Album Review – Never Back Down – Downfall
Vor ziemlich genau 13 Monaten saß ich das letzte Mal an der Tastatur um über ein neues „Never Back Down“ Album zu schreiben, nun ist es schon wieder so weit. Die fünf Heinsberger waren sehr tatkräftig in diesem zweiten Pandemie-Jahr und haben genug Material geschrieben, um erneut ein komplettes Album zu veröffentlichen. „Downfall“ heißt das neue Werk, welches am 07.10. wieder im Eigenverlag erscheint.
Doch nicht nur das Album wurde produziert, auch insgesamt vier Musikvideos wurden aufgenommen. Für drei davon hat man sich den Videographen Mirko Witzki an Board geholt, welcher unter anderem auch für Emil Bulls, Any Given Day und Cypecore gearbeitet. Zu den Videos kommen wir später noch einmal.
Zuerst wollen wir mal in die Songs reinhören, die die Durchstarter auf den Silberling gepresst haben. Das Album startet mit dem Intro „In Time“, welches durch ein düsteres Piano eine drückende Stimmung aufbaut. Einzeln angehauene Gitarrensaiten tun ihr Übriges, um ein bedrohliches Szenario zu kreieren.
Nahtlos und mit einem Ersten Aufbäumen von Frontman Daryl geht das Intro direkt in „Golddigger“ über. Überraschend klar kommen die ersten Zeilen, des sonst stark shoutenden Sängers daher. Er nimmt ein wenig den Rap-Stil älterer Nu-Metal Bands auf, packt aber immer wieder seinen bekannten Druck dahinter. In den melodischen Refrains übernimmt Gitarrist und Sänger Daniel die Führung. Ein starker Einstieg in die Platte.
Zu „Call to Arms“ wurde bereits ein beeindruckendes Musikvideo veröffentlicht. Im Song selbst werden ähnliche Stilmittel wie in „Golddigger“ verwendet, wobei man ganz klar sagen muss, dass der Clean-Gesang massiv gewonnen hat. Auch, dass von Daryl nicht nur gebrüllt wird, trägt deutlich zur Hörbarkeit bei. Die Melodieführung ist etwas weicher geworden, die Drums kicken immer noch heftig und mit einem satten Breakdown kann der Song ebenfalls aufwarten.
Video zu „Call to Arms“
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Heftig wird es bei „Marigold“. Derbe Riffs und eine satte Bassline legen die Grundlage für Daryl, der sich richtig austobt. Auch in den klaren gesungenen Teilen kommt nochmals mehr Druck auf. Wer Angst hatte, dass „Never Back Down“ sich selbst zu weich spülen, dem wird hier das klare Gegenteil bewiesen. Der Refrain besticht durch absolute Live-Tauglichkeit und einen hervorragenden Mitsingteil, der schon auf der heimischen Couch zum mitgröhlen einlädt. Garniert von einem eingängigen Gitarrensolo findet dieser Track ein zu schnelles Ende.
Die vorher aufgebaute Kraft wird bei „Wrath“ beibehalten. Den druckvollen Takt schüttelt Drummer Andy aus allen Gliedmaßen. Daryl brüllt und rappt, was die Kehle hergibt, und bekommt nur im Refrain leichte Backvocals zur Unterstützung. Ein brutaler Breakdown ist sicherlich das Highlight des Songs, welcher auch gleichzeitig den Schluss markiert.
Im harten Kontrast zum vorherigen Song wird es bei „Nullity“ geradezu soft. Eine geschickte Melodie umwebt den weichen und klaren Gesang von Daniel. Den Titel könnte man fast schon als Power-Ballade beschreiben. Der Refrain ist auf jeden Fall radiotauglich und könnte „Never Back Down“ einem breiteren Publikum zugänglich machen. Zum letzten Drittel nimmt der Song dann nochmal etwas an Härte zu. In diesem Teil darf dann Daryl auch nochmal etwas beisteuern und seine kräftige Stimme einfließen lassen. Definitiv einer der stärksten und überraschendsten Songs auf dem Album.
