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The Animen – Reisende durch Raum und Zeit

Für das zweite Album ‚Are We there Yet?‘ der Animen, einem jungen Quartett aus dem Genfer Vorort Carouge, musste wohl alles noch eine Spur fetter werden. Mit den Zutaten Beat, Surf, Garage, Soul und Indie Rock kloppte man Anfang 2014 mit ‚Hi!‘ ein Hit-Album raus, das sich gewaschen hatte. Diesmal wurde die Stilschublade noch ein bisschen weiter aufgezogen und aufgenommen wurde diesmal gleich Übersee, in Nashville/Tennessee mit Hilfe von Andrija Tokic (Alabama Shakes). Die Südstaatenromantik hält in Form von Country auch massvoll Einzug im Sound der Schweizer, so erklingen dann und wann heimelige Pedal-Steel-Gitarren. Ansonsten setzt man auf die bewährte Zusammensetzung, auf catchy Refrains, vibrierende Vintage-Gitarren, schrullige Keyboardsounds und die kratzig aufgenommenen Vocals von Sänger Théo Wyser. Und auf ‚Are We there Yet?‘ bedienen The Animen nun auch andere Gemütslagen, begleiten bei Zweifeln, Kater, Herzschmerz. Ein Beleg dafür, dass die Band innerhalb der zwei Jahre seit ‚Hi!‘ gereift ist.

Im Rahmen ihrer kleinen Promotour, die die Band auch nach Berlin führte, in die heiligen Hallen des Labels Noisolution und einem abendlichen Gig im Club Lido zusammen mit Young Rival, standen Gitarrist Jool und Bassist Robin, jener Herr mit dem aussergewöhnlichen Lächeln vom Coverartwork des ersten Album ‚Hi‘, für Fragen zur Verfügung.

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Photos: Julien Depreux. The Animen vlnr: Théo Wyser, Guillaume Louis, Robin Schneider, Julien Marty.

Eurem Sound, den kratzigen Vocals und den Vintage-Gitarren seid Ihr treu geblieben. Wie seid Ihr eigentlich zu dieser Mischung aus Rock And Roll/Soul/Garage/Beat Whatever gekommen?
Jool: „Wir lieben die Musik, und was Ihr hört, ist das Ergebnis, das nach Stunden und Jahren des Spielens und Probens herauskam. Es ist der Versuch, den gemeinsamen Groove zu finden, und vielleicht auch, ein paar gute Songs zu schreiben.“

Für die Songs Eures ersten Albums hattet Ihr wohl alle Zeit der Welt. War es ein grosser Unterschied, die Songs für ein zweites Album zu schreiben?
Robin: „Es war kein grosser Unterschied im Entstehungsprozess unserer Songs. Immer noch kommt jemand mit einer Idee und wir alle basteln dann daran im Proberaum herum. So entstand ‚Hi‘ und jetzt auch ‚Are we there yet?'“

‚Sind wir schon da?‘. Diese Frage, gestellt ungefähr im Minutentakt, begleitete wohl jede Kindheit auf längeren Autofahrten. Was verbindet Ihr mit ‚Are We There Yet?‘. Seid Ihr vielleicht selbst ungeduldig im Tourbus?
Jool und Robin: „Ja, das sind wir wohl. Wir können es als kaum erwarten bis zum nächsten Gig.“

Das erste Album war fast durchgängig eine Partyplatte, auf dem neuen Album wird auch gefeiert, aber ebenso geschmachtet oder sogar gelitten.
Robin: „Das kann durchaus sein. Oder wir sind einfach erfahrener und gereifter. Aber wir lieben es trotzdem, zu feiern und unsere Konzerte sind immer noch eine Einladung zum Tanzen!“

Für das neue Album habt Ihr mit Produzent Andrija Tokic zusammengearbeitet. Wie kamt Ihr an ihn?
Robin: „Wir haben uns nach einem Produzenten umgesehen und stiessen auf einen tollen Mann, der Alben aufgenommen hat, die in unseren Ohren perfekt klingen. Wir fragten an und er sagte zu, so einfach war das. Wir sind ihm sehr dankbar für den Job, den er gemacht hat.“

Wie war es, diesmal mit einem Produzenten zu arbeiten?
Jool und Robin: „Tatsächlich ziemlich problemlos. Andrija ist ein Typ, der niemandem etwas aufdrängt, er veredelt das Material, an dem er arbeitet. Es ist fantastisch.“
Jool: „Es war ein sehr organischer Prozess, wir haben uns sehr viel unterhalten und experimentiert. Die Hauptsache war: ‚Wir sind eine Live-Band, wir schreiben Songs. Wie bekommen wir das am besten auf eine Schallplatte.'“

Also ist es die beste Art und Weise, Band und Musik auf eine neue Ebene zu heben?
Robin: Ja, die meiste Zeit waren wir uns ziemlich einig, wie die Songs aufzunehmen sind. Für manche Schwachstellen haben wir zusammen Lösungen gefunden, in dem Fall konnten wir uns auf ihn verlassen. Das Album wurde zudem live eingespielt, er wusste immer sofort, welcher Take der richtige war und zerstreute somit manche Zweifel.

theanimen_car2_credit_juliendepreuxEs hat ein bisschen Country-Feeling Einzug gehalten, man hört Mundharmonika und eine Pedal-Steel-Gitarre, kam das durch die Aufnahmen in Nashville/Tennessee?
Robin: „Es war nicht von vornherein geplant, nach Nashville zu fahren um dort aufzunehmen. Wir sind dorthin, weil Andrija dort arbeitet. Wir wollten woanders als zu Hause aufnehmen und hätten das auch überall anderswo getan. Aber die Aufnahmen in den USA haben uns mit Sicherheit beeinflusst. Nicht nur wegen der Konzerte, die wir uns dort angesehen haben und der Bands, die wir dort getroffen haben. Es waren auch einfach Dinge, die wir gesehen haben, schon allein beim beim Blick aus dem Fenster. Die Landschaft, die Atmosphäre und das Gefühl, dass wir hier eine ganz wertvolle Zeit verbringen, wir waren Teil des Geschehens dort.“

Ist es wirklich so eine inspirierende Gegend?
Robin: „Auf jeden Fall. Es gibt dort einen Haufen Bands, jeden Abend sind dort Konzerte, irgendwo ist immer Musik. Unsere Stücke sind zwar fast alle bereits in unserem Proberaum in Genf entstanden, aber Nashville war definitiv ein Einfluss.“

Wie habt Ihr die Aufnahmen in Nashville erlebt? Verbindet Ihr ein besonderes Erlebnis damit?
Robin: „Die meiste Zeit unserers Nashville-Aufenthalts haben wir natürlich im Studio verbracht. Einmal haben wir live im FondObject, einem Plattenladen gespielt, beim Record Store Day. Wir haben mit der Band Clear Plastic Masks gespielt, mit der wir eine tolle Zeit hatten. Die Jungs haben uns dann auch im Studio besucht. Die Band ist übrigens ziemlich cool, die solltet Ihr Euch mal anhören.“

Wie hat sich Euer Leben eigentlich verändert, seit Ihr die Animen seid?
Robin: „Nur zum Besten!“
Jool: „Ich glaube, ich spreche für alle Bandmitglieder wenn ich sage, dass wir Reisende sind. Wir sind neugierig auf die Welt da draussen. In einer Band zu spielen und zu touren ist das Beste, was mir je passiert ist.“

Die Radiostationen spielen Euch wohl recht gerne. Wie ist es, wenn man den eigenen Song im Radio hört?
Robin: „Eigentlich hören wir unsere eigene Musik recht selten. Als ich das letzte mal ‚Mami Wata‘ im Radio hörte war es recht seltsam, es hat mich zurück nach Nashville versetzt zu den Aufnahmesessions, welche Verstärker wir benutzten, wie die Backing-Vocals entstanden…“
Jool: „Aber es macht unsere Mütter sehr stolz“

Was macht Ihr, wenn Ihr keine Musik macht?
Jool: „Theo und ich arbeiten in einer Bar. Wir haben Teilzeitjobs, aber die Musik ist nie weit weg. Wir spielen unsere Instrumente täglich, und wenn wir mal jeine Zeit dafür haben, dann hören wir uns Platten an oder suchen Neues. Die Musik hält uns beschäftigt.“

Zur Veröffentlichung gibt es einige Promogigs von Euch. Werdet Ihr mit ‚Are We There Yet?‘ noch auf eine grössere Tour gehen?
Robin: „Weitere Shows sind für den Herbst geplant. Zwischendurch gibt es aber noch einige Auftritte auf Festivals hier und dort. Bleibt dran, wir sehen uns!“

Was wäre jetzt das nächste grosse Ding für Euch, ausser vielleicht auf der Strasse erkannt zu werden?
Jool: „Touren, auch ausserhalb Europas. Wenn wir könnten würden wir am liebsten in Amerika oder Asien touren, das wäre phantastisch.“
Robin: „Wir machen unsere Musik nicht um des Ruhmes willen, wir wollen nur überall auf der Welt gehört werden :)“

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Über den Autor des Beitrags

Chris

Hört gerne Musik und redet/schreibt darüber.

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