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Interview: Kevin Russell
Böhse Onkelz / Veritas Maximus

 

Was war der springende Punkt für dich eine Solokarriere zu starten?

Das ist meine Berufung. Das ist mein Beruf und meine Leidenschaft. Mit den Onkelz ging ja eine lange Zeit nichts mehr. Ich habe mich bemüht, die Jungs wieder als Onkelz Kevin Russellzusammen zu bekommen. Das hat am Anfang zwar nicht funktioniert, aber ich musste auf die Bühne. Deswegen hab ich mir ein paar Gleichgesinnte um mich geschart, und wir haben Veritas Maximus aus der Taufe gehoben. Erst einmal mit Onkelz-Songs, da wir auf die Bühne wollten. Wir wollten vor allem alte Songs der Onkelz spielen. Wir haben letztes Jahr, so glaube ich, 13 Konzerte veranstaltet. Dann haben wir angefangen, eigene Titel zu schreiben, und diese spielen wir jetzt komplett und haben nur noch als Zugabe einen kleinen Block von „ausgewählten“ Onkelz-Songs. Da ist kein Mexico dabei. Auch wenn das Publikum  das gestern wieder geschrien hat. Denn Mexico und Veritas Maximus passt definitiv nicht zusammen.

Letztes Jahr war ich auf dem Konzert in Karlsruhe, da hast du aber Mexico gespielt. Oder habe ich das etwas falsch in Erinnerung?

Ja, das waren ja auch nur Onkelz-Covers. Das war damals noch nicht ganz authentisch. Mir wurde dann auch vorgeworfen, das ich nur covere und keine „eigene Musik“ mache. Aber ich wollte halt auf die Bühne. Ist doch klar wenn ich am Anfang nur Onkelz-Songs im Gepäck habe, dass ich diese dann auch spiele. Ich betrachte das als ganz legitim. War auch geil, hat wirklich Spaß gemacht. Aber jetzt beginnt eine neue Ära. Wir machen jetzt unser Ding mit Veritas Maximus. Das ist eine ganz andere Kost. Die Sache ist: Ich will eine Botschaft geben.

D.h. dass ich nicht ein 0815-Musiker bleiben möchte. Mit diesen Songs interpretiere ich etwas ganz anderes. Ich möchte die Leute zum Nachdenken anregen. Vielleicht wirken die Songs für dein einen oder anderen etwas seltsam. Aber dennoch denke ich, regen die Songs zum Nachdenken an. Es wird eh viel zu wenig gelesen oder gedacht. Deswegen: Unsere Titel sind „Harte Kost“, dass habe ich auch gestern auf dem Konzert gesagt, auch wenn die Leute auf Feiern aus sind, was natürlich auch voll in Ordnung ist. Ich hab ja auch Spaß, aber ich habe gemerkt, dass viele Probleme haben, sich in die Aussage von Songs hinein zu versetzten.

Bei der letzten Videobotschaft von dir hast du doch gesagt, dass viele noch nicht verstanden haben, dass es bei dir keine Onkelz-Show ist. Wie war die Resonanz der Zuschauer gestern?kevin-russell-interview.tribe
Durchweg geil. Wir haben ein gutes Set hingelegt. Wie gesagt, alle Titel von Veritas Maximus. Die kamen auch wirklich gut an. Es sind halt keine 2500 Leute, die von vornherein alles schon kennen. Aber die wissen worauf sie sich bei uns eingelassen haben.

Neulich hast du in Facebook ein Foto mit Ozzy Ossbourne gepostet. Welchen Bezug hast du zu Ozzy?

Man kennt sich ja unter Kollegen. Ozzy ist ein toller Freund. Auch ein Leidensgenosse. Er hatte ja auch seine Probleme mit gewissen Ingredienzien. Das ist ein geiler Typ. Das ist eine Legende. Es war mir eine Ehre, ihn kennen zu lernen und ein bisschen zu plaudern.

Da du das Thema „Leidensgeschichte“ gerade angesprochen hast. Bei einer Videobotschaft hast du gesagt, dass du noch einiges aufarbeiten möchtest. Hast du schon einige positive Erfahrungen erleben dürfen?

Die erste positive Erfahrung ist, dass ich drogenfrei bin und absolut keinen Suchtdruck habe. Ich genieße jeden Tag meines Lebens, als wäre es der erste bzw. der letzte. Das ist geil. Das könnt ihr euch wahrscheinlich gar nicht vorstellen. Ich habe 30-35 Jahre meines Lebens nur auf die Uhr geschaut und auf den Dealer gewartet. Wann brauche ich was… Der Körper hat gesagt, wann ich meine nächste Droge, egal welcher Art, brauche. Ich war mal auf acht Drogen auf einmal drauf und da kamen immer diese Alarmsignale vom Körper: „ Ich muss jetzt diesen Stoff nehmen, damit es mir besser geht“. Das war ein permanentes Denken: „Was nehme ich jetzt als nächstes“. Das ist vorbei! Ich bin so frei und das ist schön. Das war das Erste. Nach außen arbeite ich das für mich auf…

