The Baboon Show (Support: Cold)
24.04.2022 Haus der Jugend, Freiburg
Als Opener des Abends in Freiburg gastiert die junge, erst 2018 gegründete Band „Cold“ aus Osnabrück: Solider Punkrock mit kurzen, ausschließlich schnellen Songs, wenn auch manchmal durch gezupfte Gitarrenintros ein anderer Eindruck entsteht. Auffallend ist der sehr gefühlvolle Gesang der Frontfrau, welcher sich sehr harmonisch über die treibenden Grooves legt. Ein musikalisch gelungener und überzeugender Auftritt, auch wenn man der Band etwas anmerkt, dass sie größere Bühnen noch nicht so gewohnt ist und die Bühnenpräsenz noch etwas Luft nach oben hat, gerade auch hinsichtlich der Interaktion mit dem Publikum. Man darf gespannt sein, wo die Reise von „Cold“ noch hinführt!
Nach kurzer Pause folgt das sehr lange, Spannung aufbauende Intro vom Band zum Auftritt von „The Baboon Show“. Die bereits 2003 in Stockholm gegründete Band hat lediglich zwei neue Singles aus 2021 und 2022 im Gepäck – das letzte Album „Radio Rebelde“ ist bereits aus dem Jahr 2018! Die Tour 2022 führt nicht nur durch viele Großstädte Europas, sondern – nach 2011 in der Livekneipe Walfisch vor 40 Leuten und 2018 im Waldsee – endlich auch wieder nach Freiburg. Das Haus der Jugend war dabei mit knapp 500 Besucher*innen gut gefüllt, wenn auch nicht ausverkauft.
Galerie:
Die Show ist perfekt durchchoreographiert und die insgesamt 19 Songs des Abends kommen quer aus allen Alben ab „Punk Rock Harbour“ aus dem Jahr 2010.
Der absolut richtig gewählte Opener-Song des Abends ist die Hymne „Oddball“ (2021) und steht eigentlich für alle Qualitäten die „The Baboon Show“ ausmachen: ein stampfendes Schlagzeug, ein treibender Bass, eine fast schon eher nach Hardrock und Metal klingende Gitarre und natürlich dem roughen Gesang von Frontfrau Cecilia Boström. Nicht zu vergessen die eingängigen Hooks, die sich zum Mitgrölen geradezu aufdrängen!
Es folgt eine gelungene Mischung klassischer Punkrock-Songs wie „Holiday“, „Playing with Fire“ oder „You got a problem without knowing it“ und extrem stark und kraftvoll gespielter Songs, die eher nach Hardrock klingen wie „Hurray“, was man schon fast als Hommage an AC/DC oder Rose Tattoo verstehen kann, „Tonight“ oder auch der Song „Queen of the Dagger“.
Egal in welche Richtung die Songs driften: Sängerin Cecilia Boström ist der musikalische Rahmen und drückt allen Songs mit ihrer ausdrucksstarken Stimme ihren Stempel auf. Live agiert sie fast noch energiegeladener als von Platte. Generell wirkt Boström auf der Bühne etwas wie Tina Turner auf Speed: immer wieder weit ausladende Gesten und Posen, das Ausnutzen der gesamten Bühnenbreite inklusive der beiden Podeste am vorderen Bühnenrand, die der eher kleinen Boström das Interagieren mit dem Publikum auch bis in die hintersten Reihen ermöglicht. Das Energiebündel lässt auch bei steigenden Temperaturen im Saal nicht nach, sondern kippt sich einfach mal nebenbei ein Flasche Mineralwasser zur Abkühlung über den Kopf und weiter geht’s mit Volldampf!
Drummer Niclas Svensson und Bassistin Frida Stahl sind dabei eine pure, treibende Krafteinheit die ordentlich schiebt – und dies nicht nur bildlich gesprochen, denn Svensson schob während des Konzerts seinen Teppich mit darauf stehendem Schlagzeug von sich weg Richtung Vorderkante seines Podestes und drohte mehrfach das Bass-Drum-Mikrofon vom Podest zu stoßen, weshalb ein Roadie gut beschäftigt war, Svennson samt Drumset wieder am Teppich zurück zu ziehen. Svensson hat noch einen weiteren starken Auftritt, als Boström die Bandmitglieder vorstellt, die dies jeweils mit kleinen Soli quittieren. Svensson hingegen bleibt erst mal wie angewurzelt sitzen, schmeißt dann einen Schlagzeugeinspieler vom Band an, während er an den Bühnenrand kommt und Modelposen zeigt.
„The Baboon Show“ haben sichtbar Spaß an dem was sie tun und nehmen sich selbst nicht zu ernst, sind aber durchaus auch eine gesellschaftskritische Band und so wird eine Hände-hoch-Interaktion von Gitarrist Hakan Sörle mit dem Publikum plötzlich zu einem saalfüllenden Stinkefinger-Szenario für Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine.
Das Konzert endet wie es begann: Mit einer Hymne! „Radio Rebelde“ aus dem gleichnamigen Album und das zuvor performte „You got a problem…“ fordern das Publikum nochmal mit all seinen Gesangskünsten. Am Ende sind Band und Publikum geschafft und der große Saal im Haus der Jugend trotz frisch sanierter Lüftungsanlage ganz schön heiß geworden. „The Baboon Show“ sind eine ehrliche, hardworking Band, die trotz des Erfolges absolut normal und bodenständig geblieben ist.
„People have the Power“ von Patti Smith ist nicht von ungefähr die gewählte Outro-Musik, während sich alle Bandmitglieder ausgiebig, persönlich händeschüttelnd vom Publikum verabschieden. Eine Band ist nichts ohne ihr Publikum, und diesen Punkt weiß die Band entsprechend zu würdigen. „The Baboon Show“ hat absolut gehalten was man erwartet und erhofft hatte: Power-Punk-Rock vom Feinsten, in einer mitreisenden, kraftvollen Show performt!