Browse By

TV-Noir Konzert #9 – Kashmir & Chapeau Claque
Jazzhaus, Freiburg (11.09.2013)

TV Noir KonzerteDas Freiburger Jazzhaus am vergangenen Mittwoch (11. September 2013). Der Saal bestuhlt, auf der einen Seite der Bühne ein kleiner, runder Tisch mit ein paar Flaschen darauf. Daneben eine alte Stehlampe. Ein bestimmt nicht viel jüngerer, flimmernder Mini-Fernseher auf der anderen Seite der Bühne. Dazwischen ein Flügel und sonstige Instrumente. Ganz klar: das Wohnzimmer der Musiker von TV-Noir ist auf Tour – auf der TV-Noir Konzerte Tour #9, um genau zu sein.

Diesmal spielten Kashmir und Chapeau Claque im vermutlich nicht ganz, aber nahezu ausverkauften Gewölbekeller. Schätzungsweise rund 150 Gäste, altersmäßig bunt gemischt, lauschten um 20 Uhr gespannt, als die Künstler die Bühne betraten, um, wie bei TV-Noir üblich, abwechselnd jeweils zwei, drei Songs zum Besten zu geben.

Zuerst waren die Dänen von Kashmir an der Reihe. Sänger Kasper Eistrup an der Gitarre und Henrik Lindstrand am Flügel und der darauf aufgelegten Autoharp. Beide mit Loopern und anderen Effekten ausgestattet. Bassist und Schlagzeuger wurden zu Hause gelassen.
Die zwei spielten Titel aus der gesamten Bandgeschichte, natürlich auch aus dem 2013er-Album „E.a.R.“. Besonders gelungen waren die Akustik-Versionen von „The Aftermath“ und „Seraphina“, bei dem das Publikum aufgefordert wurde, Beatbox- Gesangs-Support zu leisten.

Mit “Superstar” spielten Kashmir ein Cover von den Carpenters. Mit deren Musik kam Eistrup, wie er erzählte, schon früh in Kontakt. Zunächst widerwillig, wie das eben mit dem Musikgeschmack der eigenen Eltern so ist, später dann aber mit so etwas wie Gefallen. Im Refrain ließ es sich Eistrup dann bei allem Respekt aber nicht nehmen, das doch sehr gehäuft enthaltene “Baby” etwas parodistisch zu interpretieren.

Auch trugen immer wieder einmal kleine Anekdoten von Eistrup zur Unterhaltung bei. So gab er zu und bedauerte zugleich, nur wenig deutsch sprechen zu können (sinngemäß: “Ich möchte gerne ein Becks trinken” – “Ich auch!” rief es aus dem Publikum). Schuld daran wäre aber sein früherer Lehrer gewesen, der mit Büchern oder anderen schweren Dingen nach seinen Schülern geworfen hätte. Neuester Eintrag in seinem Wortschatz: “Vollbart” – erst am Vortag gelernt. “Ihr könnt es dann an meinem Gesicht sehen, wenn ich hängenbleibe”, erklärte er die Gefahren beim Mundharmonika-Spielen mit einer solchen Gesichtsbehaarung.
Zur Coverversion von Neil Youngs „Ambulance Blues“ gab es ebenfalls eine nette Geschichte oben drauf. Eistrup erzählte, wie er seinem Vater Neil Young näherbringen wollte. Der meinte nach einem gemeinsamen Konzertbesuch aber nur „der zieht sich wie ein Teenager an und singt wie ein Frosch“. Somit war das Thema Neil Young bei den beiden gegessen…

Die Setlist von Kashmir: „Piece of the Sun“, „The Curse of Being a Girl“, „Graceland“, „Still Boy“, „Peace In The Heart“, „Cellophane“, „Superstar“ (Carpenters-Cover), „Rocket Brothers“, „Ambulance Blues“ (Neil Young Cover), „The Aftermath“, Zugabe: „Seraphina“

Chapeau Claque kamen als Trio – als „Akustikset“, das von Kashmir zu Beginn, als die drei zunächst am Tischchen saßen, als mitgebrachte „Goodies“ angekündigt wurde. Natürlich mit der bezaubernden Maria Antonia Schmidt im knallgelben Kleid und am Mikrofon, mit Peer Kleinschmidt, der mal am Flügel und mal am Keyboard saß und der sonst nicht zur Band-Besetzung gehörenden Cellistin Isabel.

