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Alestorm – Curse of the Crystal Coconut

Hut? – Check!

Rum? – Check!

Schiff? – Ähm…..joa ein Freiburger Bächleboot hätte ich.

Boxen? – Aufgedreht, Sir!

Gut, dann legen wir mal los. Segel setzen, Abspielgerät der Wahl starten und dann Party!

 

Die Checkliste ist also abgehakt, aber wofür überhaupt? Natürlich für die sechste Platte der Piraten in Schottenröcken. Ob die Schotten wirklich große Seefahrer waren ist mir nicht bekannt, aber dass sie einen guten Geschmack für hochprozentiges haben ist wohl unbestritten.

So ist es wenig verwunderlich, dass die fünf Schotten rund um Kapitän Christopher Bowes uns zu einer Party-Kaperfahrt einladen. „Curse of the Crystal Coconut“ heißt das Programm, welches uns in den nächsten Minuten bevorsteht.

Auf welche Art ihr euer Ticket löst, ist übrigens so variantenreich wie ich es schon lange nicht mehr gesehen. Neben den üblichen Silberling, gibt es insgesamt fünf verschiedene Vinylfarben, eine Version mit allen Songs als Interpretation im Stile des 16. Jahrhunderts, eine Fanbox aus Holz der noch diverse Gimmicks beiliegen und zu guter Letzt die gute alte Kassette. Da es hier aber vermutlich den meisten an Abspielgeräten mangelt, gibt es den passenden Alestorm Walkman direkt dazu. Ja, der Krämer ist wirklich ordentlich ausgerüstet worden.

Photo Credit: Elliot Vernon

Der Kapitän hat den Befehl gegeben. Setzen wir die Segel und starten in das Abenteuer. Mit uns an Board sind neben der Stammcrew auch noch eine Menge Gäste, die ich euch nach und nach vorstellen möchte.

Beim verlassen des Hafens knallen wir den winkenden einheimischen direkt die Hymne dieser Reise entgegen. „Treasure Chest Party Quest“ strotzt nur so vor den albernen Lyrics aus den Fingern des Kapitäns, stimmt uns darauf ein eine Menge Geld zu machen und dabei betrunken zu werden. Natürlich nicht ohne die dazugehörige Party. Musikalisch bewegen wir uns auf bekannten Alestorm Terrain. Harte Gitarren, eine Quetschkommode aus der Konserve, und Christophers markante Stimme bilden das Grundgerüst. Ein Hundebellen wirft uns in einen metalcoresken Breakdown mit viel Geschrei. Enden tun wir aber in üblicher Manier.

„Fannybaws“ stellt den geheimen Leader dieser Mission dar. Er ist anscheinend ein außergewöhnlicher Pirat, wenn ihm dieses komplette Lied gewidmet wird. Das Fannybaws im schottischen auch für eine – sagen wir mal sehr unangenehme Person steht, macht den Song dann doch direkt wieder sympathisch. So schön über seinen Chef lästern kann man sonst nur im Homeoffice. Achso, ja – die Instrumente sind wie immer sicher beherrscht, ohne vom bekannten Schema abzuweichen. Vielmehr muss man zu dem Song dann auch nicht mehr sagen. Mitgröhl-Charakter hat der Refrain auf jeden Fall.

Den ersten Gast auf unserer Kaperfahrt dürfen wir auf dem energiegeladenen „Chomp Chomp“ begrüßen. Mathias „Vreth“ Lillmåns von Finntroll steuert einen großen Teil des Gesangs bei. Wie auch immer der Finne auf dieses Boot gekommen ist, er macht seinen Job ordentlich. Deftige Riffs laden zum mit nicken ein. Musikalisch hat der Song aber noch eine weitere Besonderheit. Die Drehleier, ein selten gewordenes Instrument, wird prominent eingesetzt und bekommt in der Hook Raum für ein ausgedehntes Solo.

Gespielt wird sie von der jungen Düsseldorferin Patricia Büchler, dem einen oder anderen besser bekannt als „Patty Gurdy“. Nach ihren ersten Gehversuchen mit der – wen wundert es – Piraten Metallband „Stormseeker“ begann sie erst vor kurzem ihre Solokarriere, komponiert und singt aber mittlerweile auch schon für die Netflix Produktion „Carnival Row“. Hier haben sich die Schotten also aufstrebende Unterstützung geholt. Denn nicht nur auf „Chomp Chomp“ darf sie ihre Saiten quälen, man wird sie auf dem gesamten Album immer mal wieder hören können.

Kümmern wir uns erst mal um weitere Mitglieder unserer Crew. Bei einem Zwischenstopp auf „Tortuga“ lernen wir als erstes Captian Yarrface von Rumahoy kennen. Die zwei Frontmänner ergänzen sich gut und werfen sich die Rumflaschen nur so zu. Ein bisschen erinnert der Song an Rapmetal, viel Syntesizer Einsatz spielt in einer Liga mit Eskimo Callboy und aus dem Hintergrund schmettern uns Tobias Hain und Jan Philipp Jacobs ihre Posaune und Trompete entgegen. Der Song steigert sich in einen fetten Breakdown mit multiplen Stimmen. Extrem Variantenreich geht unser Zwischenstopp auf der legendären Pirateninsel zu Ende.

