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Burning Lady – The Human Condition

Denkt man 2016 an den Zustand der Menschheit, dann durchziehen Trauer, Wut und irgendwann auch Resignation die Gedanken. Kriege töten, machen Millionen Menschen obdachlos, zwingen sie zur Flucht. Und in den reichen Industrienationen sind Egoismus und Missgunst präsenter denn je, bedingt durch die von Massenmedien geschickt gestreuten Ängsten vor Terror im Großen oder die simple Sorge vor dem Statusverlust und Existenzängste im Kleinen. Dazu kommt ein blickdichtes Geflecht aus Politik, Wirtschaft und Religion. Trotz Lebensstandard auf hohem Niveau und technischem Fortschritt sind wir dem Mittelalter letztendlich nicht allzu fern.

Fröhlichen Pessimisten: Die weltweiten Krisenherde und alltäglichen Widrigkeiten beschäftigen auch die Band Burning Lady aus dem französischen Lille auf ihrem neuen, zweiten Album ‚The Human Condition‘. Da nimmt man sich thematisch dem Flüchtlingsdrama an, übt sich unverhohlen in Religionskritik und watscht Punks mit reaktionärem Gedankengut ab. Ja, der Ton von Frontfrau Sophie ist strenger geworden, zeitgleich wird musikalisch aber auch ordentlich aufs Gas getreten. Da hat sich eine Menge angestaut, in einem Höllentempo rasen die Nummern nur so vorbei, vorangetrieben von den Gitarren. Klassische Punkrockzutaten wie Sing-Along-Refrains dürfen nicht fehlen, doch am meisten knallen die Songs bei den mehrstimmigen Vocals. ‚Cheerful Pessimist‘ und ‚Dying For Kobani‘ lassen die Basslines hüpfen und machen dann noch einen Off-Beat-Abstecher. Bei aller Geschwindigkeit und Härte sind die Arrangements aber für Punkverhältnisse sehr ausgefeilt, so sorgen einige wenige Einsätze von Keyboards und Akustikgitarren für Dynamik.

Schon das Debüt ‚Until The Walls Fall‘ (2013) wusste auf diesen Seiten sehr gut zu Gefallen, ‚The Human Condition‘ setzt den eingeschlagenen Weg mit der bewährten Rezeptur aus Street-Punk, Punkrock und etwas Reggae konsequent fort, erinnert mit seiner Energie und Wucht teilweise schon an den schnellen Melodic-Hardcore von Pennywise. Textlich beharren die Franzosen auf dem, was wichtig und richtig ist. ‚The Human Condition‘ dürfte eines der stärksten Punkrock-Alben des Jahres sein.

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Über den Autor des Beitrags

Chris

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