Die klare “Mission” der drei war es, dem Publikum schon einmal einige Lieder ihres neuen Albums „Eins Zwei Dinge“ (VÖ im Oktober) näher zu bringen. Die CD wurde per Crowdfunding finanziert, um auf diese Weise diesmal ohne eine Plattenfirma im Rücken arbeiten zu können. Gespielt wurden davon u.a. die auf Anhieb gut ankommenden Stücke “Zeit zu gehen” und “Zusammen im Kreis”. Außerdem noch ein Lied, bei dem Maria das Publikum erfolgreich einzubinden wusste (Stichwort „Wir wollen Freunde! Wir woll’n Bewegung“ – den Titel kenne ich leider nicht).

Natürlich spielten Maria & Co. aber auch ältere Stücke – darunter das wunderschöne “Unsere Liebe – ein Storch” (vom Debütalbum “Fabelweiß”), das in Griechenland als Single sehr erfolgreich gelaufene “Reykjavik” (von “Hand aufs Herz”) und “Schöner Moment” (vom letzten Album “Hab und Hut”).

Bei Kashmir war besonders bewundernswert, wie die sonst sehr füllig produzierte, aktuell im Dream-Pop rangierende Musik als Akustik-Duo umgesetzt wurde. Bei Chapeau Claque bezauberte natürlich vor allem die quirlige Maria durch ihre charmante Art, ihren zuckersüßen Gesang und kleinen Tanzeinlagen. In dieser Besetzung war daneben vor allem Isabels Cello-Spiel eine große Bereicherung, das in einer Art Experiment auch in einem Stück von Kashmir eingebunden wurde (wenn auch letztlich nicht allzu viel Cello-Anteil drin war).

Die TV-Noir FlimmerkisteEin rundherum schöner Konzert-Abend mit rund zweieinhalb Stunden voll großartiger Musik und vor allem zwei starken Stimmen. Die beiden Teilbands waren auf der einen Seite zwar recht unterschiedlich, auf der anderen Seite ergänzten sie sich, wie ich finde, auf musikalischer Ebene hervorragend. Eine tolle Bandauswahl!

Wer die fünf Musiker bei dieser Akustik-Tour selbst erleben möchte, bekommt noch die eine oder andere Chance. Hier noch einmal die gesamten Termine der TV Noir Tour #9 im Überblick (also auch die vergangenen):

03.09. Leipzig Werk 2 – Halle D 17.09. Köln Gloria
04.09. Dresden Scheune 18.09. Bochum Zeche
10.09. Heidelberg Karlstorbahnhof 19.09. Osnabrück Haus der Jugend
11.09. Freiburg Jazzhaus 21.09. Hannover Lutherkirche
12.09. Stuttgart Wagenhallen 22.09. Bremen Lagerhaus
13.09. München Freiheizhalle 23.09. Hamburg Uebel & Gefährlich
15.09. Darmstadt Centralstation 24.09. Berlin Astra Kulturhaus

Weitere Infos über…

Das Konzert wurde übrigens vom Uni-Radio mitgeschnitten und wird ca. Anfang/Mitte Oktober dort am mittwöchlichen Programmplatz zwischen 20 und 22 Uhr zu hören sein.

Abo und News an Deine E-Mail







Über den Autor des Beitrags

Gerald

Hört so ziemlich alle Genres querbeet, von Heavy bis Electro, von Folk-Pop über World und Rock bis Hip-Hop. Ehrliche, handgemachte Musik ist aber noch die beste und Radio-Rotation ist evil. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Ist zudem hauptsächlich für unsere Comic-Abteilung verantwortlich und spielt hin und wieder auch gerne mal an der (Nintendo-)Konsole.

Weitere Beiträge des Autors - Website

Follow Me:
Flickr

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert