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Grand Magus im Interview über Stoner Metal und die Wucht von soften Stücken

Vor dem Auftritt von Grand Magus in Würzburg am 16.2.2013 traf ich Bassist Fox und Drummer Ludwig in ihrem Backstage-Raum zum Interview. Die beiden Schweden waren erfreulich entspannt und gesprächig, so dass es einige interessante und gut gelaunte Aussagen zu ihrem musikalischen Schaffen, dem Songwriting und ihren Zukunftsplänen gab. Im Interview erfahrt ihr unter anderem, wieso Grand Magus ein Trio bleiben wollen, dass Drummer Ludwig sich von Jazz-Platten inspirieren lässt und warum es so schwer ist, sich von neuen Bands inspirieren zu lassen.

Grand Magus im Interview: Ludwig (links) und Fox sprechen über die schwedische Musikkultur und die Aufnahmen zu "The Hunt".

Grand Magus im Interview: Ludwig (links) und Fox sprechen über die schwedische Musikkultur und die Aufnahmen zu „The Hunt“


Fox, Ludwig, wie läuft die Tour bisher?

Fox: Wirklich gut. Tolles Publikum, und wir kommen auch im Bus gut miteinander aus. (lacht)

Was erwartet ihr von heute Abend?

Fox: Ich war erst überrascht, denn ich habe schon oft in Deutschland gespielt, war aber noch nie hier  [in Würzburg]. Es ist Samstagabend, also hoffe ich auf eine Menge Leute.

Ludwig: Ich glaube ich war hier schon mal, aber ich erinnere mich nicht mehr…

Fox: Die Stadt ist ganz nett.

Das Wetter war heute aber mies. Kalt, windig, Dauerregen…

Fox: Ja, schon, aber es ist der erste Tag auf der Tour ohne Schnee! Sogar in Mailand gab es Schnee.

Kommen wir vom Wetter zu eurer Musik. Der eine oder bezeichnet Grand Magus als „Gods of heavy riffing“ – seid ihr das?

Fox: Gods of heavy riffing? Naja, wir haben gute Riffs. (lacht) Ich würde eher sagen, dass Tony Iommi der God of heavy riffing ist… aber es ist ein tolles Kompliment, uns mit ihm zu vergleichen. Nichts, worüber man traurig sein müsste.

Seht ihr euch selber als klassische Heavy Metal Band? Manche Medien bezeichnen eure Musik ja als Stoner Metal…

Fox: Das haben wir gehört… ich weiß nicht… Wir haben absolut niemals irgendwem gesagt, dass wir eine Stoner-Band seien. Aber nach dem ersten Album hat man uns so bezeichnet, wegen unseres Riffing-Stils und der Riff-basierten Musik. Ich persönlich habe mich nie als Stoner-Musiker gesehen, sondern als Heavy Metal-Musiker. Und heutzutage spielen wir geradlinigen Heavy Metal.

Wie siehst du das, Ludwig? Du hast einen anderen Background als Drummer der Spiritual Beggars.

Fox: Ja, Stoner-Ludwig? (lacht)

Ludwig: Es ist das Gleiche mit den Spiritual Beggars, wir haben zwei Alben herausgebracht, bevor der Begriff Stoner Rock überhaupt erfunden wurde! Mir persönlich ist es egal, wie die Leute unsere Musik nennen, solange sie sie mögen. Und solange sie verstehen, was wir damit wollen, ist das okay.

"Wir wollten ein Album mit mehr Abwechslung" - Ludwig (Mitte) und Fox über die Arbeiten an "The Hunt".

„Wir wollten ein Album mit viel Abwechslung“ – Ludwig (Mitte) und Fox über die Arbeiten an „The Hunt“.

The Hunt fühlt sich ein bisschen anders an als seine Vorgänger. Ausgereifter. War das eine bewusste Entscheidung vor dem Songwriting?

Fox: Sowas geschieht während des Songwriting-Prozesses. Es ist immer schwer, vorher zu sagen was am Ende dabei herauskommt oder zu planen, welchen Stil es hat. Man kann vorher ewig darüber reden, aber wenn man dann die Songs wirklich macht, kommt eben das heraus, was dabei herauskommen soll. Vieles passiert auch erst, wenn man die Songs mischt. Dann nimmt man oft die größten Richtungsänderungen vor.

Ludwig: Was wir diesmal schon geplant hatten – korrigiere mich, wenn ich falsch liege, Fox – war etwas mehr Abwechslung, wenn man zehn oder elf Songs hintereinander anhört. Kleine Teile zwischendrin, softere Stücke. Durch softere Elemente haben die Songs mehr Wucht, als wenn man einfach sieben gleich aufgebaute Songs aneinander reiht.

Fox: Ja, das stimmt! Wir wollten ein Album mit viel Abwechslung. Wir mögen alle noch Vinyl-Alben, und ich höre gerne ein Album von Anfang bis Ende – ich weiß, dass das heutzutage nicht mehr viele Leute tun. Das war also der Plan: Ein Album, bei dem du dich hinsetzen, entspannen und zuhören kannst.

Wie sieht euer Songwriting-Prozess denn genau aus?

Fox: Bei diesem Album war es ein bisschen anders. Wir haben diesmal nicht erst die Songs zusammen im Proberaum geschrieben, sondern haben schon früher damit angefangen. Die Ideen für die meisten Songs stammen von JB, wir arbeiten dann dazu. Wir wollten so viel wie möglich zusammen schreiben, denn dadurch merkt man eher, ob es auch jedem passt. Und dann schreibt JB alle Texte für die Songs.

Ihr seid ja Schweden, und auffallend viele schwedische Bands haben so tolle, eingängige Melodien. Woran liegt das?

