/Kontrabass — auf die Bühne. Wie tatsächlich gleich schon beim ersten Song (“Halt mich”; die komplette Setlist findet ihr ganz unten), sang das Publikum immer wieder Stellen mit oder übernahm diese komplett. Allerdings machte der Gesang der Freiburger trotzdem zunächst einen eher zurückhaltenden Eindruck.
Die Musiker spielten den einen oder anderen Song schon auch mit der “Intensität des Bandsounds”, wie es der Promotext ebenfalls versprochen hatte. Hauptsächlich schien man sich aber über die wesentlich intimere Atmosphäre als zuletzt (während der Arena-Tour) zu freuen und spielte vieles auch sehr ruhig. Zum Beispiel das ohnehin ruhige Stück “Markt und Fluss”, aber auch “Froh dabei zu sein”, das Poisel komplett alleine auf der Akustikgitarre spielte. Da diese sogar unverstärkt blieb, war das Stück in den hintersten Reihen (einige standen bis in den Eingang hinein — vermutlich auch, um frischere Luft atmen zu können) leider nur mit Mühe zu hören.
Bis zum Ende des Sets hatte das Publikum seine Zurückhaltung abgelegt. Lautstark wurde mit Rufen und Gestampfe eine Zugabe gefordert. Und als die Band schließlich zurück kam, um den Wunsch zu erfüllen, sangen einige “froh dabei zu, froh dabei zu, froh dabei zu, froh, froh dabei zu sein” in Dauerschleife. Die Musiker freuten sich sichtlich darüber, ließen aber leider die Möglichkeit aus, durch das spontane Einsteigen in den Gesang über ein paar Takte hinweg einen unverwechselbaren Konzertmoment zu schaffen — zumal das Stück, wie gesagt, zuvor nur solo und sehr reduziert performt wurde. Stattdessen wurde, nachdem die Gesänge abgeklungen waren, „Durch die Nacht“ angestimmt. Auch ein zweites Mal kam die Band auf die Bühne zurück, um das Set nach über zwei Stunden schließlich mit “Liebe meines Lebens” und einigen tiefen Verbeugungen zu beenden.
“Ich wünsch mir, dass wir in Freiburg bleiben”, konnte man bei Poisels etwas nuscheligem Gesang und ein bisschen Phantasie, wenn man denn nur wollte, im Refrain der aktuellen Single “Freunde” (Teil der ersten Zugabe) verstehen. Nüchtern betrachtet heißt es dann leider doch “Ich wünsch mir, dass wir Freunde bleiben”. Aber Philipp Poisel wird sicher auch gerne wieder mal nach Freiburg kommen…
Galerie: Philipp Poisel
Setlist (lt. Bühnenzettel):
- Halt mich
- Roman
- Zünde alle Feuer
- Wo fängt der Himmel an
- Irgendwann
- Im Garten von Gettis
- Froh dabei zu sein
- Mein Amerika
- Geh nicht
- Markt und Fluss
- Mit jedem deiner Fehler
- Erkläre mir die Liebe
- Für immer gut
- Als gäb’s kein Morgen mehr
- Eiserner Steg
- Ich will nur
- Zum ersten Mal Nintendo (*)
- All die Jahre (*)
- Zugabe: Durch die Nacht
- Zugabe: Freunde
- Zugabe: Wie soll ein Mensch das ertragen
- Zugabe: Liebe meines Lebens
(*) Wurde der Song tatsächlich gespielt? Falls du es weißt, lass es uns doch bitte wissen…