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Roosevelt & Metronomy
20.07.2019 ZMF, Freiburg

Der vergangene Samstagabend war im ZMF-Zirkuszelt für die Freunde des tanzbaren Indie-Pop mit elektronischem Einschlag reserviert. Zwei Bands hatten sich angekündigt: Das Projekt Roosevelt des Vierseners Marius Lauber zum einen und die britische Indietronics-Band Metronomy um Joseph Mount zum anderen. Das Konzert war zwar als Doublefeature angesetzt, und für beide waren auch 60 Minuten eingeplant. Aber schon beim Blick auf die Eintrittskarte wurde klar, was sowieso klar war: Metronomy in Großbuchstaben ist dann doch eher der Hauptact.

Dementsprechend ging es dann um 19:30 Uhr auch erst einmal mit dem klein geschriebenen Namen los. Neben Lauber als zentrale Figur kam noch eine Liveband mit auf die Bühne: Ein Schlagzeuger, ein Bassist und ein Keyboarder/Percussionist mit einem elektronischen Drumkit, sorgten zusammen mit dem Frontmann an Gitarre und Synthie dafür, dass das Ganze bei allem Electro-Einfluss dann doch immer sehr handgemacht klang. “Das Ganze”, das war ein gut gelaunter, extrem tanzbarer Pop zwischen Achtziger und Disco — so international klingend wie eingängig.
Immer wieder fummelte Lauber etwas an seinem Synthesizer, der mal abgedrehte Sounds von sich gab und mal Arpeggios kreisen ließ, während Lauber dann mit der Gitarre zum Mikro zurückging oder den Schlagzeuger Show-effektiv etwas mit dem Rhythmus zur Hand ging. Bei ihrem rund einstündigen Set (Setlist siehe unten) spielte die Band eine ausgewogene Auswahl aus den beiden bisher erschienenen Alben, dem selbstbetitelten Debütalbum von 2016 und dem letztjährigen “Young Romance”. Zum Abschluss gab es dann mit “Everywhere” noch ein Fleetwood Mac-Cover, das Anfang des Jahres übrigens auch schon als Single veröffentlicht worden ist.
Die Manege war für — übrigens für beide Bands des Abends — eher dürftig gefüllt. Umso erstaunlicher, welche Stimmung während des Abends aufkam. Und zwar nicht erst bei Metronomy, sondern auch schon zu diesem frühen Zeitpunkt.

Setlist Roosevelt:

  1. Take Me Back
  2. Montreal
  3. Losing Touch
  4. Colours
  5. Under the Sun
  6. Moving On
  7. Fever
  8. Shadows
  9. Sea
  10. Getaway
  11. Everywhere (Fleetwood Mac-Cover) / Night Moves

Galerie Roosevelt:

Es folgte ein naturgemäß etwas größerer Umbau. Die Instrumente von Roosevelt wurden von der Bühne gebracht und als erstes ein Podest in die Mitte gerollt, auf dem rundherum zahlreiche Lichtelemente installiert waren und das auch unterhalb des Bodens am Rand entlang Beleuchtungsmöglichkeiten bot. Dafür schränkte sich die Band dadurch selbstverständlich in der eigenen Bewegungsfreiheit ein, was aber höchstens dem Bassisten schwer zu fallen schien.
Zunächst einmal kamen die Fünf aber auf die Bühne und nahmen ihre (eben ziemlich festgelegten) Plätze ein: Eher in der hinteren Reihe ein Keyboarder/Gitarrist, im Zentrum die Schlagzeugerin Anna Prior, die auch immer wieder gesanglich etwas beisteuerte. Vorne dann Joseph Mount an Mikro und Gitarre (oder auch mal nur mit Klanghölzern bewaffnet), der Bassist Gbenga Adelekan und der Keyboarder Oscar Cash.

Direkt mit den ersten Takten wurde klar, dass Metronomy nicht nur auf der Eintrittskarte größer geschrieben sein, sondern auch mehr Wumms bieten wollte. Bass war jedenfalls genügend vorhanden. Die Beleuchtung, die eben hauptsächlich vom Boden kam, war wie erwartet wild und grell und durchaus nett anzusehen, auch wenn man sich bei dem ganzen Geblitze auch immer mal wegdrehen musste.
“The Bay” und “She Wants” vom Erfolgsalbum „The English Riviera“ (2011) wurden früh gespielt. Außerdem enthielt das Set natürlich auch einige Songs aus dem kommenden Album “Metronomy Forever” (VÖ: 13.09.2019) und den übrigen Veröffentlichungen.
Nach dem vorerst letzten Song, der aktuellen Single “Salted Caramel Ice Cream”, und 70 Minuten Spielzeit verabschiedete sich die Band erst einmal von der Bühne. Wie schon erwähnt, hatte Metronomy auch nicht mehr Publikum. Die Manege war ungefähr bis zum FOH gefüllt. Diejenigen die da waren, hatten jedenfalls ganz offensichtlich richtig großen Spaß an dem Konzert. Mit der ersten Zugabe “The Look” war die Stimmung dann auf dem Höhepunkt, und die Band ging ein zweites Mal.
Da ist noch was drin!”, dachte sich die Menge aber wohl und forderte lautstark einen Nachschlag. Ein Getöse aus “We will rock you”-artigem Gestampfe, Applaus und Rufen sorgte jedenfalls für eine beeindruckende Kulisse. Schließlich kam das Quintett natürlich noch einmal zurück und beendete sein am Schluss rund 85-minütiges Set dann nach einem allerletzten Song.

Fazit: Es ist immer wieder traurig zu sehen, wie wenig Zuspruch in Form von Kartenverkäufen Bands mit solchen Namen bekommen. Aber klar, bei den Ticketpreisen (die sicher gemacht werden müssen, um derlei Bands zeigen zu können, keine Frage) sind eben wenig “Entdecker” unter den Gästen, mehr die Kenner. Aber: Der Abend hat gezeigt, wie auch ein nicht ganz so großes Publikum richtig auf Stimmung gebracht werden kann. Großes Tennis! Zwei extrem starke Bands! Metronomy hatte nominell vielleicht die Nase vorn, dafür hat Roosevelt an dem Abend — das möchte ich einfach mal behaupten — sicher den größeren Satz in der Gunst der Zuhörer gemacht.

Galerie Metronomy:

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Über den Autor des Beitrags

Gerald

Hört so ziemlich alle Genres querbeet, von Heavy bis Electro, von Folk-Pop über World und Rock bis Hip-Hop. Ehrliche, handgemachte Musik ist aber noch die beste und Radio-Rotation ist evil. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Ist zudem hauptsächlich für unsere Comic-Abteilung verantwortlich und spielt hin und wieder auch gerne mal an der (Nintendo-)Konsole.

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