Fox: Puh… vielleicht weil wir schon so viel singen, wenn wir noch Kinder sind. Und wir singen, wenn wir trinken. (lacht) Und in der Dusche. (lacht noch mehr) Es ist etwas kulturelles. Wir haben viele staatliche geförderte Musikschulen, es ist also leicht, dort ein Instrument zu lernen. Aber ich weiß es nicht sicher. Meine Freunde aus der Musikszene haben ihre Instrumente nicht in den Musikschulen gelernt, sondern sich selber beigebracht.

Ludwig: Es gibt schon Besonderheiten in Schweden. Es ist leicht, einen Proberaum zu bekommen. Es gibt staatliche Unterstützung dafür. Ich habe in London gelebt, war mit fünf anderen in einer Band, und es kostete uns 60 Pfund [ca. 70 Euro], um für vier Stunden zu proben. Also ist es doch kein Wunder, wenn die Leute viel weniger proben als in Schweden. Das könnte auch ein Grund sein.

Welches Equipment nutzt ihr für die Aufnahmen und Live?

Fox: Das ändert sich bei mir fast jeden Abend, vor allem im Sommer, da wir dann meistens auf Festivals spielen. Live und im Studio benutze ich ein Gerät von Tech-21, denn das bringt den Sound, den ich will. Und damit habe ich immer den Sound, den ich brauche, egal in welchen Verstärker ich damit gehe. Ich könnte den Sound damit auch verändern, tue ich aber nicht – ich benutze live immer den gleichen Sound. Stattdessen verändere ich den Anschlag.

Ludwig: Für „The Hunt“ habe ich ein Plexiglas-Schlagzeug verwendet, so ähnlich wie die klassischen Vistalight-Drums von Ludwig. Ich war überrascht, wie gut das klang. Live benutze ich andere Drums. Das Problem ist: Wir beginnen eine Tour nie in Schweden, sondern oft in Deutschland. Also fliegen wie hier her, aber man kann kein Schlagzeug mit ins Flugzeug nehmen, nur die Becken. Auf dieser Tour habe ich nur meine Becken und meine Pedale dabei, auf anderen Tourneen auch oft nur die Double-Bass-Pedale. Den Rest miete ich dann.

Wie entsteht euer Sound? Wisst ihr vorher, wie ihr im Studio klingt oder hat der Producer darauf noch großen Einfluss?

Fox: Wir hatten diesmal und für das Album davor Nico Elgstrand [Bassist der schwedischen Death Metaller Entombed] als Producer dabei, aber wir geben auch selber eine Menge Input. Der Bass-Sound war bisher sehr clean, ich glaube, das nächste Mal will ich ihn rauer. Wir werden sehen… der Song ist das Wichtigste, nicht der Bass-Sound.

Ludwig: Ich hatte vorher nur den Plan, dass die Drums natürlich klingen sollten. Keine Trigger oder sowas, das würde nicht zur Musik passen.

Fox, du hast eben gesagt, dass du live deinen Anschlag änderst. Hat das etwas damit zu tun, dass im Studio die Gitarrenspuren gedoppelt werden, ihr live aber weiterhin nur eine Gitarre habt?

Fox: Ja, auf den Alben spielt die Rhythmus-Gitarre während der Soli weiter, also muss ich mich live viel mehr anstrengen und meinen Stil umstellen, damit es sich nicht schwach anfühlt.

Habt ihr mal darüber nachgedacht, einen zweiten Gitarristen für die Live-Shows anzuheuern?

Fox: Nein. Wir sind ein Trio. Schau dir Black Sabbath an, die sind eigentlich auch nur ein Trio – ein Drummer, eine Gitarre, ein Bass. Keiner beschwert sich über sie oder Motörhead oder Rush… ich denke, wir lassen es, wie es ist.

Spaß beim Interview und der Foto-Session: Ludwig,Tribe-Redakteur Florian Stangl und Fox (v.li.na.re.)

Spaß beim Interview und der Foto-Session: Ludwig,Tribe-Redakteur Florian Stangl und Fox (v.li.na.re.)

Was sind eure musikalischen Einflüsse? Auch neue Bands?

Fox: Oh, das ist schwierig… ich glaube, in den letzten fünf Jahren hat mich keine neue Band wirklich gepackt.

Ludwig: Je älter man wird, desto eher hört man sich das an, was man schon kennt. Man sucht nicht mehr wirklich nach neuen Bands.

Fox: Stimmt. Ich habe sehr viel Black Sabbath gehört, zuletzt aber nicht mehr, und schwedische Death Metal-Bands wie Unleashed, Dismember, Entombed. Sie haben einen anderen Sound als wir, aber sie haben dieses Feeling und diese Energie…

Ludwig: Bei mir ist es AC/DC mit Bon Scott, das wird immer besser, je älter man wird. Neu für mich waren dagegen alte Jazz-Platten, etwas völlig anderes also, aber sehr interessant in Sachen Schlagzeug. Vor allem für Drum-Soli, Jazz-Drummer spielen mehr Soli und es ist weniger hirntot als wenn man sich ein Heavy Metal-Drum-Solo anhört. Das gilt nicht für meines nachher! (lacht)

Letzte Frage, bevor die heutige Show beginnt: Mit welcher Band würdet ihr gerne mal auftreten? Gibt es da vielleicht einen Kindheitstraum?

Fox: Ja, Judas Priest! Könnte aber schwierig werden, vor allem in der Originalbesetzung… und wir haben nicht mit AC/DC getourt.

Ludwig: Ja, dann aber mit Bon Scott! (lacht)

Fox: Das wäre ein Spaß mit AC/DC und Judas Priest…

Vielen Dank für das Gespräch, Fox und Ludwig!

 

Fotos: Daniela Adelfinger (tierra-de-oz.net)

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