Damit niemand denkt, dass sich die fünf aus Deutschlands westlichstem Landkreis der Popmusik zuwenden, liefern sie mit „Fear of Failure“ direkt den Gegenbeweis. Voll auf die Fresse startet er direkt durch und bewegt uns dazu im Wohnzimmer einen Moshpit mit der Yucca-Palme zu starten. Dieser endet zwar schnell, macht aber genauso viel Spaß, wie der Band zuzuhören. Die Angst vorm Scheitern hatte Never Back Down auf jeden Fall nicht, als sie diese Platte aufgenommen haben. Jeder Song strotz nur so vor Kraft und Kreativität. „Fear of Failure“ macht da keine Ausnahme.
„Retrospect“ lässt uns kurz durchatmen und bildet das Intro zu „Best of me“. Satte Backtracks garniert mit kreischenden Gitarren und einem shoutenden Daryl, was will man mehr. Das ist Metalcore in Reinform. Auf die Fresse aber mit Herz. Etwas überraschende Unterstützung hat man sich dazu geholt. Die Twitch-Streamerin Ifa (Ifas_Core) übernimmt den klar gesungenen Teil des Songs, hebt dabei die feine Melodie deutlich hervor. Daryls schneller Rap steht in einem harten, aber angenehmen Kontrast dazu. Dieser für „Never Back Down“ ungewöhnliche Mix gipfelt in einem stimmgewaltigen Finale. Ein Meisterwerk.
Video zu „Best of me“
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Wir nähern uns dem Ende der Scheibe. „Karma“ legt direkt zu Anfang richtig los, erinnert an ältere Songs der Band, bekommt im Refrain aber einen sehr modernen Touch verpasst. Im Kopf wandert der Synthesizer von links nach rechts, Daryl growlt mittendrin und Daniels cleane Vocals massieren den Frontallappen. Aus dem nichts verpassen uns „Never Back Down“ dann einen der heftigsten Breakdowns, den ich je von ihnen gehört habe. Da durften sich alle nochmal richtig austoben.
Wie auf der letzten Platte ist auch bei „Downfall“ der Titeltrack hinten angestellt. Er nimmt alle Qualitäten des vorhergegangenen Albums auf und komprimiert sie in einem einzelnen Song. Fiese Breakdowns, satte Drums, filigrane Melodien und zwei Sänger die sich sehr gut aufeinander eingespielt haben. Das minimalische Musikvideo, welches von Mirko Witzki für diesen Song kreiert wurde, stärkt die Besonderheit dieses Titels.
Video zu „Downfall“
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„Never Back Down“ haben mit ihrem neuen Album „Downfall“ ihren Stil gefestigt. Was beim letzten Album noch teilweise etwas unstimmig wirkte, hat sich nun eingespielt. Vor allem der bisher etwas schwächelnde Clean-Gesang hat sich, nach dem Einstieg von Daniel, zu einem Highlight gemausert. „Downfall“ ist keine Revolution des Stiles, sondern eine Evolution. Die fünf jungen Heinsberger können aufregende und abwechslungsreiche Songs schreiben, und sind in der Lage diese dann auch perfekt rüberzubringen.
Die Produktion von „Downfall“ fand wieder im Tonstudio von „Our Mirage“ Frontmann Timo Bronner statt, welcher auch den Mix übernahm. Satt gemischt, mit klarer Differenzierung aller Instrumente und Stimmen, ist das Album ein absoluter Hörgenuss. Der Wunsch noch mehr Palmen in einen Wohnzimmer-Moshpit zu involvieren ist omnipräsent, wird nur von der Aussicht auf Live-Shows gebremst. Die offizielle Release-Show findet übrigens am 26.11. in der Rockfabrik Übach Palenberg statt (Tickets hier). Gerüchteweise soll im kommenden Jahr auch eine kleine Tour geplant sein. Lassen wir uns überraschen.
„Downfall“ erscheint am 07.10.2022 im Eigenverlag. Bestellen könnt ihr die Platte und Merch der Band hier. Zum Release gibt es auch nochmal ein Video zu „Fear of Failure“ welches auf dem YouTube-Kanal der Band veröffentlicht wird. Ansonsten kann man die Platte auch beim Lieblings-Streaming-Dienst durch die Datenleitung genießen.Viele weitere CD-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index…