Everything Goes Cold – Black Out The Sun
Everything Goes Cold ist eine US-amerikanische Industrial-Band, bestehend aus Mike Blodgett (Keyboard, Backing Vocals, Drums), Josh Zero (Keyboards, Backing Vocals) und James Webb (Gitarre). Hinzu kommt noch Frontmann Eric Gottesmann, Ex-”Psychlon Nine”, der aber lt. eigenen Angaben auch sonst in so ziemlich jeder Industrial-Band war, die “das Pech hatte, in der Bay Area vorbeizukommen”. Bei EGC ist er neben den Lead-Vocals noch für das Programming und Keyboards zuständig.
Die Band zählt u.a. Killing Joke, Combichrist, Font Line Assembly und Chris Connelly als ihre Einflüsse auf. Zwar gibt es da auch Parallelen, allerdings lassen einen diese Angaben eher unpassende Eindrücke bekommen. Viel schlauer wird man auch aus der eigenen Beschreibung nicht: “Musik mit den Sounds und Ideen des 90er American Cold Wave” – daher auch das “Cold” im Namen – “gemischt mit modernem Kontext und Humor – und mit einem großen, bösen Kühlschrank-Roboter”.
Das liegt schon alleine daran, dass der Begriff “Cold Wave” in den USA eine ganz eigene Entwicklung durchlief und es so zum “American Cold Wave” kam. Zudem fragt man sich natürlich was “moderner Kontext” bedeuten soll – und was zur Hölle Humor und ein Kühlschrank damit zu tun haben…
Lasst es mich daher so erklären: Die Musik von EGC bzw. von deren zweitem Album “Black Out The Sun” klingt überwiegend elektronisch. Trotzdem ist auch nach wie vor die verzerrte Gitarre ein wichtiger Bestandteil. Ebenso teils geschriene, teils mit tiefer Stimme gesungene Vocals. Ganz besonders prägen aber die immer wieder durchschimmernden 8bit- bzw. Chiptune-Sounds das Gesamtbild.
Die Texte sind, wie die Musik selbst, überwiegend düster. Ausnahmen gibt es aber, so dass die Stücke schon auch mal mit einem recht eingängigen Hook kommen. Zudem gibt es eben auch mal humorvolle Abstecher, wie alleine schon der Titel des früheren Stücks “I’ve Sold Your Organs On the Black Market to Finance the Purchase of a Used Minivan” zeigt.
Dazu kommt eben noch der Comic-style Kühlschrank namens Edgar G. Chillingston, das Maskottchen. Direkt vielleicht ist da vielleicht kein Zusammenhang zu sehen, aber Eric ist begeisterter Comic-Leser und lt. eigener Aussage auch in seiner Arbeit durch Superhelden-Comics beeinflusst.
Das Album beginnt mit einer Art ruhigem Intro mit 8-bit-Sägezahn-Sounds und passendem Tremolo: “SL.R1S” dürfte eine Neuauflage des Tracks “Solaris” von der vorangegangenen “The Tyrant Sun”-EP sein, worauf auch der Hinweis “bitcrushed and reanimated by Morgan Tucker” hinweist. Das darauffolgende “The Joke” zieht aber andere Saiten auf und zeigt, dass das kein relaxtes “Future Sound Of London”-Album wird. Rhythmisch, harte Gitarrenriffs und giftiger Gesang (der übrigens zunächst ziemlich gewöhnungsbedürftig klingt).
Bis hierher ist dann der grobe Rahmen abgesteckt. Hinzu kommen im weiteren Verlauf noch Gesang, der etwas melodischer ist (z.B. bei “Crawl of the Nameless Beast”), eingängige Refrains (besonders “IAMERROR”), stampfende Beats (“The Iron Fist of Just Destruction”) und auch mal Klänge, die etwas in Richtung Rock und (80er-)Pop gehen (“Serpent Crown” oder “When the Sky Rips in Two You Are Free”).
Im Booklet beweisen die Jungs etwas Nerdigkeit (was mich fast an Spielereien á la “06:21:03:11 Up Evil” erinnert): Zum einen ist der Text zu “SL.R1S” ist in Hex-ASCII-Code notiert. Außerdem gibt es noch eine kleine Denkaufgabe, deren Lösung einen zu einer versteckten Unterseite auf dem Internetauftritt der Band führt. Dort gibt es dann noch ein bisschen mehr über den evil fridge zu erfahren.
“Black Out the Sun” ist was für Genre-Fans, die auf frickelige Industrial-Sounds stehen, auch vor Videogame-Sounds nicht halt machen und auch gerne mal catchy Hooks hören. Mein persönliches Fazit ist gemischt: Dass das Album zu einem Fav in meiner Sammlung wird, vermute ich nicht. Aber es wuchs bisher mit den Durchläufen und ich werde es sicher immer mal wieder gerne „auflegen“.
Die Anspieltipps lauten in jedem Fall: “IAMERROR”, “Crawl of the Nameless Beast” und “Serpent Crown”Viele weitere CD-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index…