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Brother Grimm – Home Today, Gone Tomorrow

Man stelle sich eine dunkle Waldhütte vor, eine ‚Black Lodge‘, der in Blairwitch-Project nicht unähnlich. Und einen Mann, der sich dort mit wenigen Instrumenten einschließt. Eine lange, dünne Erscheinung, schulterlanges Haar, wallende Kinnzier, schwarzer Anzug.

Dennis Grimm, ein Mann, eine Gitarre, Megafon, Mundharmonika, Looper, Effektgeräte. Ein auf das Wesentlichste heruntergebrochenes Besenkammerorchester. Spartanische Beats, sparsame Minimalelektronik, Bläser, eine beherrschte, raumgreifende Stimme und wandlungsfähige Gitarren.

„Ach, so was geht?“, ist so ein Gedanke, den man während eines Auftritts von Brother Grimm des öfteren mal hat. Grimm weiss sich eben mit einer gewissen Dramaturgie zu inszenieren. Der Gesang durchs Megafon, der Kontrast der blechern kühlen zur vollen, warmen Stimme, phantastisch! Ebenso das Spiel mit Ebow und Verstärker-Feedback, bei dem mehrere Gitarren-Schichten zu einem monströsen Getöse aufgetürmt werden. Ambiente, filmscorehafte Collagen, beunruhigend an- und abschwellende Klangkulissen, Bluesrock für Kaschemmen der verrauchtesten Sorte, in forschem Tempo rumpelnder Rock, dann wieder das groteske Zusammenspiel aus Vibrogitarren und einem irritierend krächzenden Saxophon.

Grimm erzählt keine Märchen. Was er erzählt ist meist ebenso reduziert wie die Musik, geradezu fragmentarisch, die Idee einer Geschichte sozusagen.

‚Home Today, Gone Tomorrow‘ vermag den Tag des geneigten Hörers über die Spielzeit hinweg etwas surrealer zu gestalten. Zieht an und hält gleichzeitig auf Distanz, eine ambivalente Angelegenheit, ernst, versöhnlich, ironisch. Album und Life-Performance feiern den umsichtigen, bedächtigen Aufbau und den wüsten Abriss gleichermaßen. Gut, dass nicht alles, was in der Hütte geschah in der Hütte blieb.

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Über den Autor des Beitrags

Chris

Hört gerne Musik und redet/schreibt darüber.

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