Airbourne – Boneshaker
Guckt mal zum Horizont! Seht ihr die Staubwolke? Keine Sorge, das sind nur die vier Aussies von Airbourne, die drei Jahre nach “Breakin’ Outta Hell” mit Nitro im Tank, Sprit im Blut und “Boneshaker”, ihrem fünften bzw. sechsten Studioalbum (je nachdem, ob man die B-Sides-Sammlung von 2017 mitrechnen möchte oder nicht), zwischen den Bierbüchsen im Handschuhfach aus Down Under angerollt kommen.
Es ist ja eine der Bands, die ihren Stil über Alben hinweg nur in homöopathischen Dosen anpassen. Man klingt nunmal wie eine Neuauflage von AC/DC. Vermutlich never ever wird sich daran etwas ändern, und das ist ja durchaus auch gut so, um es mit Wowi zu sagen.
Um trotzdem immer mal was Neues ankündigen zu können, müssen daher schon andere Ideen gefunden werden. Im Falle von “Boneshaker” hat man sich schlicht vorgenommen, “das ehrlichste Rock’n’Roll-Album der 16-jährigen Karriere” aufzunehmen. Damit es nicht bei einer reinen Willensbekundung bleibt, hat man sich dafür mit dem mehrfach Grammy-prämierten Produzenten Dave Cobb zusammengetan. In dessen Brust schlägt zwar ein Rock-Herz, allerdings hat er sich hauptsächlich im Country-Bereich einen Namen gemacht hat und zum Beispiel auch einen Lady Gaga-Song für den “A Star Is Born”-Soundtrack mit produziert.
Mit nur ein paar Riff-Ideen ging es für die Band also auf Dienstreise ins Zentrum der Country-Musik: nach Nashville, Tennessee, a.k.a. “Music City”, genauer gesagt ins RCA Studio A. Dort brachte Cobb das Quartett schließlich dazu, ihre Aufnahmen mehr live und weniger perfektioniert zu gestalten. Kleine Ungenauigkeiten (für Normalos wie uns wahrscheinlich unhörbar) wurden da eher als das Salz in der Suppe gesehen, das die Aufnahmen umso authentischer macht — “One-Take-Aufnahmen, keine Zeitverschwendung, kein Drama”, wie es heißt.
Ob der hörbare Unterschied nun wirklich so auffällig groß ist, sei mal dahingestellt. Ganz unstrittig ist dagegen, dass ihre bewährte “Rock’n’Roll for Life”-Formel immer wieder funktioniert (wenn auch vor allem live): Simpler Rock’n’Roll ohne Schnick-Schnack, bissige Vocals, bisschen dicke Hose, bisschen Schlüpfrigkeit (oder auch ein bisschen mehr, siehe “Sex To Go”) sowie Mitgröl-Chorusse — und das Ganze zwischen schweißtreibend schnell und bluesigem Midtempo und trotz der fehlenden Innovativität auch immer wieder hörenswert. Anspieltipps: Der Titelsong “Boneshaker” und das gleich danach folgende “Burnout The Nitro”.
So schnell, wie der australische Konvoi angebrettert kam, so schnell ist er dann aber schon wieder vorbei. Nach zehn Songs und gerade einmal einer halben Stunde Spielzeit sind die Reifen runtergefahren. “Kein Zeitverschwenden, kein Drama”, eben.Viele weitere CD-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index…