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Battle Beast – No More Hollywood Endings

Battle Beast haben sich in den vergangenen Jahren einen Platz an der Spitze des Hardrock-Olymp erspielt. Grund genug, in ihr neuestes Studiowerk „No More Hollywood Endings“ reinzuhören. Der Titel verspricht epochalen und mit Bekanntem aufräumenden Metal-Genuss — Hauptsache wir landen am Ende nicht in einer Jennifer Aniston-Komödie.

Es ist das fünfte Album der Finnen rund um Frontfrau Noora Louhimo, und das steigt direkt sauber ein: „Unbroken“ nimmt den bekannten treibenden Rhythmus, den Battle Beast in Perfektion beherrscht, wieder auf und verleitet zum Nicken im Takt. Kleine Überraschung in der zweiten Bridge, die mit wuchtigen Chören untermalt wird, welche einen schönen Kontrast zur druckvollen Stimme von Noora bilden.

Der Titeltrack begrüßt uns mit Streichern und einem langsamen, stampfenden, ja fast schon an Johnny Cash erinnernden Beat. Der Song lädt zum Mitsingen ein und liefert genug Stoff für Publikumsinteraktion bei der kommenden Tour. Der Grundtenor erinnert an die Hollywood Diven der 30er-Jahre, ohne dabei kitschig oder aufgesetzt zu wirken.

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Video zu „No more Hollywood endings“

Den kitschigen Teil vermutet man im Piano-Intro von „Eden“, welches zum Glück aber recht kurz geraten ist. Die Zeile „When the tears are in your eyes, You sing a drunken lullaby” gibt Raum für ordentlich Phatos mit angesetztem Gitarrensolo aus den Fingern von Juuso Soinio. Noora haucht ein „Eden“ in exponentieller Wiederholung ins Mikro, bevor sie uns wieder ihr gesamtes Stimmvolumen im letzten Refrain um die die Ohren haut.

In „Unfairy Tales“ werden wir in ein Märchen entführt was definitiv nicht aus der Feder der Brüder Grimm stammt. Der Refrain mit seinem prägnanten Hook erinnert eher an Sitcom-Jingles der 90er-Jahre und lässt einen dabei unvermittelt ein wenig schmunzeln. Ansonsten ist der Song bessere Durchschnittsware, der Fuß wackelt dennoch im Takt. Das langgezogene „Yeah“ entlässt uns auf jeden Fall mit einem seligen Grinsen im Gesicht.

Vielleicht liegt es daran, dass ich diesen Artikel gerade in der Sonne an einem der ersten schönen Tage des Jahres schreibe, aber „Endless Summer“ klingt wie eine Langnese-Werbung. Unweigerlich werden Bilder von braungebrannten Frauen und durchtrainierten Beach Boys vor das innere Auge projiziert, und ich stelle fest, dass ich immer noch nicht meine Strandfigur habe. Musikalisch bewegen wir uns in einer Low-Tempo-Ballade die wieder einmal beweist, dass Battle Beast vor allem von der variablen Stimme der Sängerin lebt.

Back to the 80s – ein 8-Bit Synthesizer-Intro zeigt uns wo die sechs Finnen ihre Wurzeln haben. „The Hero“ – dabei muss ich unweigerlich an Arnold Schwarzenegger zu seinen besten Zeiten denken. Ähnlich gestrickt ist der Song, der uns mit einer Menge Action verwöhnt, auch wenn man sich stellenweise nach dem Sinn fragt. Ein ausgedehntes Gitarrensolo gibt uns auf jeden Fall Zeit nochmal schnellt Popcorn für die zweite Hälfte zu holen, den Noora ist „still calling for a hero“. Na denn – ich hoffe, die gute mag ihr Popcorn mit Zucker.