Video zu Tortuga
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Als wir weitersegeln wollen machen wir allerdings eine erschreckende Entdeckung. „Zombies ate my Pirate Ship“ verhindert unseren Aufbruch. Wir verweilen in einer eingängigen Schiffermelodie und lauschen der Geschichte die Christopher uns zu erzählen hat. Inklusive einem ausgeklügelten Racheplan natürlich. Unterbrochen werden unsere Träumereien nur durch eine weibliche Ergänzung im Gesang. Die eben erwähnte Patty Gurdy kann nämlich auch singen. Abgelöst wird sie dann von Mat Bodor der uns ein wunderbar melodisches Gitarrensolo entgegen wirft. Zum Schluss gönnt uns dann die ganze Crew den Refrain nochmal als Shanty. Mit einem freudigem Grinsen schunkeln wir mit und summen diesen Ohrwurm noch eine ganze Weile mit.

Deutlich folkiger als bisher wird es bei „Call of the Waves“. Wir erinnern uns, die Party wurde mangels Schiff nach Tortuga verlegt, aber was ein waschechter Pirat ist, den dürstet es natürlich Wasser, nach Abenteuer, nach Mord, nach der Weltherrschaft. Das übliche halt für alle unter uns, denen ein Bausparvertrag zu spießig ist. Der Text ist schön, die Musik entspannt, wir hören sehr prägnant das letzte Mitglied der Crew. Ally Storch von Subway to Sally steuert die Violine auf der ganzen Platte bei und darf sich bei „Call of the Waves“ ein wenig austoben. Mit über fünf Minuten hat der Song für Alestorm auch ein ordentliches Format.

Knackiger, zackiger, aber ebenso elegant geht es in „Pirate‘s Scorn“ zu. Ein sauberer Shanty der sich im nächsten Festivalsommer genüsslich mit nem Horn in der Hand mit grölen lässt. Den Inhalt dessen überlasse ich euch. Worum es in dem Song geht wird indes schnell klar. Die Piraten Crew erklärt den Landratten den Plan zur Eroberung der Kokosnuss. Kurz und zackig sind wir dann schon am Ende. Geht ins Ohr, leider aber auch schnell wieder raus.

Das einzige verfügbare Boot auf Tortuga ist anscheinen ein „Shit Boat (No Fans)“. Anders ist es kaum zu erklären, dass der Kapitän in nur etwas über eine Minute so viele Schimpfworte auf das Holzkonstrukt nieder prallen lässt. Die Crew fällt mit ein, und was Kristof am Ende mit dem Garten des Eigners anstellt, hört ihr euch einfach besser selber an.

Diesen Schock muss man erst mal ertränken, und mit wem geht das besser, als mit der „Pirate Metal Drinking Crew“? Über den Text braucht man nicht viele Worte verlieren. Alestorm hat hier mal wieder eine Ohrwurm-Hymne geschaffen die sich wunderbar im Kollektiv brüllen lässt. Vorhergegangen sein sollte aber der exzessive Konsum von Rum, Met, Bier, Wein, Whisky, ach eigentlich allem was irgendwie ein bisschen dusselig macht.

Darth Vader begrüßt uns auf der Insel, er trägt ein Holzbein und jagt einen Japaner um ihm die Arme abzuhacken. Vollkommen natürliche Reaktion wenn ihr mich fragt. Nehmen wir ihn also auf in unsere Crew und lassen uns seine Geschichte erzählen.

„Wooden Leg Part 2 (The Woodening)“ erzählt uns von eben diesem Plan. Einem Spanier möchte er übrigens auch noch seine Beine absägen um sie bei sich anzunähen. Vollkommen logisch. Im Song tauchen dann auch noch unsere letzten Gäste auf. Kaelhakase und Tatsuguchi von Japanese Folk Metal übernehmen – was sonst – die Japaner. Der Spanier hingegen wird von Fernando Rey übernommen, welchen man vielleicht von Afterpain kennt. Damit wäre die Crew dann auch komplett. Der Song hingegen plätschert ein bisschen vor sich hin. Klar der Text ist wie immer vollkommen irre, endet dann doch noch etwas überraschend. Alles in allem ist aber einer der schlechteren der Platte.

Der letzte Song der Platte nimmt dann nochmal alte Tugenden auf. „Henry Martin“ erzählt melodisch die Geschichte eine Piraten wider Willen. Ein schöner Shanty, sauber vorgetragen, ohne Allüren. Leider auch nichts besonderes. So endet die Platte mit einem etwas faden Beigeschmack.

Da wäre wohl mehr drin gewesen. Der Druck der am Anfang vorgelegt wird, verpufft zu Ende weitestgehend. Alestorm klingen wie immer, werden ihre Fans mit vielem Bekannten und einigen überraschenden zufriedenstellen. Die Gastmusiker sind gut platziert und passend ausgewählt. Dennoch langt es bei „Curse of the Crystal Coconut“ eher nur für eine durchschnittliche Gesamtleistung.

Die Platte macht grundsätzlich Spaß und ein bis zwei Songs haben das Zeug zur Festival Hymen. Ein bisschen mehr Konzentration auf den Inhalt als auf die Aufmachung und Ausführung der Platte, hätte dem Album vermutlich gut getan.

Wer sich selber einen Eindruck machen möchte, kann dies ab heute tun. Denn die Scheibe(n) erscheint am 29.05. bei Napalm Records und ist in allen Ausführungen beim Plattendealer eures Vertrauens zu erwerben.Viele weitere CD-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index

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Über den Autor des Beitrags

Eightrocks

Hört am liebsten Symphonic- sowie Powermetal, kann sich aber auch für Pagan und Metalcore begeistern. Wenn er gerade einmal nicht mit Achterbahnen spielt, ist die Kamera im Anschlag.

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