Zudem möchte ich als leuchtendes Beispiel nach außen dastehen, dass ich es geschafft habe. Glaube und Wille! Wenn du das schaffst und machst, dann klappt es. Da bin ich eben ein Beispiel für. Ich glaube, dass ich da noch viel erreichen kann. Ich habe noch Kontakt zu meiner therapeutischen Einrichtung. Dort bin ich noch regelmäßig und mach dort regelmäßig Air-Brush. Es kommen dort auch oft welche auf mich zu, da sie mich ja von den Onkelz kennen und es freut mich, dass ich den Patienten auch etwas helfen kann. So gebe ich hoffentlich etwas zurück, was ich in meine 30 Jahren nicht gemacht habe. Ich hab ja viel Scheiße gebaut. Auch in dieser Hinsicht habe ich noch einiges aufzuarbeiten. Man kann Dinge ja nicht zurück nehmen. Dinge die passiert sind, sind passiert. Aber ich kann mich ändern und dann etwas Gutes dafür tun.

Bei deiner letzten Tour hast du ja auch eine Videobotschaft aufgezeichnet, in der du junge deutschsprachige Musiker als Vorband suchst. Zudem hast du die Aussage von dir gegeben, dass es schon seit längerer Zeit keine gute deutschsprachige Musik mehr gibt?

Das ist so. Ich glaube, dass die meisten Bands, wenn sie dann „Deutschrock“ – ich mag dieses Wort nicht – spielen,versuchen sich in Richtung der Onkelz zu orientieren und covern oft. Es kommt halt oft nichts Eigenes. Also eigene Ideen. Es hört sich halt alles so ähnlich an wie… Irgendwie was Neues, Kreatives, das fehlt mir ein bisschen. Vieles hab Kevin Russell201413Adrian Sailerich bestimmt auch noch nicht gehört. Ich gebe die Hoffnung auch nicht auf, dass früher oder später eine Band kommt, die es schafft auch einen Erfolg über 30 Jahre zu bekommen wie die Onkelz. Wir haben ja Geschichte geschrieben, dass kann uns so schnell keiner nehmen. Es ist wirklich schade. Aber vielleicht kommt es ja noch. Ich gebe die Hoffnung nicht auf.

Aber dennoch, auch wenn so viele Bands euch covern. Es ist doch eine Ehre, dass so viele eure Musik spielen, oder sogar das G.O.N.D nach eurer Auflösung entstanden ist…

Ja, natürlich. Ich spiele auch nächstes Jahr auf der G.O.N.D. Man kann stolz auf die ganzen Coverbands sein. Welche Band hat so viele Coverbands? Aber deswegen werden sie dennoch nicht berühmt. Es muss doch dennoch ein Anreiz da sein etwas Eigenes zu kreieren…

Gestern kam ja die Mail zu Hockenheim Ring 2015…

Ja, schon ausverkauft. In einer oder zwei Stunden. Die sind doch wahnsinnig. Wir spielen wahrscheinlich noch ein Wochenende später. Dann können wir wenigstens 400.000 befriedigen. Wenn man überlegt, dass es seit 2005 doppelt so viele Onkelz-Fans gibt. Und davon haben uns viele noch nie live gesehen. Wir haben ja nicht mal was veröffentlicht, geschweige irgendwas gemacht. Dann muss man sich eigentlich nicht wundern, dass der Hockenheimring so schnell ausverkauft ist. Wir hätten letztes Jahr den Hockenheimring 5 – 6 mal ausverkaufen können. Das ist der Wahnsinn. Und wenn wir schon dabei sind. Die Leute sollen nicht bei eBay irgendwelche Tickets kaufen.

Auf welchen Song freust du dich heute Abend am meisten?

Ach, ich freue mich auf alles heute. Das ist ja ein Kunstwerk aus 12 Songs. Da bedeuten mir alle Songs gleich viel. Bei „Des Teufels Geleit“ gibt es aber nochmal ordentlich Feuer für den Vatikan.

Ich freue mich ja am meisten auf Schicksalsflügel…

Hui, der war gut gestern. Der Song ist ja eine Offenbarung und eine Abrechnung mit meinem „vergangenen Leben“. Ich denke, dass sich mit dem Song auch viele identifizieren können. Es ist ja auch ein Beispiel dafür, dass es Sinn macht, am Leben „teilzunehmen“.

Wie ist das eigentlich vor einem Konzert. Gibt’s da nochmal ordentlich was zu essen?

Nee, ich hab heute morgen schon gegessen. Habe gerade erst 14 kg abgenommen. Meine Stoffwechsel-Kur ist: No-Sports. Ich mach kein Sport, denn das zerstört die Gelenke. Sport ist was für Teenager! Und es klappt. 14 kg in zwei Monaten. Kein Red Bull mehr, keine Süßigkeiten. Nur Fisch und Gemüse und Fleisch und Gemüse. Dann noch ein bisschen Wasser. Hauptsache mit Kohlensäure, damit ich schön rülpsen kann. Es sind halt diese Alltagsgifte. Und die Frauen gucken, sag ich dir.

Den Konzertbericht findest du hier

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Über den Autor des Beitrags

Adrian

Macht mit viel Leidenschaft Fotos von Konzerten und hört am liebsten deutschsprachige Musik.

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