Alte Tugenden werden in „Piece Of Me“ herausgeholt. Die Rockröhre darf wieder kreischen was die Stimmbänder hergeben. Ein quietschender Keilriemen in der Bridge passt nicht so richtig ins Konzept, oder vielleicht doch, wenn man dem lustigen Nonsens ein Konzept unterstellen möchte. „Piece Of Me“ ist einer der schwächeren Songs des Albums, auch wenn zum Ende nochmal alles aufgefahren wird was das Hard-Rock-Kochbuch so hergibt.

Der Pate macht uns ein Angebot, das wir nicht ablehnen können. „I Wish“ beginnt mit dem Phatos eines Hollywood-Dramas und wird von so vielen Streichern untermalt, dass Hans Zimmer blass vor Neid wird. Wir befinden uns inmitten einer herzzerreißenden Ballade, die sich immer mehr aufbaut und wirklich untypisch für Battle Beast ist. Mit viel Gefühl werden wir in die Geschichte hineingezogen, bis uns die Todesglocken läuten – nein dieses Angebot müssen wir ablehnen.

Wir wechseln zu Braveheart – „Raise Your Fists“ könnte auch zu Gladiator passen. Episch beginnen wir mir wirbelnder Snare-Drum und Streicher-Stakkato. Die Truppen marschieren auf und entlassen uns in die finale Schlacht. Man will den Kriegern förmlich beispringen, begnügt sich aber damit, seine Faust in die Luft zu reißen. Okay – die Leute im Biergarten gucken komisch, aber wen stört das schon, wenn einen die Double-Bass in ihren Bann zieht und die kreischenden Gitarren die Trommelfelle massieren. Als Waffe dient die Luftgitarre beim herrlichen Solo. Dieser Song ist eher ein Kampf gegen das Gefühl, nicht unter lauter Unwissenden vollkommen auszurasten.

Verstärkung bekommen wir von „The Golden Horde“. Im Intro bekommen wir 90er-Jahre Euro-Techno-Beats um die Ohren gehauen. Wir wechseln also mal wieder die musikalische Dekade, bleiben aber ähnlich dramatisch wie zuvor. Noora kreischt, als ob es kein Morgen gäbe. Harte Riffs untermalen den Speed-Metal Rhythmus. Eine kleine Verschnaufpause wird uns gegönnt, als die 90er sich nochmal kurz melden. Hier wirkt es gar nicht mehr so fehl am Platz wie im Intro. Wer da allerdings am Ende gestorben ist, bleibt wohl ein Geheimnis der Band.

„World On Fire“ schaltet im Tempo wieder einen Gang zurück und gibt uns den typischen stampfenden Rhythmus zurück. Der Kopf nickt im Takt, im Refrain wird mit beiden Füßen gewippt. „You’re the one for me, the only one I need“ – Ich will gerade auch nur diesen Song, er ist simpel aber macht unglaublich viel Spaß.

Damit sind wir auch schon am Ende angelangt, die CD-Käufer dürfen sich noch über zwei Bonustitel freuen, die uns für diese Review allerdings vorenthalten wurden. Mit ihnen kommt die Scheibe auf ordentliche 13 Songs. Battle Beast liefert wieder solide ab. Das Album in sich ist abwechslungsreich und kurzweilig. Die vielen Hymnen laden zum Mitsingen oder Kopfnicken ein, sind aber oftmals immer noch so simpel gestrickt, dass böse Zungen wohl immer noch vom Bierzelt-Metal reden. In meinem Fall ist es eher Biergarten-Metal, passt aber zur Stimmung und sorgt für gute Laune.

Das Album ist am 22.03.2019 Nuclear Blast erschienen und sowohl als CD und auf Vinyl erhältlich. Einen Tag später geht es dann schon auf ausgedehnte Europatour, an die sich nach der Festivalsaison eine US-Tournee anschließt. Es gibt also Gelegenheit genug, die Powerfrau und ihr Gefolge live zu sehen.Viele weitere CD-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index

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Über den Autor des Beitrags

Eightrocks

Hört am liebsten Symphonic- sowie Powermetal, kann sich aber auch für Pagan und Metalcore begeistern. Wenn er gerade einmal nicht mit Achterbahnen spielt, ist die Kamera im Anschlag.

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