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SAGA | Zelt Musik Festival, Freiburg 19.07.2022

Die kanadische Kultband der 70er- und 80er-Jahre, in einer gemeinsamen Liga mit Kansas und Foreigner unterwegs, war zum ersten Mal Gast beim ZMF. Von der Urbesetzung dabei sind nur noch Frontmann Michael Sadler und Gitarrist Ian Crichton. Der Keyboarder Jim Gilmour war immerhin seit 1982 ein treuer Weggefährte, wenn auch mit kurzer Unterbrechung. Schlagzeuger Mike Thorne ist seit 2012 kontinuierliches Bandmitglied und Bassist Dusty Chesterfield – den man getrost als Nesthäkchen bezeichnen kann – stieß erst 2018 zur Band.

SAGA sind mit fast 30 Alben eine bis heute sehr aktive Band, auch wenn Frontman Sadler gleich einschränkend erklärt, dass davon ja etliche nur „Live-Alben und bla, bla, bla…“ seien.
Fakt ist, dass auch die Studio-Alben der letzten 20 Jahre regelmäßig in die Charts kamen, wenn auch von der breiten Masse eher unbeachtet. Letzte Veröffentlichung ist das Album „Symmetry“ aus dem Jahr 2021. Große Beachtung erfährt hingegen die aktuelle Tournee und das Spiegelzelt ist restlos ausverkauft. Irgendwie hätte man sich SAGA lieber auf der großen Bühne und den entsprechend visuellen Möglichkeiten gewünscht und hat fast schon etwas Mitleid, dass die Band dann fühlbar beengt auf der kleinen Bühne des Spiegelzeltes stehen muss.
Auf der anderen Seite kommt das natürlich auch einer intimeren Atmosphäre zu Gute, die der charismatische Michael Sadler aber auch im großen Zelt hinbekommen hätte. Überhaupt ist es nicht selbstverständlich, dass Sadler überwiegend auf Deutsch mit dem Publikum kommuniziert, und das nicht mit auswendig gelernt Sätzen.

Opener des Abends ist „Careful Where You Step“ aus dem Album Silent Knight von 1980. Insgesamt sind die Songs gut ausgewählt und decken die ganzen 45 Jahre Bandgeschichte gut ab, auf die Frontmann Sadler stolz hinweist! Natürlich dürfen auch die erfolgreichsten Hits „Wind Him Up“, „Humble Stance“ und „On The Loose“ nicht fehlen.
Auffallend das hohe musikalische Verständnis und Timing der Band: Gerade die unzähligen Breaks, die als Läufe mit 16tel-Noten von Keyboard, Bass, Gitarre und Schlagzeug synchron in höchster Perfektion gespielt werden, überzeugen! Auch andere rhythmisch sehr aus dem Rahmen fallende Staccato-Betonungen kommen so punktgenau, dass man ins Schwärmen kommt. Laut eigener Bandeinschätzung sind eben genau die Live-Qualitäten der Band wohl entscheidend für die bis heute anhaltende große Resonanz bei ihren Konzerten und deren Beliebtheit, besonders auch hierzulande.

Bindeglied ist Frontmann Michael Sadler, der neben dem Gesang auch regelmäßig am zweiten Keyboard unterstützt und auch bei einem Song den Bass spielt. Er dirigiert Band und Publikum gleichermaßen und ist ein Freund der Mimik und großer Posen. Das kommt beim Publikum gut an, und so hat SAGA ein leichtes Spiel damit, das Publikum vom ersten Song an zu begeistern.

Nach 15 Songs und einem Schlagzeugsolo ist erst mal Schluss, bevor die drei Zugaben kommen. „How Long“ als letzte Zugabe fordert nochmals den souverän trommelnden Mike Thorn: Die schnellen 16tel im (an einen „Atari“-Sound erinnernden) Intro, spielt Thorn locker mit einer Hand, obwohl man schon vom Hinschauen einen Krampf bekommen könnte!
Trotz heftiger Temperaturen im Spiegelzelt und einer völlig durchgeschwitzten Band kann sich unter dem Eindruck des tosenden Applaus vom Publikum SAGA noch zu einer weiteren Zugabe hinreißen lassen – dann aber wirklich nur noch ein Song, wie Sadler kommentiert.

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Über den Autor des Beitrags

Tilo Fierravanti

Schlagzeuger mit zwei eigenen Bands, ist in vielen Musikrichtungen zuhause, vor allem aber in Sachen musikalischer Nachwuchsförderung im Raum Freiburg unterwegs und immer wieder auch in Jurys tätig (u.a. Play Live / Rampe).

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